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E-Plus-Übernahme: Der Blick richtet sich jetzt nach Brüssel

Die Telefónica-Aktionäre stimmen der Übernahme von E-Plus zu. Der Blick richtet sich jetzt nach Brüssel. Dort fällt bald die Entscheidung. Wie derzeit die Karten verteilt sind, erfahren Sie bei uns.
Von dpa / Hans-Georg Kluge

Die Telefónica-Aktionäre haben der Übernahme von E-Plus zugestimmt. Die Telefónica-Aktionäre haben der Übernahme von E-Plus zugestimmt.
Bild: dpa
Deutsche Telekom, Vodafone, E-Plus und o2 liefern sich auf dem deutschen Mobilfunkmarkt einen harten Kampf um Kunden. Für die Netzbetreiber hieß das in den vergangenen Jahren: sinkende Preise und verlockende Angebote. Seit die o2-Mutter Telefónica Deutschland den Mobilfunker E-Plus übernehmen will, sorgt sich vor allem das Bundeskartellamt um die Folgen. Aus dessen Sicht könnte es nach dem Deal weniger Wettbewerb geben - und damit einen weniger scharfen Preiskampf. Ob das die EU-Kommission auch so sieht, ist noch offen. Brüssel dürfte im zweiten Quartal über den Deal entscheiden. Bei den Firmen sind die Weichen schon gestellt. Heute haben die Aktionäre von Telefónica Deutschland in München grünes Licht geben.

Die Abstimmung war wegen der Mehrheitsverhältnisse reine Formsache - die spanische Mutter Telefónica hält mehr als 75 Prozent an ihrer deutschen Tochter. Dennoch warb die neue o2-Spitze für das Geschäft. Nach dem überraschenden Abgang von René Schuster als Vorstandschef von Telefónica-Deutschland Ende Januar haben Finanzchefin Rachel Empey und Strategievorstand Markus Haas das Ruder übernommen - der Vorstand schrumpfte damit von drei auf zwei Mitglieder. Das sei eine "gangbare Lösung für die nahe Zukunft", sagte Aufsichtsrat Michael Hoffmann. Schusters Abgang habe nichts mit der Übernahme von E-Plus zu tun. Dort hat derzeit Thorsten Dirks das Sagen.

Thorsten Dirks: Der Chef des fusionierten Riesen?

Die Telefónica-Aktionäre haben der Übernahme von E-Plus zugestimmt. Die Telefónica-Aktionäre haben der Übernahme von E-Plus zugestimmt.
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Dirks ist ein Mobilfunkmanager, der selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Doch wenn man ihn dieser Tage nach seinen Jobperspektiven fragt, wird er ausgesprochen einsilbig. Er habe einen festen Job als E-Plus-Chef und betreibe den mit viel Leidenschaft. Dass er aber den Posten an der Spitze einer Allianz aus o2 und E-Plus übernehmen würde, wenn man ihn fragte, daran besteht wohl kaum ein Zweifel. Und seine Chancen auf den Job stehen wohl gar nicht schlecht. Wie immer die Chef-Frage am Ende ausgeht, Dirks verschwendet derzeit keinen Gedanken daran. Zwar ist die geplante Übernahme weit fortgeschritten, aber in trockenen Tüchern ist der Deal keinesfalls.

Grätscht Brüssel dazwischen?

Dass sich auf dem größten europäischen Mobilfunkmarkt nun die Nummer vier mit der Nummer drei verbündet, stößt manchen Wettbewerbshütern bitter auf. Vor allem der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, wie auch die Monopolkommission sehen den Zusammenschluss extrem kritisch. Mundt wollte die Prüfung unbedingt nach Deutschland holen, blitzte aber bei der EU-Kommission ab. Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia machte schon früh unmissverständlich klar, dass seine Behörde für den Fall zuständig sei. Das könnte ein Zeichen dafür sein, dass Brüssel den Zusammenschluss wohl durchwinken wird.

Am Ende wird es vermutlich auch so kommen, glauben Experten. Telefónica selbst ist ebenfalls optimistisch und erwartet eine Entscheidung im zweiten Quartal. Doch auch die Kommission hat schwerwiegende Bedenken: Ohne größere Auflagen werden Telefónica und E-Plus deren Segen kaum erhalten. Die Übernahme könne den Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt empfindlich schwächen, begründete die Kommission Mitte Dezember die vertiefte Prüfung des Falls.

Brüssel will sinkende Preise für Verbraucher

Denn gerade im Mobilfunkgeschäft ist Brüssel derzeit bemüht, zum Schutz und Nutzen der Verbraucher die Mobilfunkpreise in der EU auf ein einheitlicheres Niveau zu drücken. So sollen unter anderem die umstrittenen Roaminggebühren, die bei Gesprächen im Ausland anfallen, bald ganz wegfallen. Weniger Anbieter in einem Land bedeuten aber einen schwächeren Wettbewerb. Der Preiskampf der Mobilfunker könnte an Kraft verlieren - gut für die Unternehmen, schlecht wohl für die Handy-Nutzer. Die Anbieter aber brauchen Geld, viel Geld, denn der Ausbau der Netze in den kommenden Jahren wird Milliarden kosten.

Thorsten Dirks wird nicht müde, Argumente der Fusionsgegner zu entkräften. Auch bei drei Anbietern auf dem Markt bliebe E-Plus/Telefónica der Herausforderer in der Branche. Obwohl sich das Unternehmen bei der Zahl der Kunden mit mehr als 45 Millionen SIM-Karten an die Branchenspitze setzen würde, liegt es beim Umsatz noch klar hinter T-Mobile und Vodafone zurück. Doch Dirks verspricht: "E-Plus wird im Markt weiter angreifen".

Was die Fusion für die Konkurrenz, aber auch für die Kunden bedeutet, beleuchten wir in unserem Editorial: Die Fusion E-Plus/o2 erlauben oder verbieten?.

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