Telefónica/o2

Editorial: Netz mit Abstand

o2 hat das Netz mit den meisten Funklöchern: Wann greift der fusionierte Netzbetreiber endlich an?
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o2-Logo Gute Preise, aber mehr Funklöcher als die Konkurrenz: Teleónica/o2
teltarif.de / Daniel Molenda
Egal, wer mal wieder einen Netztest veröffentlicht, das Bild ist so gut wie immer dasselbe: Die Deutsche Telekom liegt vorn, recht dicht dahinter folgt Vodafone und dann mit deutlichem Abstand Telefónica/o2. Letztere machen zwar Fortschritte, aber nicht schnell genug, um zu den Spitzenreitern aufzuschließen. Dehnt man den Netztest auf die gesamte deutschsprachige Region aus, bleibt das Bild dasselbe: Zwar liegen die beiden Schweizer Spitzenreiter Swisscom und Sunrise noch etwas vor der Telekom, aber die rote Laterne bleibt - mit Abstand - bei Telefónica/o2. Das ist sehr schade, denn man hätte sich von der Fusion mit E-Plus eigentlich erhoffen dürfen, dass ein schlagkräftiger Anbieter entsteht. Stattdessen hat man das Gefühl, dass ein schwerfälliges Konglomerat entstanden ist, das vor allem mit sich selbst beschäftigt ist.

Die Beseitigung selbst gravierendster Engpässe im Netz dauert bei Telefónica/o2 jeweils mehrere Monate. Letztes Jahr ging beispielsweise am Berliner Hauptbahnhof lange Zeit gar nichts mehr. Teilweise war es nicht einmal mehr möglich, eine SMS zu versenden oder zu telefonieren, geschweige denn, größere Datenmengen zu übertragen. Mit Sicherheit werden solche Engpässe von den internen Netzüberwachungssystemen bereits zu einem Zeitpunkt gemeldet, wo nur wenige Nutzer betroffen sind. Unterbleibt dann eine rechtzeitige Erweiterung der Kapazitäten, wird es für die Nutzer anschließend immer schlimmer.

Zwar muss man o2 auch bescheinigen, die Probleme dann doch jeweils nach einiger Zeit zu lösen. Aber bis dahin müssen die Kunden viel Geduld mitbringen. So ist wirklich unverständlich, warum sich o2 Funklöcher selbst bzw. sogar gerade in Gebieten mit vielen Touristen leistet: Wenige Monate, nachdem der Berliner Hauptbahnhof endlich versorgt worden war, gab es Probleme rund um Alexanderplatz und Hackeschen Markt. Dabei sollte sich an solchen Orten doch mit Roaming gutes Geld verdienen lassen!

Aufgrund des Netzausbau-Rückstands kann o2 auch tariflich nicht mithalten: Es ist durchaus vernünftig, dass o2 derzeit nicht dem Vorbild von Telekom und Vodafone folgt und ungedrosselte mobile Daten-Flatrates anbietet. Hierzu müsste zunächst das LTE-Netz kräftig ausgebaut werden. Freilich entgeht dadurch o2 ein lukratives, weil gut zahlendes Kundensegment.

Netzintegration auf der Agenda

o2-Logo Gute Preise, aber mehr Funklöcher als die Konkurrenz: Teleónica/o2
teltarif.de / Daniel Molenda
Ein Teil der Probleme von o2 rührt aus der schwierigen und zeitaufwändigen Integration der beiden bisherigen Netze. Dort, wo Basisstationen des alten o2-Netzes und des alten E-Plus-Netzes noch dicht an dicht stehen, wechseln die Kunden quasi permanent zwischen den beiden Netzen hin und her, wenn sie sich bewegen. Das belastet die Signalisierungskanäle besonders stark. Entsprechend wichtig ist es, die Netzintegration baldmöglichst abzuschließen. Hier liegt man inzwischen deutlich hinter dem ursprünglich anvisierten Zeitplan.

Gleichzeitig steht 5G vor der Tür: Der nächste Mobilfunk-Standard wird schneller kommen als noch vor ein oder zwei Jahren erwartet. Die Deutsche Telekom hat in Berlin bereits zwei 5G-Basisstationen in Betrieb genommen. Wann folgt o2?

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