Breitband

Opengiga: Glasfaser für alle?

"Vectoring ist ein Fail", mit diesem Statement geht das Glasfaser-Start-up Viaeuropa Deutschland mit Opengiga in die Offensive. So soll das Modell funktionieren.
Von Daniel Rottinger

Glasfaserausbau soll voranschreiten Glasfaserausbau soll voranschreiten
Bild: dpa
Das Start-up Viaeuropa Deutschland möchte das Modell des dezentralen Glasfaserausbaus von Schweden nach Deutschland bringen. Dazu arbeitetet das noch junge Unternehmen mit dem schwedischen Anbieter Viaeuropa zusammen, der dort schon mehrere Jahre operiert. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde das Konzept vorgestellt.

Während in Schweden bereits 49 Prozent der Breitbandanschlüsse auf Glasfaser basieren, sei Deutschland mit nur 1,2 Prozent weit abgeschlagen, so Viaeuropa-Deutschland-Mitgründerin Anke Domscheit-Berg. Daher sieht das Unternehmen hier einen massiven Handlungsbedarf und möchte dem Problem mit einem innovativen Glasfaser-Modell begegnen.

Dezentrales Glasfaserangebot aus vier Komponenten

Glasfaserausbau soll voranschreiten Glasfaserausbau soll voranschreiten
Bild: dpa
Doch wie genau soll der Ausbau mit Glasfaser in Deutschland realisiert werden, wenn das Umfeld derzeit eher auf VDSL-Vectoring ausgelegt ist? Konkret möchte Viaeuropa mit Opengiga ein Modell in Deutschland einführen, welches aus vier grundlegenden Elementen besteht: Einer passiven Infrastruktur, einer aktiven Infrastruktur, einem Marktplatz und virtuellen Servicebetreibern/Resellern.

Dabei würde etwa eine Stadt als passiver Infrastrukturbetreiber für die Verlegung von Glasfaser sorgen und diese finanzieren. Dann könnten sich etwa die Stadtwerke oder andere privatwirtschaftliche Anbieter um die aktive Infrastruktur kümmern, sprich das Glasfasernetz in Schuss halten und das Backend bereitstellen und pflegen. Als weiteres Element würde ein Marktplatz zum Tragen kommen, der die Betreiber aktiver Infrastruktur mit Resellern in Verbindung bringt. Nutzer könnten dann über den Marktplatz frei zwischen unterschiedlichen Serviceprovidern wählen. Dann würde sich der Anwender etwa mit einem Klick etwa für 1&1 entscheiden, die dann etwa für den Kundensupport und die Bereitstellung des Zugangsportals verantwortlich wären.

Wie ist das Geschäftsmodell aufgebaut?

Glasfaser zum monatlichen Preis von 36 Euro Glasfaser zum monatlichen Preis von 36 Euro
Bild: teltarif/Daniel Rottinger
Doch wie soll das Modell finanziert werden? Grundsätzlich würde der Betreiber der passiven Infrastruktur 50 Prozent der monatlichen Grundgebühr erhalten. Das soll die vergleichsweise hohen Kosten, welche bei der Verlegung von Glasfaser anfallen, refinanzieren. Spätestens nach 12 Jahren soll dann etwa die Stadt, die das Glasfasernetz aufgebaut hat, komplett die Investitionskosten eingespielt haben und Gewinne abschöpfen können. Mit rund 30 Prozent der monatlichen Grundgebühr soll der Anbieter der aktiven Netzinfrastruktur bedacht werden. 10 Prozent würde der Betreiber des Marktplatzes erhalten, der bekanntlich für die Vermittlung zwischen dem Anbieter aktiver Infrastruktur und dem Reseller verantwortlich ist. Hier kommt Viaeuropa Deutschland ins Spiel, die hierüber ihre Einnahmen beziehen möchten.

Einen Anteil von 10 Prozent + x der monatlichen Grundgebühr soll dem Reseller zufließen. Ob es bei dem Anteil von nur 10 Prozent bleibt oder der Reseller eine höhere Gebühr für sich einbehalten möchte, hängt wohl auch von der Kostenstruktur des Serviceproviders ab. Die Grundgebühr für einen Glasfaseranschluss mit symmetrischen 100 MBit/s soll dabei mit etwa 36 Euro monatlich zu Buche schlagen.

Wie weit ist das Projekt Opengiga in Deutschland von der Realisierung entfernt?

Die Plattform Opengiga steht technisch bereits in den Startlöchern, schließlich habe sich die Software für den Betrieb des Marktplatzes in Schweden schon seit Jahren bewährt, so Daniel Domscheit-Berg von Viaeuropa Deutschland. Doch wie sollen potenzielle Kunden von dem Angebot erfahren? Das Projekt wird unter dem Label Opengiga vermarktet und soll Nutzer über eine Webplattform erreichen. Wenn sich beispielsweise eine Stadt für das Modell entscheidet, würde dieser ein Platz auf der Seite von Opengiga eingeräumt und Interessenten könnten sich für einen Glasfaseranschluss vormerken lassen. Sobald ausreichend Vertragszusagen eingehen würden, würde mit dem Verlegen der Glasfaseranschlüsse begonnen. Ob das Modell von Opengiga in Deutschland aufgeht, wird die Zukunft zeigen.

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