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Generalschlüssel für Erpresser-Software Petya veröffentlicht

Die Ransomware Petya sorgte nach WannaCry in den letzten Wochen für große Schlagzeilen. Nun ist der Generalschlüssel zum Entschlüsseln aufgetaucht. Betroffene von NotPetya schauen allerdings in die Röhre.
Von Stefan Kirchner mit Material von dpa

Einige Opfer von Cyber­attacken mit Erpresser-Software können möglicher­weise aufatmen. Die Entwickler von Petya und einiger Unterarten des Schädlings haben einen General­schlüssel veröffentlicht, mit dem sich die Daten wieder lesbar machen lassen. Er funktioniere für alle Versionen der Schad­software, inklusive GoldenEye, bestätigte Anton Ivanov, Sicherheits­forscher bei Kaspersky, in einem Twitter-Beitrag.

Bei Daten, die mit der jüngsten Abwandlung NotPetya verschlüsselt sind, auch als Salsa und EternalPetya bezeichnet, soll er jedoch nicht funktionieren. Ob es bei dieser Schad­software gar nicht um Erpressung ging oder der Code einfach nur schlampig programmiert wurde, sei noch unklar, schreibt das Technologie-Portal Golem. Kostenlose Werkzeuge, die bei der Entschlüsselung helfen, gibt es demnach noch nicht, sie dürften aber in Kürze veröffentlicht werden.

Zweite Malware-Welle innerhalb kürzester Zeit

Seit 2016 sind der Erpressungs-Trojaner Petya und seine Varianten wie GoldenEye oder jüngst NotPetya weltweit in Umlauf. Die Schad­software nistet sich in Windows-Rechnern ein, verschlüsselt Daten und fordert von den Opfern Löse­geld. Zu den Opfern der jüngsten Cyberattacke gehörten unter anderem die Reederei Maersk, der Nivea-Hersteller Beiersdorf sowie zahlreiche Unternehmen und Behörden in der Ukraine.

Laut Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik kurz BSI standen auch in einigen Unternehmen in Deutschland die Produktion oder andere kritische Prozesse still. Bei dem jüngsten Angriff sind einige Experten auch der Ansicht, dass es nicht um das übliche Geld­verdienen mit der Erpressung der Nutzer, sondern um das Zerstören von Daten ging.

Faszinierend ist eigentlich die Geschichte hinter der Entdeckung des besagten General­schlüssels, um von Petya verschlüsselte Daten wieder zu entschlüsseln. So habe Janus, der Entwickler von Petya, ein Zitat aus dem James-Bond-Film GoldenEye fallen gelassen und in besagter Szene wird der Schlüssel auf einem Computer eingegeben. Insofern stimmt die Um­schreibung, dass MalwareBytes "den General­schlüssel erraten hat". Gegenmaßnahmen für Petya Anton Ivanov von Kaspersky hat die Echtheit des Generalschlüssels für Petya bestätigt
Screenshot: Anton Ivanov / Twitter

Das Problem mit NotPetya

Die Entwickler von Petya sagten selbst, dass NotPetya kein Abkömmling ihrer Schad­software sei, sondern von einem anderen Entwickler stammt. Das Fatale daran ist: Die Code-Basis ist zwar ähnlich, aber bei der Verschlüsselung wurde erheblich geschlampt, wie MalwareBytes in einem Blog­beitrag beschreibt.

Konkret wird während des Ver­schlüsselungs­vorgangs der zugehörige 128-Bit-Schlüssel zum Entschlüsseln fehlerhaft gespeichert, sodass dieser nicht rekonstruiert werden kann. Üblicherweise wird für die Salsa20-Methode ein Schlüssel mit 256 Bit verwendet. Einmal von NotPetya befallen, sind die Daten höchst­wahrscheinlich unwiderruflich verloren. Denn auch wenn ein Teil des Salsa20-Algorithmus rekonstruiert werden kann, so reicht dieser nicht aus, um den eigentlichen Daten­schlüssel zum Entschlüsseln wieder­her­zustellen.

Genau diese zuvor nicht aufgefallene Nach­lässigkeit bei der Programmierung von NotPetya führte dazu, dass die Malware irr­tümlich als Wiper eingestuft wurde. Eine Malware die nur das Ziel hat, Daten so effektiv wie möglich zu zerstören. Erst durch die Analyse und den Zufalls­fund mit dem verloren gegangenen Schlüssel zum Entschlüsseln wurde NotPetya schließlich zur klassischen Erpressungs­malware korrigiert.

Wie Sie sich vor derartiger Malware schützen können, erklärt Ihnen unser Ratgeber zum Thema Sicherheit.

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