Urheberrecht

Pinterest: Online-Foto-Pinnwand lieber anonym nutzen

Buntes Bilderalbum in der rechtlichen Grauzone
Von Susanne Kirchhoff / mit Material von dpa

Pinterest Online-Netzwerk Foto: dpa Ein Klick, und die Fotos hängen an der virtuellen Pinnwand: Mit diesem einfachen Prinzip macht derzeit das Soziale Online-Netzwerk Pinterest Furore. Wer selbst Bilder aus dem Web an seine virtuellen Pinnwände heftet, sollte sich vorher allerdings Gedanken über das Urheberrecht des jeweiligen Fotografen machen, rät der auf Internet-Recht spezialisierte Anwalt Carsten Ulbricht in Stuttgart.

Die virtuelle Pinnwand

Pinterest Online-Netzwerk Foto: dpa Die erste Version von Pinterest ging im März 2010 ans Netz. Der Name ist eine Wortschöpfung, die sich aus "pin" (etwas anheften) und "interest" (Interesse) zusammensetzt - und er erklärt, wie der Dienst funktioniert: Nutzer können über eine Browser-Erweiterung Fotos von beliebigen Webseiten an ihre virtuelle Pinnwand hängen. Mit den "Repin"-Knopf übernehmen sie Bilder aus anderen Galerien. Und dank Verknüpfung mit Facebook und Twitter erfahren die Freunde davon. Wer auf Entdeckungsreise gehen will, kann anderen Nutzern oder Themen folgen, wie das auch bei Twitter üblich ist. Jedes Bild ist mit einem Link hinterlegt, der zur Original-Webseite führt.

Das Pinterest-Prinzip findet immer mehr Fans: In den USA - dem Heimatland des Dienstes - besuchten im Februar 17,8 Millionen Nutzer die Seiten, in Deutschland waren es nach Zahlen des Marktforschers Comscore 268 000. Im Vergleich zu Riesen wie Facebook mit seinen 845 Millionen Nutzern ist Pinterest ein Zwerg. Doch die Reichweite wächst rasant.

Weitergabe von Bildern rechtlich umstritten

Der rechtliche Grat ist bei Pinterest jedoch schmal. "Fotos sind immer urheberrechtlich geschützt, egal wie trivial sie sind", betont Ulbricht. Wer ein Bild an seine Pinnwand hängt, ohne nach Erlaubnis zu fragen, verletzt daher schnell die Rechte des Fotografen. Auch das Zitatrecht greife hier nicht - dafür müsste man sich mit den zitierten Inhalten auseinandersetzen, was bei der Pinterest-Fotoleiste aber nicht der Fall sei. "Die meisten deutschen Juristen kommen zu der Bewertung, dass Pinterest gegen das Urheberrecht verstößt", sagt Ulbricht.

Meiden müssen Nutzer den Dienst aber nicht gleich. Pinterest sei zwar nicht ohne rechtliche Risiken, sagt Ulbricht. Aber: "Von einer Abmahnung habe ich noch nichts gehört." Denn das sei auch für denjenigen, der abmahne, mit einigen Unwägbarkeiten verbunden.

Viele Hersteller und Medien nutzen Aufmerksamkeit durch Pinterest

Ulbricht rät Nutzern, vor dem Pinnen zu überlegen, ob der Website-Betreiber ein Problem mit einer Weitergabe des Bildes habe. "Wer ein Produkt verkauft, hat ja ein kommerzielles Interesse daran, dass andere die Bilder entdecken können", nennt Ulbricht ein Beispiel - hier hat der Rechteinhaber in der Regel kein Problem mit einer Verbreitung seiner Bilder. Adidas etwa erlaubt das Weiterleiten der Fotos: "Das ist ja der Sinn der Plattform." Der Dienst sei eine der am schnellsten wachsenden Websites aller Zeiten, und er locke über die Links hinter den Fotos viele Besucher auf das Firmenportal.

Nicht jeder hat das gleiche Interesse an der Verbreitung seiner Bilder über Pinterest. Bei Künstlern oder kommerziellen Bildagenturen sei das aber vermutlich anders, so Ulbricht. "Konsequent ist: Wer Pinterest nutzen will, sollte sich anonym anmelden."

Pinterest sichert sich ab

Pinterest selbst ist durch die aktuelle Rechtsprechung abgesichert: Für Plattform-Betreiber gilt das Prinzip "Notice and takedown", nach dem sie rechtswidrige Inhalte erst entfernen müssen, wenn sie einen Hinweis darauf erhalten haben. Das Startup gibt sich problembewusst: Es hat ein Formular zur Meldung von Urheberrechtsverletzungen entwickelt. Zudem können Website-Macher mit einem Code-Schnipsel verhindern, dass sich Bilder pinnen lassen. Wenn es hart auf hart kommt, bringt das Nutzern aber nicht viel, betont Ulbricht: "Das nimmt nicht diejenigen, die Inhalte eingestellt haben, aus der Haftung." Ähnliches dürfte auch für den deutsche Pinterest-Klon der Samwer-Brüder namens Pinspire gelten.

Update, 15.00 Uhr: Pinterest ändert Nutzungsbedingungen

In der obigen rechtlichen Beurteilung spielt sicherlich auch eine Rolle, ob sich Pinterest die Bilder, die Nutzer an die Pinwand im Internet heften, selbst zu eigen macht oder nicht. In diesem Zusammenhang meldet Pinterest heute eine wichtige Änderung seiner Nutzungsbedingungen, die freilich auch Fotografen und Bildagenturen freut, die Pinterest selbst nutzen: Die Foto-Plattform entschärft ihre umstrittenen Nutzungsbedingungen und streicht den Passus, wonach es Bilder seiner Nutzer verkaufen darf. Das sei ohnehin nie beabsichtigt gewesen, erklärte Pinterest am Wochenende in einer E-Mail an die Mitglieder. Man habe beim Start der Plattform vor einem Jahr lediglich Standard-Formulierungen verwendet. Die neuen Regeln sollen am 6. April in Kraft treten.

Mehr zum Thema Social Media

Mehr zum Thema Urheberrecht