Online-Handel

Lokaler Online-Handel: Kaum Chancen gegen Amazon & eBay

Als der Siegeszug des Online-Handels begann, hofften viele Gemeinden, den Händ­lern in den Innen­städten mit lokalen Internet-Markt­plätzen im Kampf gegen Amazon und Co. helfen zu können. Doch die bishe­rige Bilanz ist ernüch­ternd.
Von dpa /

Lokale Internet-Marktplätze haben es gegen Amazon und Co. schwer Lokale Internet-Marktplätze haben es gegen Amazon und Co. schwer
(c) dpa
Sie heißen Flens­burg-Shopping.de, Online-City Wuppertal oder Kauf-im Allgaeu.de. Mit lokalen Internet-Markt­plätzen und digi­talen Schau­fens­tern versu­chen zahl­reiche Städte und Gemeinden dem Siegeszug des Online-Handels etwas entge­genzu­setzen. Doch es mehren sich bei Handels­experten Zweifel an der Wirk­samkeit der gut gemeinten Initia­tiven.

"Der Versuch, durch lokale Online-Markt­plätze die Innen­städte zu beleben, ist geschei­tert", urteilt etwa der Handels­experte Gerrit Heinemann von der Hoch­schule Nieder­rhein. Seine Erklä­rung dafür: "Lokale Markt­plätze funk­tionieren im Internet einfach nicht. Es fehlt ihnen an allem, was das Einkaufen im Internet attraktiv macht, von der großen Auswahl bis zu den güns­tigen Preisen."

Statt­dessen werde auf das Prinzip Hoff­nung oder viel­leicht eher noch auf das Mitleid der Verbrau­cher gesetzt. "Aber das war im Handel noch nie ein Rezept, das funk­tioniert."

Wichtig sei es, "sichtbar" zu werden

Lokale Internet-Marktplätze haben es gegen Amazon und Co. schwer Lokale Internet-Marktplätze haben es gegen Amazon und Co. schwer
(c) dpa
Dieses düstere Bild teilen natür­lich nicht alle Betei­ligten. Roman Heim­bold, der mit seinem Unter­nehmen Atalanda allein in Deutsch­land insge­samt 19 Online-Markt­plätze zwischen Alfeld (Leine) in Nieder­sachsen und Frei­lassing in Bayern betreut, wehrt sich dagegen, den Erfolg der Online-Markt­plätze auf die im Internet erzielten Umsätze zu redu­zieren. Auf den von Atalanda betreuten Markt­plätzen seien inzwi­schen zusammen um die 1000 Teil­nehmer vertreten. Doch nur jeder zehnte davon biete tatsäch­lich im Netz Produkte zum Verkauf an.

Für viele Händler und insbe­sondere für Dienst­leis­tungs­unter­nehmen sei es viel wich­tiger, im Internet sichtbar zu werden. "Wir arbeiten vor allem mit klei­neren und mitt­leren Unter­nehmen zusammen und viele davon sind beim Thema Digi­tali­sierung noch sehr entwick­lungs­bedürftig", betonte er. Der Auftritt auf dem lokalen Markt­platz könne dann auch ein erster Schritt sein, um später seine Waren auch auf Amazon oder eBay anzu­bieten.

Ganz ähnlich sieht man das in Wuppertal, das mit dem Portal Online-City 2014 einer der Vorreiter bei den lokalen Markt­plätzen im Netz war.

Auch Rolf Volmerig, Vorstand der Wirt­schafts­förde­rung Wuppertal, räumt ein, dass die online erzielten Umsätze noch nicht sehr beein­druckend seien. Doch berich­teten viele Händler, dass durch den Online-Auftritt neue Kunden in den Läden kämen. Hier mache sich die gestei­gerte Sicht­barkeit der Unter­nehmen im Internet positiv bemerkbar. Außerdem sei die Zusam­menar­beit zwischen den Händ­lern gestärkt worden.

EHI: Lokale Markt­plätze spielen keine nennens­werte Rolle

Eine aktu­elle Markt­analyse des Kölner Handels­forschungs­insti­tuts EHI zeigt, dass die lokalen Markt­plätze im Online-Handel bislang keine nennens­werte Rolle spielen. "Kein einziger von ihnen hat es in unser Ranking der 1000 größten Online-Händler geschafft. Sie tun sich sehr schwer", berichtet EHI-Experte Lars Hofacker.

Horst Hesse von der Hoch­schule Koblenz sieht einen der größten Schwach­punkte der lokalen Online-Platt­formen in der geringen Zahl der teil­nehmenden Händler. In der Regel fänden sich dort nur zwischen 30 und 60 Anbieter pro Ort. Das Ziel, das Shop­ping-Angebot einer Stadt im Internet abzu­bilden, lasse sich damit nicht erfüllen, bemän­gelt er. Er sehe deshalb keine schnellen Erfolge.

Ein Blick auf die Online-City Wuppertal bestä­tigt seine Einschät­zung. Aktuell sind gerade einmal 65 Händler aus der bergi­schen Stadt auf dem Internet-Mark­platz präsent. Und die aller­meisten von ihnen bieten nicht mehr als ein paar Hundert, oder gar nur ein paar Dutzend Artikel auf dem Markt­platz an. Zum Vergleich: Die Zahl der auf Amazon.de ange­botenen Waren wird auf mehr als 200 Millionen geschätzt.

Amazon und eBay bestimmen

Für einen Abge­sang auf die Online-Markt­plätze [Link entfernt] scheint es dennoch zu früh. Atalanda-Geschäfts­führer Heim­bold plant für dieses und das nächste Jahr den Start weiterer lokaler Markt­plätze. Und auch der EHI-Experte Hofacker meint: "Für einen Händler, der keine Erfah­rung mit dem Inter­nethandel hat, sind Online-Markt­plätze eine gute Möglich­keit, erste Erfah­rungen zu sammeln. Das macht es einfa­cher, in der eigenen Stadt digital sichtbar zu werden." Doch fügt er dann noch hinzu: "Um wirk­lich nennens­werte Verkaufs­zahlen zu erzielen, müsse ein Händler dann doch auf großen Markt­plätzen wie Amazon oder eBay präsent sein".

Es ist scheinbar absurd: Immer mehr Deut­sche shoppen im Internet und gehen ihren Einkauf dann im Geschäft abholen. Das hat aber Vorteile - für beide Seiten. Nähere Infor­mationen lesen Sie in einer weiteren News.

Mehr zum Thema Online-Shopping

050630 Nov 19