Nokia-Baustelle

Wartungsarbeiten: Stellt Nokia Ovi Share früher als geplant ein?

Seit Tagen gleicht mobiles Nokia-Angebot einer Baustelle
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Nokia entschuldigt sich: Statt Ovi-Diensten nur Ovi Maps Nokia entschuldigt sich:
Statt Ovi-Diensten nur Ovi Maps
Screenshot: teltarif.de
Journalisten aus aller Welt waren 2009 nach London gebeten worden, um Ovi (finnisch für: die "Tür") kennen zu lernen. Relativ spät war Nokia auf die Idee gekommen, außer kultigen Handys auch ein Internetportal für Software, Musik und andere Dienste anzubieten, wo man Apps oder Musik legal herunter-, Daten wie Bilder hochladen und mit Freunden teilen und seine E-Mails per Webinterface oder auf dem E-Mail-fähigen Handy abrufen können sollte.

Der Start von Ovi verlief holprig. Wie bei allen neuen Projekten gab es hoch ambitionierte Ziele, doch nicht alles lief rund. Dabei ist ein störungsfreier Start eigentlich existenziell wichtig. Warum sollte der Nutzer zu Ovi wechseln, statt bei seinen gewohnten Anbietern zu bleiben? iTunes (von Apple) hat längst auch bei Nutzern anderer Hardware seinen festen Freundeskreis, fast jeder Handyhersteller und jedes mobile Betriebssystem haben heute ihre eigenen Appstores. Musik zum legalen Download oder Streamen gabs schon vor Ovi bei Amazon oder Musicload.

Zuerst war Ovi Share

Nokia entschuldigt sich: Statt Ovi-Diensten nur Ovi Maps Nokia entschuldigt sich:
Statt Ovi-Diensten nur Ovi Maps
Screenshot: teltarif.de
Einer der ersten neuen Dienste war "Ovi Share" gewesen. Ovi Share bildete eine Art Festplatte im Netz (heute Cloud genannt), wo den Nutzern Speicherplatz zur Verfügung stand, um eigene Daten wie Fotos oder Dokumente fern vom heimischen PC oder Laptop ins Netz auslagern zu können.

Der zweite Dienst war Ovi Mail. Im Blick hatte man dabei auch die unerschlossene Welt der Internet-interessierten Mobilfunknutzer ohne Internetzugang. Gerade in aufstrebenden Entwicklungsländern ("emerging countries") sind kabelgebundene Telefon- oder Internetzugänge eher unüblich, weil die Infrastruktur fehlt oder viel zu teuer wäre. Hier sollte Ovi Mail auf einfachen Handys nutzbar sein. Nokia vergab E-Mail Adressen der Form benutzer@ovi.com, die man vom heimischen PC über das POP3- oder IMAP4-Protokoll mittels E-Mail-Programm oder über einen Web-Browser abrufen kann.

Ovi Music schließlich wurde als Musikladen konzipiert, um sich fürs musikfähige Handy die neuesten Hits herunterladen zu können, ohne mit dem Copyright ins Gehege zu kommen. Bei der Preview versprach man den interessierten Journalisten, großen Wert auf den speziellen nationalen Musikgeschmack zu legen, beispielsweise auch kleinere unbekanntere Bands oder den bei bestimmten Zielgruppen populären Volksmusik-Markt zu bedienen.

Erfolgreich war Ovi Maps, spätestens nachdem Nokia einigen Symbian-Handys diese Landkarten kostenlos spendierte, was sich als raffinierter Marketing-Schachzug herausstellte. Der Fachhandel reagierte auf solche Ankündigungen skeptisch. Händler waren es gewohnt, anfassbare Produkte mit mehr oder weniger viel Beratung und Gewinn an ihre Kunden sofort zu verkaufen, aber nicht Software und Dienstleistungen? Der neue Begriff "Ovi" schien zu sperrig und wurde nicht gleich immer mit Nokia in Verbindung gebracht. Nach zwei Jahren entschloss sich Nokia, den Namen "Ovi" wieder verschwinden zu lassen.

Aus Ovi Mail wird Nokia Mail

Als erstes wurde 2011 der hauseigene Ovi-Mailservice eingestellt und in "Nokia Mail" umbenannt. Alle Kunden wurden per E-Mail informiert und gebeten, der Migration der Postfächer zum Internet-Dienstleister Yahoo zuzustimmen oder ihre Postfächer zu räumen und zu löschen. Bestehende Kunden mussten dann nur noch bei Bedarf die Servernamen in ihren Mailprogrammen austauschen und können seitdem weitermachen. Ovi respektive Nokia Mail ist weiter kostenlos nutzbar. Wer kein E-Mail-Programm auf dem Handy oder PC zur Hand hat, wird nach Eingabe der Web-Adresse mail.ovi.com [Link entfernt] auf www.nokiamail.com [Link entfernt] umgeleitet, die bestehende Ovi-Mailadresse beispiel@ovi.com bleibt erhalten.

Ovi Share macht dicht - ein paar Tage zu früh?

Ovi Share: Ist der Dienst schon vor dem angekündigten Termin am 30. Mai down? Ovi Share: Ist der Dienst schon vor dem angekündigten Termin am 30. Mai down?
Screenshot: teltarif.de
Anfang dieses Jahres wurden die Nokia-Ovi-Kunden in mehreren E-Mails informiert, dass der Dienst "Ovi Share" am 30. Mai eingestellt wird. Wer bestimmte Dateien nur bei Ovi Share gespeichert haben sollte, müsse diese vor dem 30. Mai von Ovi herunterladen. Unter einem speziellen Link [Link entfernt] bekomme man erklärt, wie es genau verläuft.

Nur: Wer diesen Link Mitte dieser Woche anklickte, landete auf einer Wartungsseite. Es ist nicht bekannt, ob dies nur ein vorübergehendes Problem darstellt, oder ob Nokia bei seinem Share-Dienst einfach vorzeitig den Stecker gezogen hat. Wie viele Nutzer der Dienst hatte, wurde nicht verraten, viele dürften es nicht gewesen sein.

Umzugs-Baustelle Ovi

Noch nicht umgezogen ist der Ovi Music Store, der weiter unter music.ovi.com [Link entfernt] zu erreichen ist Wer hingegen www.ovi.com [Link entfernt] aufruft, landet bei Nokia Maps (früher Ovi Maps) und wird über ein Pop-Up informiert, dass man schon wisse, dass der Kunde eigentlich Ovi erreichen wollte, dort seien aber Wartungsarbeiten auf dem Weg zu den Nokia-Diensten im Gange.

Auch der Ovi Store, wo die Apps für Symbian angeboten werden, läuft noch weiter. Wer Software für sein Windows Phone (zum Beispiel für die Nokia-Lumia-Serie) sucht, sollte diese gleich am Handy selbst herunter laden. So sind Ovi und Nokia im Moment eine große Baustelle, und das dürfte noch eine ganze Weile so bleiben.

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