Paybox Austria: Ende eines Bezahl-Pioniers
Das heutige Logo der Paybox hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Gegen moderne Verfahren wie Apple-Pay hat es kaum noch Chancen.
Logo: Paybox Bank AG Austria
Erinnern Sie sich noch an Paybox? Sie war der Pionier des mobilen Bezahlens in Deutschland und ihrer Zeit um Lichtjahre voraus. Damals gabs noch gar keine Smartphones und Apple war ein Hersteller von edlen Tischcomputern der Oberklasse.
Seinerzeit revolutionär
Das heutige Logo der Paybox hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Gegen moderne Verfahren wie Apple-Pay hat es kaum noch Chancen.
Logo: Paybox Bank AG Austria
Das Verfahren war denkbar einfach. Der Kunde ging in den Laden oder stieg in ein Taxi. Bezahlung per Paybox? Ja bitte.
Der Händler oder Taxifahrer rief die kostenlose 0800-Rufnummer von Paybox an. Dann tippte er ins System die Handy-Rufnummer des Kunden ein, das Handy des Kunden klingelte ebenfalls, eine Stimme meldete sich mit "Paybox. Wollen Sie Betrag xy an Händler abc bezahlen? Ihre PIN bitte" Der Kunde tippte die PIN ein, der Händler hörte an seinem Telefon "Der Betrag xy ist bezahlt" und damit war die Sache erledigt. Die Abbuchung erfolgte beispielsweise vom Girokonto des Kunden, eine Kreditkarte war überhaupt nicht notwendig. Kosten entstanden für den Privatkunden ebenfalls nicht.
Besonders beliebt war die Möglichkeit, von "Privat zu Privat" Geld zu übermitteln, ganz ohne Gebühren, das wurde eifrig genutzt. Manche Händler "tarnten" sich sogar als "Privatleute", um die Transaktionskosten zu umgehen.
Ignoranz und Kostendruck
Weil Handy-Anrufe über 0800 für den Anbieter Paybox auf Dauer zu teuer wurden, stieg man auf ein Verfahren per Quittungs-SMS um. In Deutschland scheiterte Paybox schließlich am Widerstand der etablierten Mobilfunknetzbetreiber und gab deshalb auf. Dabei war sogar die Deutsche Bank als Investor an Bord gewesen, die es aber nicht einmal schaffte, all ihre Bank-Kunden auf das Bezahlverfahren hinzuweisen. Der Service-Provider Debitel (damals noch ohne Mobilcom) hatte es gleich verstanden und bot seinen Kunden das Verfahren an. Eine Weile erfreute sich das Verfahren auch in Deutschland unter Kennern einer gewissen Beliebtheit.
Tu felix Austria
In Österreich machten sie es richtig. Die dort damals schon marktführende Austria-Telekom (Mobilkom A1) stieg bei Paybox mit ein, damit konnten alle A1-Kunden automatisch mit Paybox bezahlen. 2006 stiegen noch die Orange Austria (zuvor noch "One", heute Teil von "Drei") und 2008 die T-Mobile Austria (heute Magenta.at) mit ein. 2009 wurden eine Million Parkscheine darüber verkauft.
Wende 2012
Die Zeit schreitet voran, nach 2012 ging es mit Paybox leider langsam "bergab", berichtet der in Wien erscheinende Standard
Paybox war über Jahre der "führende Bezahlservice in Österreich" gewesen. Neben Parkscheinen und Tickets für den öffentlichen Nahverkehr konnten Nutzer schon 2012 bei der Imbisskette McDonald's inzwischen über den NFC-Chip mit Paybox bezahlen.
Ab 2012 sorgten neue gesetzliche Regelungen dafür, dass Paybox scharenweise Kunden verlor. Zahlreiche Bestandskunden reagierten nämlich nicht auf die Aufforderung von Paybox, Unterlagen zur Verifizierung ihrer persönlichen Bezahl-Daten zu schicken. Ursache dürfte auch gewesen sein, dass 2012 noch die allermeisten Prepaid-"Wertkarten" ohne jegliche Registrierung in Österreich nutzbar waren, sprich die Kunden waren anoynm und wollten es wohl weiter bleiben. Die Gesetzgeber hatten Angst vor "Geldwäsche" und "illegalen Finanztransfers".
Die Folge war klar: Paybox musste vielen Kunden kündigen. Dann verlangte Paybox auch noch Gebühren für bestimmte Dienste. Das wollten die Kunden erst recht nicht. Damit ging es mit dem mobilen Bezahl-Pionier steil bergab.
Der Anfang vom Ende
Seitdem modernere Bezahldienste wie Apple Pay auch in Österreich boomen, ist Paybox kaum noch gefragt. Der Mobilfunker A1 schränkt sein Angebot "Paybox" künftig nur noch auf das Handyparken ein. Offizielle Begründung: "Neue gesetzliche Regelungen für Zahlungsdienste". 90 000 Kunden sollen betroffen sein.
Automatische Kündigung
Nutzer, die Paybox weiter für das Handyparken nutzen wollen, müssen sich in ihrem Online-Konto aktiv bis zum 11. September auf "Paybox starter" ummelden, sonst wird der Vertrag automatisch zum 12. September gekündigt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass dabei nochmal ein Großteil der verbliebenen Kunden durch das Sieb fallen dürfte.
Konkurrenz durch Apple
Neuen Anbietern wie Apple Pay konnte Paybox nichts mehr entgegensetzen. Apple Pay hat in Österreich seit seinem Start im April 2018 ähnlich kometenhaft wie in Deutschland und vielen anderen Ländern seine Fans gefunden. Die Werbung für Apple Pay hat einen interessanten Nebeneffekt, stellt der "Standard" fest. Andere Handybezahlservices fänden auf einmal auch größere Beachtung.