Online-Audio-Nutzung: Weniger Sessions, längere Hördauer
Spotify büßt leicht an Hörsessions ein
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Haben das Webradio und Online-Audio ihren Zenit in Deutschland erreicht? Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (ag.ma) hat mit der Media Analyse Audio (ma 2019 IP Audio IV) die neuesten Daten zur Nutzung digitaler Audioangebote veröffentlicht. Die aktuellen Zahlen spiegeln die wachsende Nutzung von Online-Audio-Angeboten wider: Die
1156 ausgewiesenen Angebote werden monatlich 320 Millionen Mal abgerufen. Dabei liegt eine durchschnittliche Session bei rund 50 Minuten.
Im Vergleich zur letzten Erhebung (ma 2019 IP Audio III) sank die Anzahl der Sessions leicht von knapp über 322 auf 320 Millionen, dafür stieg die durchschnittliche Hördauer von 49 auf 50 Minuten. Das Wachstum des Marktes zum Vorjahr liegt bei 13 Prozent, die Nutzung der Simulcast-Streams (also UKW- und DAB+-Programme im Internet) steigt sogar um 18 Prozent an. Allerdings gab es zum zweiten Mal in Folge bei den Gesamt-Sessions einen leichten Rückgang. Ob die Online-Audio-Nutzung in Deutschland tatsächlich an ihrem Höhepunkt angekommen ist, müssen weitere Auswertungen im kommenden Jahr zeigen.
Keine direkte Vergleichsmöglichkeit mit Podcasts und DAB+
Spotify büßt leicht an Hörsessions ein
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Fakt ist in jedem Fall, dass Podcasts und Audio-on-Demand im Online-Audio-Business eine immer stärkere Rolle spielen, die möglicherweise auch zulasten der linearen Angebote geht. Allerdings fehlt hier noch eine einheitliche Erhebung. Ähnlich sieht es beim Vergleich mit dem terrestrischen Digitalradio DAB+ aus. Diesem attestierten sowohl die ag.ma als auch der Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten starkes oder sogar überproportionales Wachstum. Es gibt jedoch keine Statistiken über eventuelle Hörerbewegungen.
Die Werbewirtschaft setzt weiter im digitalen Bereich auf das Online-Streaming, da dieses auch eine Personalisierung bei Spots erlaubt, was mit klassischen Rundfunkverfahren wie DAB+ nicht möglich ist. "Die Ergebnisse der ma IP Audio belegen die innovative Kraft, mit der Radioprogramme im Web erfolgreich ihre Hörer ansprechen", sagt Frank Bachér, Digitalchef von Deutschlands größtem Vermarkter RMS. "Unsere Aufgabe, in diesem Umfeld wirksame Werbeformate zu schaffen, wird durch die steigenden Reichweiten von Online-Audio-Angeboten noch wichtiger. Marketingverantwortlichen liefern wir hier eine sichere Bank für ihre digitale Kommunikation – mit garantierter Hearability ihrer Werbebotschaften".
Deutschlandradio top, leichte Verluste bei Spotify
Herausragender Gewinner der ma 2019 IP Audio IV war das Deutschlandradio, das die Zahl seiner Streaming-Sessions um über 1,6 Millionen auf jetzt knapp 6,9 Millionen steigern konnte - ein Plus von 32 Prozent. Erstmals leicht abwärts ging es beim Streamer Spotify, der knapp zwei Millionen Streaming-Sessions einbüßte, aber mit über 121 Millionen Sessions immer noch einsam an der Spitze steht. Auch hier sind weitere Auswertungen erforderlich, um zu analysieren, ob der Streaming-Primus bereits seinen Zenit überschritten hat.