Deezer will nicht mehr als Musikstreamer bezeichnet werden
Smart Speaker treiben Online-Audio voran
Foto: Hama
43,85 Millionen Menschen in Deutschland hören Online-Audio-Inhalte. Das sind drei Millionen mehr als im Vorjahr. Doppelt so viele Menschen wie vor einem Jahr nutzen inzwischen Smart Speaker, insgesamt 7,2 Millionen. Das sind zwei Ergebnisse aus dem aktuellen Online-Audio-Monitor 2019, der auf dem Digitalradiotag anlässlich der IFA in Berlin von Landesmedienanstalten und Verbänden veröffentlicht wurde.
Webradio- und Audio-on-demand-Angebote erreichen 2019 bereits 62,2 Prozent der Deutschen (ab 14 Jahre). Zuwächse verzeichnen Webradios, die von 41,5 Prozent (+ 3,8 Prozentpunkte) genutzt werden, Musikstreaming-Dienste (+ 5,5 auf 32,2 Prozent), Podcasts und Radiosendungen auf Abruf (+ 3,4 auf 16,8 Prozent) sowie Hörbücher oder Hörspiele im Internet (+ 4,0 auf 14,9 Prozent).
Nutzung der Online-Audio-Angebote immer regelmäßiger
Smart Speaker treiben Online-Audio voran
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Die Nutzung der Online-Audio-Angebote erfolgt zudem immer regelmäßiger. Jeder Zweite ab 14 Jahre in Deutschland (54 Prozent) schaltet mindestens monatlich ein. Besonders dynamisch ist dabei das Wachstum der Audio-on-demand-Angebote. So steigern Hörbücher ihre mindestens monatliche Nutzerschaft um 50 Prozent, Podcasts bzw. Radiosendungen auf Abruf um 42 Prozent.
Meistgenutzte Online-Audio-Inhalte sind in erster Linie Musik, gefolgt von Nachrichten, Services wie Wetter und Verkehr sowie lokalen und regionalen Inhalten. Fast drei Viertel der Online-Audio-Nutzer hört die Inhalte über das Smartphone (+ 3,5 Prozentpunkte auf 73 Prozent). Immer mehr schließen ihr Smartphone auch an ihr Autoradio an. Das steigert die Online-Audio-Nutzung im Auto (+ 6,6 auf 27,8 Prozent). Kräftig zugenommen hat auch die Audio-Nutzung über Smart Speaker (+ 7,7 auf 13,4 Prozent).
Der Anteil der Personen ab 14 Jahre, die Zugang zu Smart Speakern haben, verdoppelt sich auf 10,2 Prozent der Bevölkerung hierzulande. Das Abspielen von Audio-Inhalten ist mit großem Abstand die am häufigsten genutzte Funktion dieser Geräte.
Der Großteil der Nutzer ist sehr zufrieden mit seinem Smart Speaker. Gleichzeitig geben drei Viertel der Nutzer an, dass ihr Smart Speaker nicht immer das spielt, was sie sich gewünscht haben. Wenn der Smart Speaker unerwünschte Audio-Inhalte abspielt, fragt allerdings nur jeder Zweite nach Alternativen.
Audio wird neues Leitmedium
Im anschließenden Panel "On demand, mobil, smart: Wird Audio zum neuen Leitmedium?" beantworteten alle Teilnehmer die Ausgangsfrage mit einem klaren Ja. Medienberater Lars Peters, der die Keynote sprach, stellte fest, dass Podcasts immer professioneller würden, es fehlten allerdings noch Geschäftsmodelle für die Vermarktung.
Ralph Pighin. Senior Vice President Europe von Deezer möchte, dass sein Unternehmen nicht mehr als Musikstreamer bezeichnet werden soll, sondern als Online-Audio-Streamer. Das Angebot sei inzwischen auch von Podcasts oder Hörspielen beeinflusst, die Musik sei lediglich das Einstiegsportal zur breit gefächerten Deezer-Welt. Dem klassischen Radio wolle man trotzdem keine Konkurrenz machen: "Eine Nachrichtensendung von Deezer wird es nicht geben".
Aus diesem Lager kommt Felix Kovac, Geschäftsführer von Antenne Bayern. Er freut sich, dass Online-Audio so stark zunehme, auch mit Blick auf die Möglichkeiten der personalisierten Werbung, die das terrestrische Digitalradio DAB+ nicht liefern könne. Er findet es bemerkenswert, dass Inhalte wie Podcasts inzwischen auch den Weg ins Auto fänden. Mit "Lautgut" habe man ein eigenes Label für Podcasts geschaffen. Er kündigte zudem eine Digitalisierungsstrategie an, die aus DAB+, Streaming und Podcasts bestehen und künftig 25 Prozent des Umsatzes generieren soll. Diese müsse noch von den Gesellschaftern genehmigt werden.
Offene Fragen der Regulierung
Dr, Anja Zimmer, Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), sieht aber auch Probleme bei der schönen neuen Audiowelt. Viele Podcasts von so genannten "Influencern" seien nicht durch Werbung gekennzeichnet. Die Medienanstalt gehe hiergegen vor, Werbung und Inhalte müssten strikt getrennt werden oder Inhalte als Werbung gekennzeichnet werden.
Außerdem arbeiteten die Landesmedienanstalten an einer Regulierung von Smart Speakern, vor allem beim Thema "Wie gehe ich mit eigenen Inhalten um". Sie sieht es kritisch, dass die Sprachassistenten gewisse Dienste bevorzugen, während gleichwertige Konkurrenten nicht mehr so leicht auffindbar seien. Malte Kosub, Mitgründer und Geschäftsführer des Skill-Produzenten "Future of Voice" verweist jedoch darauf, dass Alexa inzwischen neben einem "Default"-Dienst auch Alternativen vorschlage.