neue Strategie

Editorial: Nokia mit Windows Phone 7 - Vor- und Nachteile

Symbian und MeeGo spielen nur noch untergeordnete Rolle
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Wie berichtet ändert Nokia seine Strategie auf dem Mobilfunk-Markt. Dabei kommt es insbesondere für Besitzer von Smartphones des finnischen Herstellers zu großen Veränderungen. Bleibt es für einfache Handys für Nutzer, die unterwegs vor allem telefonieren und SMS austauschen möchten, bei einer von Nokia selbst entwickelten Benutzeroberfläche, so setzt der Hersteller für Smartphones ab sofort in erster Linie auf eine Partnerschaft mit Microsoft, das im vergangenen Herbst sein neues Betriebssystem Windows Phone 7 an den Start geschickt hat, um Konkurrenten wie Apple und Google Paroli zu bieten.

Nokia und Microsoft kooperieren ab sofort auf dem Smartphone-Markt Nokia und Microsoft kooperieren ab sofort auf dem Smartphone-Markt
Foto: Boy Genius Report
Bislang fokussierte Nokia auf sein eigenes, seit vielen Jahren bestehendes Symbian-Betriebssystem. Dazu kam zuletzt noch die zusammen mit dem Chip-Hersteller Intel an den Start geschickte Maemo/MeeGo-Plattform, die abseits des Nokia N900 bislang jedoch kein einziges Handy hervorgebracht hat. Einst waren die Symbian-Handys die erfolgreichsten Smartphones. Die internetfähigen Mobiltelefone wurden noch vor wenigen Jahren allerdings fast ausschließlich von Geschäftskunden genutzt. Gerätepreise und Tarife für den mobilen Internet-Zugang waren für private Anwender noch wenig attraktiv.

Erst mit dem Apple iPhone und der Android-Plattform von Google wurden Smartphones mehr und mehr auch für Privatkunden interessant. Günstige Tarife auf Prepaid-Basis und ohne Vertragslaufzeit taten ihr übriges, um Smartphones für den Massenmarkt interessant zu machen. Dabei erfreuten und erfreuen sich vor allem Handys, die über einen Touchscreen gesteuert werden, einer großen Beliebtheit.

Nokia hat den Trend verschlafen

Den Trend zu Touchscreen-Handys hat Nokia komplett verschlafen. Zwar versuchten die Finnen, die Smartphone-Bedienung über einen berührungsempfindlichen Bildschirm nachträglich in das Symbian-Betriebssystem zu integrieren. Inzwischen gibt es - beispielsweise mit dem Nokia N8 - durchaus Geräte, bei denen das recht gut gelungen ist. Dennoch sinkt der Marktanteil der Smartphones von Nokia kontinuierlich.

Anstelle eines eigenen Neuanfangs tut sich Nokia nun mit Microsoft zusammen, das mit seinen Windows-Mobile-Smartphones in den letzten Jahren ebenfalls kontinuierlich Marktanteile verlor und seit Herbst 2010 mit dem neuen Betriebssystem Windows Phone 7 einen Neuanfang wagt. Namhafte Hersteller wie HTC, Samsung und LG sind bei Windows Phone 7 bereits an Bord. Nun stößt mit Nokia ein weiterer Anbieter hinzu - bislang neben Apple und dem Blackberry-Hersteller RIM der letzte große Produzent, der noch keine Microsoft-Handys im Angebot hat.

Nokia schiebt Symbian und Meego auf Nebengleise

Nokia E7: Letztes Symbian-Flaggschiff? Nokia E7: Letztes Symbian-Flaggschiff?
Foto: Nokia
Symbian und MeeGo werden zwar nicht gänzlich aufgegeben, spielen aber in Zukunft bei Smartphones nur noch eine untergeordnete Rolle. Nokia will Symbian offenkundig nicht mehr wesentlich weiterentwickeln, will die getätigten Investitionen in die bisherige Plattform in den nächsten Jahren - wohl auch mit deutlichen Preisabschlägen und Zugeständnissen - versilbern. Symbian bleibt aber bei Einsteiger-Smartphones zu günstigen Preisen das Betriebssystem der Wahl für Nokia. Allerdings werden auch Kunden mit einem schmaleren Geldbeutel in Zukunft mehr und mehr darauf achten, ihre Euros nicht in veraltete und wenig zukunftssichere Produkte zu investieren, so dass wir die Erfolgsaussichten der Nokia Pläne in diesem Bereich kritisch beurteilen, wenn Nokia seine eigene Entwicklung wirklich so herunterschraubt, wie es derzeit angedeutet wird.

MeeGo ist der Nachfolger von Maemo, einem auf Nokia-Initiative entstandenen Linux-basierten Betriebssystem für Smartphones und Mini-Computer. Es wurde erst auf dem letztjährigen Mobile World Congress mit großem Aufwand zusammen mit Intel gestartet. Seitdem gab es etliche Produkt- und Software-Ankündigungen, bislang ist aber außer dem WeTab kein nennenswertes Produkt auf dem Markt oder in der Nähe der Marktreife. Nun schiebt Nokia MeeGo in die Open-Source-Szene ab und hofft, dass alleine mit der eigenen Ankündigung, im Jahresverlauf ein erstes MeeGo-Gerät zu bringen, unter den Entwicklern ein höheres Moment und Engagement entsteht, die Plattform wirklich voranzubringen. Nicht nur wir, auch andere Medien, sind sehr skeptisch, ob im 2011 und 2012 höchst wettbewerbsintensiven Smartphone- und Tablet-Markt ein Platz für solch halbherzige Umsetzungen bleibt.

Welche Vorteile Microsoft von der Zusammenarbeit mit Nokia hat und auf welche Änderungen sich die Nutzer einstellen müssen, lesen Sie auf der folgenden Seite.

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