Perfomance-Test: Netbook-Festplatten im Vergleich
Von Steffen Herget
Wer sich ein Netbook kaufen möchte, steht gerade als Laie häufig vor der Frage: worin unterscheiden sich die ganzen Dinger eigentlich, wenn es um die reine Leistung geht? Taktfrequenz? Minimal. Arbeitsspeicher? Meist ohnehin nur 1 GB an Bord. Chipsatz und Grafik? Wenn kein Nvidia Ion oder Broadcom Crystal HD an Bord ist, auch Fehlanzeige. Vielleicht die Festplatte? Tatsächlich, hier gibt es einigen Spielraum, und zwar nicht nur bei der reinen Kapazität der Datenträger. Wir haben drei 2,5-Zoll-Festplatten aus Netbooks verschiedener Hersteller in einer kleinen Stichprobe getestet.
Schnelle Festplatte beschleunigt merklich
Natürlich gibt es Festplatten-Benchmarks wie Sand am Meer, aber ein paar generelle Worte über die Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen sollten wir vorab schon verlieren. Der Hauptunterschied zwischen den Festplatten liegt in den Datentransferraten, Zugriffszeiten und dem Cache. Bei den Datentransferraten für Lesen und Schreiben gilt, klar, je höher und konstanter desto besser. Während die meisten 2,5-Zoll-Festplatten, die in Netbooks verbaut sind, mit 5.400 Umdrehungen pro Minute laufen, haben schnellere Modelle eine Geschwindigkeit von 7.200 U/min, was sich positiv auf die Transferraten auswirken sollte.
Eine schnellere Festplatte ist häufig auch für eine insgesamt bessere Performance des Netbooks hilfreich, Programme werden schneller geladen und Fenster flotter geöffnet. Ist die Geschwindigkeit der Platte möglichst konstant gleich hoch, geht auch das Kopieren großer Datenmengen schneller als bei stark schwankenden Geschwindigkeiten. Nachteil bei Festplatten mit 7.200 U/min: häufig mehr Vibrationen und Geräuschentwicklung. Ein in der Vergangenheit häufiger aufgetauchtes Negativbeispiel ist das Nokia Booklet 3G, das mit einer langsam laufenden Festplatte mit vergleichsweise niedrigen Transferraten ausgerüstet ist. Das lässt das ganze Netbook im Test träger erscheinen, als es mit der restlichen Hardware eigentlich sein müsste. Sicher, die Festplatte ist nicht allein für Wohl und Wehe verantwortlich, auch alle anderen Komponenten müssen gut aufeinander abgestimmt sein. Als zentrales Element ist die Festplatte aber äußerst wichtig und gibt vielmals die grundlegende Geschwindigkeit vor.
Starke Schwankungen trüben Gesamtbild
In unserem kleinen Test finden sich zwei Festplatten mit 5.400 U/min und eine 7.200er. Die Seagate ST9250315AS steckt im Acer Aspire One D250, eine Hitachi HTS543216L9S verrichtet im Asus Eee PC 1005HA-M ihren Dienst. Das Business-Netbook HP Mini 5101 hat eine schnell drehende Fujitsu MHZ2160BJ G2 an Bord. Alle Platten haben eine Kapazität von 160 GB.
Die Hitachi-Festplatte im Eee PC konnte uns in den Tests am wenigsten begeistern. Alle drei durchgeführten Tests mit HD Tune zeigten extrem schwankende Geschwindigkeiten beim Schreiben und Lesen, die durchschnittlichen Transferraten variierten zwischen schlechten 31,4 und richtig miesen 18,6 MB/s. Die mittleren Zugriffszeiten liegen bei über 20 ms, die Auslastung der CPU beim Test betrug im Schnitt über 30 Prozent. Auch im Test mit Passmark lag der Eee PC 1005HA-M in Sachen Festplattenperformance mit 416,1 Punkten am Ende der Skala.
Flotter und deutlich konstanter, obwohl gleich schnell im Sinne der Umdrehungen, war die Segate-Platte im Acer Aspire One D250. Im Schnitt schaffte die Festplatte etwa 55 MB/s, da liegen Welten zwischen dem Hitachi-Datenträger im Eee PC. Das macht sich gerade beim Kopieren großer Datenmengen bemerkbar, der Aspire One D250 ist hier merklich flotter als der mit dem selben Betriebssystem, RAM und Prozessor ausgestattet Eee PC. Die CPU-Last liegt mit durchschnittlich gut 10 Prozent auch deutlich niedriger.
Mehr Umdrehungen = mehr Leistung?
Der letzte Kandidat in unserem kleinen Test ist das Modell MHZ2160BJ G2 von Fujitsu. Die steckt in dem HP Mini 5101, einem Business-Netbook der etwas gehobeneren Klasse, und dreht nicht mit 5.400 Umdrehungen, sondern schnelleren 7.200 U/m. Das macht sich tatsächlich in den Messwerten, aber auch der täglichen Arbeit bemerkbar. Die Fujitsu-Platte schaufelt Daten noch
schneller hin und her, die durchschnittliche Geschwindigkeit liegt bei über 60 MB/s und ist extrem konstant, die Zugriffszeiten von unter 16 ms sind zudem ziemlich flott. Allerdings können am HP Mini 5101 auch die Nachteile der 7.200 Umdrehungen betrachtet werden, je nach Tischplatte übertragen sich die Vibrationen der Festplatte deutlich und sorgen für ein ordentliches Nebengeräusch. Die generelle Arbeitsgeschwindigkeit ist bei dem Business-Netbook mit der schnell drehenden Festplatte ebenfalls höher, was aber auch zum Teil an dem bewährten Windows XP liegen kann, das hier zum Einsatz kommt.
Natürlich ist dieser Test in Stichproben nicht repräsentativ, aber gibt schon Anhaltspunkte darauf, wie stark die Leistungen von Festplatten und dadurch gesamten Systemen schwanken können. Wer jetzt einen eigenen Test mit HD Tune verzweifelt feststellt, dass die eigene Festplatte recht langsam oder auch mittlerweile schlicht zu klein ist, muss nicht verzagen. Wie wir schon einige Male gezeigt haben, ist ein Festplatten-Tausch bei den meisten Netbooks kein großes Problem, und im Regelfall passen alle gängigen 2,5-Zoll-SATA-Festplatten in Netbooks. Empfehlenswert wären zum Beispiel folgende Modelle: Seagate Momentus 7200.4 500 GB 6,4 cm (2,5 Zoll) interne Festplatte HDD S-ATA 300 Mbit/s 7200rpm 16MB Cache für 78,92 Euro bei Amazon: Mit ihren 7.200 U/min ist die Seagate Momentus sehr flott unterwegs und bietet starke Datenübertragunsraten, trotzdem ist die Geräuschentwicklung sehr gering. Der Preis von unter 80 Euro ist vollauf gerechtfertigt. Samsung HM320II 320GB interne Festplatte (6,4 cm (2,5 Zoll), 8MB, SATA) für 49,89 Euro bei Amazon: Der Preisbrecher in unseren Empfehlungen ist die 320-GB-Festplatte von Samsung. Schon für unter 50 Euro ist der Datenträger zu haben und sorgt so für mehr Speicherplatz am Netbook. Western Digital WD5000BEVT Scorpio Blue 500GB interne Festplatte (6,4 cm (2,5 Zoll), 5400RPM, 8MB Cache, S-ATA) Bulk für 60,12 Euro bei Amazon: Mit nur rund 10 Euro Mehrkosten im Vergleich zum Samsung-Modell bietet diese Festplatte von Western Digital ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und mit 500 GB auch ordentlich viel Platz.