Ohne Kabel

Facebook plant VR-Brille ohne Kabel

Virtuelle Realität blieb trotz massiver Investitionen der Anbieter bisher ein Nischengeschäft. Facebook hofft, das mit einer VR-Brille ohne Kabel zu ändern. Aber auch Rivalen arbeiten an diesem Konzept.
Von Stefan Kirchner mit Material von dpa

Virtual Reality / Oculus Rift by Facebook Trotz geringer Marktanteile steht Facebook hinter der VR-Brille Oculus Rift
Foto: picture alliance / dpa
Facebooks neue Oculus-Brille zur Nutzung virtueller Realität ohne lästige Kabel soll laut einem Medienbericht noch in diesem Jahr vorgestellt werden. Das neue Gerät zum Preis von rund 200 Dollar soll auf Spiele, Video und Unter­haltungen in Online-Netzwerken aus­gerichtet sein, schrieb der Finanz­dienst Bloomberg.

Derzeit gibt es zwei Arten von VR-Brillen. Ab 70 Euro zu haben sind Gehäuse wie das Google Daydream VR-Headset, in die man ein Smartphone reinsteckt, damit es als Bildschirm und Recheneinheit dient. Allerdings muss das zu nutzende Smartphone explizit für die Daydream-Plattform zertifiziert sein, sonst bleibt der Bildschirm sprichwörtlich schwarz.

Und dann gibt es Brillen mit eingebautem Display wie Oculus Rift oder die Vive von HTC, die ein hoch­wertigeres VR-Erlebnis bieten - aber auch einen Computer mit hoher Grafik-Leistung brauchen, zu dem ein Kabel führt. Diese Brillen wurden ursprünglich für 700 bis 800 US-Dollar verkauft, dann bot Sony mit seiner Playstation VR für 400 US-Dollar eine günstigere Alternative.

Wireless Virtual Reality

Virtual Reality / Oculus Rift by Facebook Trotz geringer Marktanteile steht Facebook hinter der VR-Brille Oculus Rift
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Facebook-Chef Mark Zuckerberg hatte ein Gerät in der Mitte zwischen den beiden heutigen Extremen auf dem Markt bereits im vergangenen Jahr in Aussicht gestellt. Die Idee sei, dass jemand im Flugzeug einfach eine solche Brille aus der Reise­tasche holen und sich einen Film ansehen könnte, schrieb Bloomberg. Ein Problem mit den Smartphone-Brillen - auf die zum Beispiel auch Google bei seiner VR-Plattform Daydream setzt - ist, dass Smartphones durch ihr Eigen­gewicht den Schwer­punkt nach vorne verlagern. Bei einer Brille mit eigenem Display kann das Gewicht dagegen durch die Verteilung der Komponenten besser austariert werden.

Zuckerberg zeigt sich immer wieder über­zeugt, dass virtuelle Realität, bei der Nutzer in künstliche digitale Welten ein­tauchen können, ein großes Potenzial hat. Neben Spielen sieht er Bildung und zum Beispiel den Verkauf von Reisen oder das Immobilien­geschäft als mögliche Anwendungen. Zuckerberg kaufte Oculus, einen Pionier bei VR-Brillen, vor über drei Jahren für rund zwei Milliarden US-Dollar. Facebook investierte danach massiv in das Unternehmen, um die VR-Brille Oculus Rift zur Markt­reife zu bringen. Aber auch neue Inhalte pusht der Konzern mit viel Engagement.

VR kämpft mit geringer Akzeptanz

Doch trotz eines breiteren Angebots an Geräten verschiedener Hersteller blieb VR als Plattform für Konsumenten bisher noch ein deutliches Nischen­geschäft. Und Oculus liegt dabei laut Markt­forschern deutlich hinter den Rivalen zurück. So kam Sony nach Berechnungen des Markt­forschungs­unternehmens IDC im ersten Quartal 2017 bei insgesamt knapp 2,3 Millionen weltweit verkauften VR-Brillen auf einen Markt­anteil [Link entfernt] von 18,8 Prozent. HTC mit der Vive sahen die Analysten bei 8,4 Prozent und Facebook mit Oculus bei 4,4 Prozent. Derzeit wird die Oculus Rift mit einem massiven Rabatt für 450 Euro verkauft. Marktführer ist Samsung mit seinen Gear-VR-Modellen, die auf einen Marktanteil von 21,5 Prozent kommen.

Facebook hofft, dass ein günstiges Gerät ohne Kabel die Wende bringen könnte. Zu­gleich arbeiten laut Medien­berichten auch HTC, Samsung und Lenovo an der Produkt­kategorie. Während HTC die nächste Generation der Vive ohne Kabel plant, wird der taiwanische Konzern nebenbei zusätzlich ein weiteres VR-Headset entwickeln. Wie bei Lenovo soll bei diesem Modell die Standalone-Variante von Googles Daydream-Plattform die Grund­lage bilden.

Facebook plane, für die Produktion der neuen Brille den vor allem für seine Smart­phones bekannten chinesischen Elektronik-Anbieter Xiaomi und dessen Netz­werk an Auftrags­fertigern ins Boot zu holen, schrieb Bloomberg. In China solle das Gerät dann auch unter dem Xiaomi-Markennamen verkauft werden. Das Umsatzstarke Weih­nachts­geschäft in diesem Jahr werde Facebook mit dem Geschäft verpassen, weil der Verkaufs­start erst für kommendes Jahr anvisiert sei.

Interessant ist jedoch, wie 360-Grad-Inhalte für VR-Brillen überhaupt produziert werden. teltarif.de hatte in Kooperation mit der Deutschen Telekom die Chance Backstage bei der Übertragung eines 360-Grad-Konzerts dabei zu sein.

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