Mobilfunk-Versorgung

Chip-Netztest 2018: Telekom gewinnt - o2 holt deutlich auf

o2 hat seine Netzqualität um 17,5 Prozent verbessert, doch Telekom und Vodafone sind deutlich besser.
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Bei VoLTE brauchte die Telekom durchschnittlich 3,94 Sekunden für den Rufaufbau, Vodafone 3,98 Sekunden. Beide Netze erzielten einem POLQA MOS von 4,39 (Telekom) bzw. 4,36 (Vodafone) bei der Sprachqualität. POLQA (Perceptual Objective Listening Quality Analysis) gibt einen Punktwert (MOS) zwischen 1 und 5 aus, wobei der Bestwert 5 (HiFi-Qualität) ist.

Technisch liegt o2 zwar auf Augenhöhe mit der Konkurrenz, stellte Chip fest, aber der VoLTE-Anteil lag nur bei rund 82 Prozent. Telekom und Vodafone schaffen über 96 Prozent. Bei o2 dauerte der Rufaufbau etwa 5,82 Sekunden, die Sprachqualität bekam nur 3,58 Punkte.

EVS bei o2 noch nicht berücksichtigt

Die Netztester der Chip waren auch zu Fuß in Fußgängerzonen, Einkaufszentren oder Bahnhöfen unterwegs, im Rucksack jede Menge Technik. Die Netztester der Chip waren auch zu Fuß in Fußgängerzonen, Einkaufszentren oder Bahnhöfen unterwegs, im Rucksack jede Menge Technik.
Bild: chip.de
o2 hat kürzlich auch EVS in seinem Netz freigeschaltet, die Firmware in den o2-Smartphones kannte das Feature aber noch nicht. Chip findet, dass o2 beim Rufaufbau generell nachbessern sollte, es dauert deutlich länger.

Stadtsurfer sind klar im Vorteil

In den letzten Jahren wurden die durchschnittlichen Daten-Geschwindigkeiten kontinuierlich besser. Mehr LTE auf mehr Frequenzen und bessere LTE-Technik machen es möglich. Nach wie vor hängt die Telekom ihre Konkurrenten beim Datentransfer ab. Chip vermutet, dass viel mehr Telekom-Standorte per Glasfaser angebunden sind, als bei der Konkurrenz, die lieber kostengünstigeren Richtfunk verwenden.

Eins zeigte der Test auch: Die Telekom führt nicht in allen Metropolen: In Hamburg und München sieht Chip den Verfolger Vodafone knapp vorn. o2 erzielt in Hamburg und München jeweils eine sehr gute Note – bemerkenswert.

Im Telekom-Netz wurden während der Autofahrt durch Städte ein Schnitt von 83 MBit/s gemessen. (Vodafone 52 MBit/s, o2 35 MBit/s). Im Surfalltag wirken sich diese Werte weniger aus: Die Erfolgsquoten beim Dateitransfer, dem Abrufen von Webseiten oder Aufrufen YouTube-Streams liegen bei allen drei Netze relativ dicht beieinander.

Netzqualität bei hoher Auslastung

Traditionell sind die Mobilfunknetze an gut besuchten städtischen Plätzen, Einkaufszentren, Flugplätzen oder Bahnhöfen stark ausgelastet. Telekom und vor allem Vodafone schnitten im Vergleich zur Autofahrt durch die Stadt etwas schlechter ab. An den besuchten Hotspots (darunter Münchener Marienplatz oder das Brandenburger Tor), liegt Vodafone beim mobilen Surfen mit einer Note von 1,7 sogar nur noch knapp vor o2 (Note 1,89). Die Telekom führt hier mit 1,32.

O2 hat sich bei seiner Netzfusion und Modernisierung auf City-Hotspots konzentriert. Das zeigt die hohe LTE-Verfügbarkeit: 90,8 Prozent der Datenmessungen bei o2 fanden per LTE statt, im Auto waren es nur 85,8 Prozent. Außerhalb der Städte gibt es für o2 noch viel zu tun. Dem o2-Netz gibt Chip auf den Verbindungsstraßen die Note 3,43 – gerade noch befriedigend.

Mängel zeigen sich nicht nur in einer schlechteren Transferrate, sondern auch in geringen Erfolgsquoten: Rund 8,4 Prozent aller Dateitransfers auf Landstraßen und Autobahnen klappten nicht ordnungsgemäß. Nur in neun von zehn Fällen war das Hochladen eines Fotos zu Facebook erfolgreich. Auch der Netzausbau könnte besser sein: Nur 75 Prozent aller Verbindungen fanden im LTE-Netz statt.

Telekom und Vodafone machen vor, wie es geht, sie erzielen auf den Verbindungsstraßen eine nur wenig schlechtere LTE-Verfügbarkeit als in den Städten.

Mit dem Zug durch die Problemzone

Wo alle Netze schlecht aussehen, ist der Mobilfunk in den Fernzügen. Zum Test wurden erfolgreich abgeschlossene Telefonate mit zwei Minuten Länge bewertet. Vodafone führt mit 87 Prozent, während die Telekom nur rund 85 Prozent schaffte, o2 lag mit 77 Prozent dahinter.

In den Städten erreichten Telekom und Vodafone mit über 99 Prozent fehlerfreier Telefonaten nahezu Perfektion. Insgesamt ist das Vodafone-Netz in den Fernzügen besser als das der Telekom, doch alle Netzbetreiber haben in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn noch eine Menge Arbeit vor sich. Dass es besser geht, zeigt die Schweiz, denn dort ist die Netzqualität im Zug mit der in den Städten vergleichbar.

Warum der Umbau auf LTE noch nicht fertig ist und wie Sie beim nächsten Test mit dabei sein können, lesen Sie auf der dritten Seite.

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