Oktoberfest: Datenflut und smarte Bier-Bestellung?
6-7 Millionen Besucher erwartet das Münchner Oktoberfest. Und alle wollen telefonieren oder Filme oder Bilder übertragen. Der große Mast gehört zu einem Fahrgeschäft.
Foto: Picture Alliance / dpa
Am Samstag startet in München mit dem traditionellen "Ozapft is" das Oktoberfest 2019. Egal ob im Dirndl oder in Lederhosen, das Smartphone wird auf dem Oktoberfest mit dabei sein, damit die sechs bis sieben Millionen erwarteten Besucher ihre Erlebnisse mit aller Welt teilen können.
Extreme Herausforderung
6-7 Millionen Besucher erwartet das Münchner Oktoberfest. Und alle wollen telefonieren oder Filme oder Bilder übertragen. Der große Mast gehört zu einem Fahrgeschäft.
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Für die Telekommunikationsunternehmen stellt die "Wiesn" eine enorme Herausforderung dar, denn auf kleiner Fläche möchten sehr viele Menschen in drei Netzen gleichzeitig telefonieren, im Internet surfen oder Bilder verschicken. (Das vierte Netz kommt - nach heutiger Planung - erst ab 2021.)
Vodafone erwartet plus 30 Prozent Daten
Der Netzbetreiber Vodafone erwartet für das Oktoberfest 2019 eine Steigerung seines Datenverkehrs um mehr als 30 Prozent - und damit einen neuen Daten-Rekord. Deshalb baut der Mobilfunkanbieter nach eigenen Angaben "sein bislang stärkstes Netz" auf der Theresienwiese auf - und nach dem Oktoberfest wieder ab.
In diesem Jahr werden alleine von Vodafone etwa 130 LTE-Antennen auf LTE 1800, LTE 2100 und LTE 2600 die Gäste des weltberühmten Volksfestes versorgen. Unter idealen Bedingungen können dann die Wiesn-Besucher aus aller Welt im Netz von Vodafone mit bis zu 500 Megabit pro Sekunde (MBit/s) ihre Daten herunterladen. Beim Upload könnten bis zu 150 MBit/s möglich sein, das aktuellste Handy/Smartphone vorausgesetzt. Damit dürften manche Erlebnisse schneller im Netz, als von den meisten Festnetz-Anschlüssen aus sein.
Spitzentempo: 500 MBit/s
Möglich werden die neuen Spitzen-Geschwindigkeiten auf dem 42 Hektar großen Festgelände durch die Technologie "Vierfach MiMo (4x4 MiMo mit 20 MHz Bandbreite)". Für Vodafone funken diese MiMo-Antennen erstmals im Oktoberfest-Netz. Die insgesamt 130 LTE-Antennen sind innerhalb des Festgeländes auf 21 Mobilfunkstationen (im Vorjahr waren es 18 Standorte) installiert.
Mit seinem Wiesn-Netz realisiert Vodafone innerhalb Münchens eine zusätzliche Infrastruktur, die etwa der Mobilfunkversorgung einer mittelgroßen Stadt in Deutschland entspricht. Das Vodafone-Netz auf der Wiesn ist mit leistungsstarken Switches ausgestattet und an eine Glasfaserleitung angeschlossen sind, um eine konstante Leistung sicher zu stellen. Zudem wurden alle vorhandenen Radio-Access-Networks (RAN) auf IP umgestellt.
Allein der Hin- und Wegtransport der temporären Systemtechnik ist eine logistische Meisterleistung – insbesondere da der Aufbau der Mobilfunkanlagen während der "letzten heißen" Tage vor der Eröffnung parallel zu allen sonstigen Aktivitäten auf dem Oktoberfest-Gelände umgesetzt wird. Die gesamte Infrastruktur wird nach Wiesn-Ende wieder abgebaut und wartet dann schon auf ihren nächsten Einsatz.
Dieser enorme Technikeinsatz muss detailliert vorbereitet werden: Die Funknetz- und Kapazitätsplaner bei Vodafone haben dabei im Vorfeld die Verbindungs- und Nutzungszahlen im Vodafone-Mobilfunknetz für das vergangene Fest analysiert. Wo und wann gab es Engpässe? Welches waren die Spitzenzeiten für die Nutzer? Wie hat sich die Gesamtnutzung der Mobilfunkdienste entwickelt? Alle diese Daten flossen in die Planung der benötigten Funkzellen ein, damit die Wiesn-Besucher störungsfrei mobil telefonieren, chatten und im Internet surfen können.
Oktoberfest total digital?
Über ein mit IoT digitalisiertes Oktoberfest hat sich die Telekom Gedanken gemacht.
Foto: Deutsche Telekom
Wie man das Oktoberfest noch mehr digitalisieren könnte, hat sich Martina Morawietz, Corporate Bloggerin bei der Deutschen Telekom überlegt.
Im Kern: Schlaue Dinge, Sensoren und ein Netz – kurz das Internet der Dinge (kurz: IoT). Hendl, Würstl und Haxn muss es frisch geben. Knapp 150 Gastrobetriebe müssen dort lückenlos nachweisen, dass sie die Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit einhalten, etwa über eine App.
Schnelle Reparaturen
Defekte Toiletten sind ein Gräuel auf dem Fest. Mit einem digitalen Schlüssel ließe sich jede Art von Arbeitsmaterial direkt in den Kofferraum des Installateurs liefern – von Armaturen bis Sanitärkeramik.
Automatisch Bier nachbestellen
Falls das Bier ausgehen sollte, könnten sich die Wiesn-Wirte mit IoT-Service Buttons ausstatten lassen und auf Knopfdruck Bier nachbestellen, leere Container abholen lassen und technische Störungen in den Schankleitungen melden. Der digitale Knopf ließe sich einfach an der Theke oder im Lager anbringen, er bestätigt jede ausgeführte Bestellung. Hoffen wir nur, das der Bierkutscher nicht im Stau stecken bleibt.
Parkplätze?
Parkplätze sind bei solchen Festen Mangelware. Sensoren im Straßenbelag oder in Parkhäusern würden freie Plätze melden, eine Vorreservierung wäre möglich. Vielleicht weiter zur Wiesn mit dem Fahrrad oder dem E-Scooter. Per Mobilfunk wissen Betreiber, Nutzer über eine App, wo noch ein Fahrrad oder ein Roller zu finden sind. Vielleicht auch eine App am Handy, die meinen Alkoholpegel misst, mein Auto sicher vor der Weiterfahrt schützt und gleich ein Taxi ordert.
Falls Sie auf die Wiesn gehen: Welches Netz nehmen Sie mit? Wie sind Ihre Erfahrungen? Brechen die Datenraten ein, brechen Gespräche ab oder ist alles, wie normalerweise gewohnt und störungsfrei? Schreiben Sie uns im Forum.
Bei o2 steht in diesem Jahr das Oktoberfest unter dem Motto: Mehr LTE - weniger GSM.