Echte Flatrates: o2 Free Unlimited im Vergleich

Neu sind Smartphone-Tarife mit Allnet-Flat und echter Daten-Flat auf dem deutschen Mobilfunkmarkt nicht. Die Deutsche Telekom bietet den MagentaMobil XL Premium bereits seit zwei Jahren an. Dieser Vertrag ist mit einer monatlichen Grundgebühr von 199,95 Euro allerdings kein Schnäppchen. Kein Wunder also, dass selbst aus Telekom-Kreisen hinter vorgehaltener Hand zu hören ist, dass die Zahl der Kunden, die sich für das Angebot entscheiden, "überschaubar" ist.

Telekom machte den Anfang

Tarife mit echter Flatrate
Logos: Anbieter, Grafik: o2, Foto/Montage: teltarif.de Die Telekom war im März 2018 auch der Vorreiter unter den deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern, die eine echte Flatrate für unter 100 Euro Grundgebühr pro Monat anbot. 79,95 Euro monatlich kostet der MagentaMobil XL, der - wie der "große" Tarif - eine Allnet-Flat für Telefonate und SMS-Mitteilungen mit einer echten Flatrate für die mobile Internet-Nutzung kombiniert.

Die Unterschiede zum Premium-Tarif liegen im Detail. Im 200-Euro-Vertrag bekommen die Kunden jedes Jahr ein neues Smartphone, beim 80-Euro-Kontrakt handelt es sich um ein SIM-only-Angebot. Wer dazu auch ein Handy (alle zwei Jahre) haben möchte, zahlt monatlich 20 Euro extra.

MagentaMobil XL Premium mit Flatrate auch in Nordamerika

Der MagentaMobil XL Premium bietet eine echte Daten-Flatrate auch in den EU- und EWR-Staaten sowie in der Schweiz, in den USA, in Kanada und in der Türkei. Der "kleinere" Tarif hat nur reguliertes EU-Roaming mit 23 GB Highspeed-Datenvolumen monatlich in den EU- und EWR-Staaten. Schon in der Schweiz und erst recht in den USA, in Kanada und in der Türkei gibt es keine Inklusivleistungen.

Als weiterer Unterschied kosten MultiSIMs im MagentaMobil XL monatlich 29,95 Euro pro Karte extra. Kunden, die sich für den Premium-Tarif entscheiden, bekommen bis zu drei SIM-Karten pro Vertrag ohne zusätzliche Kosten. Nicht zuletzt will sich die Telekom im MagentaMobil XL auch die Festnetznummer für günstige Erreichbarkeit mit einem Aufpreis von 9,95 Euro pro Monat vergolden lassen. Im MagentaMobil XL Premium fallen dafür keine zusätzlichen Kosten an.

WLAN-Hotspot-Flatrate als Pluspunkt für Telekom-Kunden

Die WLAN-Hotspot-Flatrate ist wiederum in beiden Tarifen ohne Aufpreis enthalten, während Vodafone und o2 keine vergleichbaren Features haben. Eine Hotspot-Flatrate mag für Nutzer eines echten LTE-Flatrate-Tarifs entbehrlich sein. Befindet sich der Kunde aber beispielsweise in einem Gebäude mit schlechtem Mobilfunkempfang, das mit einem Hotspot ausgestattet ist, so kann auf diesem Weg noch eine Datenverbindung aufgebaut und dank WLAN Call auch telefoniert werden.

Vodafone Red XL mit echter Daten-Flat

Zwei Monate nach der Telekom ging Vodafone mit seinem Smartphone-Tarif mit echter Daten-Flatrate an den Start. Zu diesem Zweck wurde der Monatspreis des Red XL in der SIM-only-Version um 5 Euro auf 79,99 Euro angehoben. Gleichzeitig wurde aus den bisherigen 14 GB Highspeed-Inklusivvolumen pro Monat eine echte Flatrate. Zudem wurde der Red-XXL-Tarif, der für monatlich 104,99 Euro gleich 25 GB ungedrosseltes Datenvolumen im Monat bot, für Neukunden eingestellt.

Wenig überraschend bewegt sich der Vodafone-Tarif preislich auf einem mit dem MagentaMobil XL von der Deutschen Telekom vergleichbaren Niveau. Die Inklusivleistungen sind vergleichbar. Allerdings ist die Red+MultiSIM für 10 Euro pro Monat und Karte zubuchbar. Kunden, die bis zu zwei weitere SIM-Karten zum Vertrag bekommen möchten, zahlen demnach pro Extra-SIM nur etwa ein Drittel dessen, was die MultiSIM bei der Telekom kostet. o2 ist Spätstarter bei Tarifen mit echter Daten-Flat
Foto: Telefónica

o2 ließ sich länger Zeit

Als o2 wenige Tage nach Vodafone neue Tarife vorstellte, rechnete die Fachwelt damit, dass nun auch der Münchner Mobilfunk-Netzbetreiber einen Smartphone-Vertrag mit echter Flatrate vorstellt. Das war im Mai allerdings nicht der Fall. Stattdessen wurden o2 Free Boost und o2 Connect eingeführt, sodass die Kunden bis zu 60 GB Highspeed-Volumen pro Monat und bis zu zehn SIM-Karten zu einer Rufnummer bekommen können.

Mit dem Start des o2 Free Unlimited, wie sich die echte Flatrate bei der Telefónica-Marke nennt, ließ sich die Telefongesellschaft noch zwei weitere Monate Zeit. Ab 21. August ist der neue Tarif nun erhältlich. Das Angebot kostet ohne Handy 59,99 Euro pro Monat und ist demnach rund 20 Euro monatlich günstiger als die vergleichbaren Tarife von Telekom und Vodafone. Eine Flex-Variante mit kurzer Vertragslaufzeit gibt es - anders als für die anderen o2-Free-Tarife - nicht. Bei Telekom und Vodafone sind 24 Monate Laufzeit ebenfalls obligatorisch.

Festnetznummer inklusive

Wie bei den Mitbewerbern bekommen die Kunden eine Allnet-Flat für Telefonate und den SMS-Versand und die Möglichkeit, den mobilen Internet-Zugang unbegrenzt zu nutzen. Ohne Aufpreis ist zudem eine Festnetznummer für die günstige Erreichbarkeit im Preis enthalten. Diese mag in Zeiten von Allnet-Flatrates an Bedeutung verlieren, ist ansonsten aber nur im 200-Euro-Tarif der Telekom ohne Aufpreis enthalten.

Mit o2 Free Unlimited macht Telefónica gegenüber den im Mai vorgestellten anderen o2-Free-Tarifen einen kleinen, aber für viele Kunden vielleicht entscheidenden Rückzieher: Die Connect-Funktion, mit der die Anwender bis zu zehn SIM-Karten zum Vertrag bekommen, gibt es nicht - dabei stellt o2 eigentlich heraus, dass die Kunden immer mehr vernetzte Geräte wie Smartphones, Tablets, Smartwatches, mobile Hotspots etc. nutzen. Auch herkömmliche MultiCards können von Neukunden nicht hinzugebucht werden. Bestandskunden, die bereits zusätzliche SIM-Karten zum Vertrag nutzen, können diese zu o2 Free Unlimited mitnehmen, wobei dann pro Extra-SIM 4,99 Euro monatlich zusätzlich berechnet werden.

Unterschiede beim mobilen Internet-Zugang

Der Alles-inklusive-Tarif von o2 unterscheidet sich von den Angeboten der Mitbewerber vor allem durch den Preis. Dabei sollten Interessenten aber auch die Unterschiede in der Netzqualität bedenken. So erreicht das LTE-Netz von Telefónica bei weitem nicht den Ausbaustand, den die Mitbewerber bieten, auch wenn der Münchner Betreiber derzeit bestrebt ist, den Rückstand gegenüber Telekom und Vodafone aufzuholen.

Die beworbenen maximalen Datenübertragungsraten der Netzbetreiber (bis zu 500 MBit/s im Telekom-Netz, punktuell sogar Gigabit-Geschwindigkeiten im Vodafone-Netz und maximal 225 MBit/s bei Telefónica) sind eher Theorie. Aber auch in der Praxis sind die Datenraten bei o2 oft niedriger als bei der Konkurrenz, wie jüngst der lokale Netztest von connect in München gezeigt hat. Die 4G-Netzabdeckung war bei Telefónica sogar besser als bei Telekom und Vodafone. Gesamtsieger wurde aufgrund der besseren Performance aber doch die Telekom.

Beim Roaming außerhalb der EU punktet Vodafone

Wer nicht gerade zum 200-Euro-Tarif der Telekom greift, der auch in den USA, in Kanada und in der Türkei nutzbar ist, muss außerhalb Europas bei Telekom und o2 mit wenig attraktiven Roaming-Konditionen vorliebnehmen. Optionen sind nur für die mobile Internet-Nutzung, nicht aber für Telefonie und SMS verfügbar.

Vodafone bietet beispielsweise in den USA für 5,99 Euro pro Nutzungstag die Möglichkeit an, den innerdeutschen Tarif weiterzunutzen. Für exotischere Ziele besteht die Möglichkeit, für 7,99 Euro pro Nutzungstag ein Reisepaket zu buchen, mit dem die Kunden je 50 Gesprächsminuten und SMS sowie 100 MB Datenvolumen zur Verfügung haben. Für den längerfristigen Auslandsaufenthalt stehen auch Wochenpakete zur Verfügung.

Übersicht: Allnet-Flatrates mit echter Daten-Flat

Und was ist mit Tablet, Smartwatch & Co.?

MultiSIM-Karten zur echten Flatrate geben die Netzbetreiber nur ungern aus. Schließlich könnten sich mehrere "Freunde" so die Kosten für einen pauschal abgerechneten Datentarif teilen. Bei Telekom und Vodafone sind MultiSIMs aber wenigstens erhältlich, o2 bietet die MultiCard zum Free-Unlimited-Tarif überhaupt nicht an. Vergleichsweise fair sind die Konditionen mit 10 Euro pro Red+MultiSIM und Monat bei Vodafone, während die Telekom teure 29,95 Euro pro zusätzlicher SIM-Karte verlangt.

Unter dem Strich haben alle Tarife Vor- und Nachteile. Preislich attraktiv ist der o2 Free Unlimited, dafür gibt es keine zusätzlichen SIM-Karten und die mobile Breitband-Abdeckung ist vor allem in ländlichen Regionen nicht optimal. Bei Vodafone fehlt die Möglichkeit, WLAN Call im Ausland zu nutzen, dafür sind MultiSIMs vergleichsweise günstig. Das Telekom-Netz lag in den Netztests der vergangenen Monate stets vorne, wobei es natürlich auch regionale Unterschiede gibt. Als Mehrwert bietet die Telekom die WLAN-Hotspot-Flatrate an.