Schnellste LTE-Stadt

OpenSignal: Stuttgart hat das schnellste LTE-Netz

Im europäischen Vergleich ist die LTE-Geschwindigkeit in Deutschland Mittelmaß, findet OpenSignal. Deutschland liege hinter Albanien, Armenien oder der Türkei.
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Weltweit sammelt die OpenSignal App Informationen zur Qualität von Mobilfunknetzen und WiFi (WLAN) Hotspots. Weltweit sammelt die OpenSignal App Informationen zur Qualität von Mobilfunknetzen und WiFi (WLAN) Hotspots.
Foto: opensignal.com
Manche Netzvergleiche lesen sich ganz amüsant, sind aber in der Praxis wenig hilfreich, da im ungünstigsten Fall immer das Netz, das man gerade selbst nicht hat, das "bessere" am aktuellen Standort sein könnte.

Die schnellste Mobilfunk-Stadt

Weltweit sammelt die OpenSignal App Informationen zur Qualität von Mobilfunknetzen und WiFi (WLAN) Hotspots. Weltweit sammelt die OpenSignal App Informationen zur Qualität von Mobilfunknetzen und WiFi (WLAN) Hotspots.
Foto: opensignal.com
OpenSignal, die Analyse-App für mobile Netze, hat sich LTE-Geschwindigkeiten in den 10 größten deutschen Städten angeschaut. Dabei kam heraus: Stuttgart ist die schnellste LTE-Stadt, mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 34,8 MBit/s im Download und einem Wert von 11 MBit/s im Upload. Stuttgart, so schreibt OpenSignal in seiner Pressemitteilung, sei nicht nur das "Zuhause von kraftvollen Automobilen" sondern auch die schnellste Stadt in Deutschland bei Up- und Download.

Kurz hinter Stuttgart folgt die Stadt Düsseldorf, wo zwei Netzbetreiber zuhause sind: Dort maßen die Nutzer der App durchschnittlich 33 MBit/s im Download bei LTE und 10,4 MBit/s im Upload. Auf Platz drei und vier folgen Leipzig und Köln. Frankfurt am Main ist für OpenSignal besonders erwähnenswert. Beim Download lag die Finanzmetropole auf Platz 10, aber beim Upload (mit LTE) lag sie mit 10,3 MBit/s auf Platz drei.

Deutschlands Durchschnittsgeschwindigkeit bei 22,7 MBit/s

Alle zehn getesteten Städte haben die von OpenSignal gesetzte Mindestmarke von 25 MBit/s durchschnittlicher Download-Geschwindigkeit geschafft. Diese Grenze lag bewusst höher als der bundesweite Durchschnittswert von 22,7 MBit/s, den OpenSignal zu einem früheren Zeitpunkt schon ermittelt hatte. OpenSignal hätte in den Städten mehr Speed erwartet, zumal die Netzwerkbetreiber ihr Augenmerk beim Netzausbau auf dicht besiedelte Gebiete gelegt hätten. Immerhin liegt der Gesamtwert für Deutschland über dem globalen Durchschnitt von 16,9 MBit/s aber das Land sei im europäischen Vergleich hinter die europäische Spitzengruppe im europäischen "LTE-Rennen" gefallen.

Deutschland hinter Albanien und Türkei?

Deutschlands nationale Werte seien so "Mittelmaß" und lägen hinter weniger gesättigten Märkten wie Albanien, Armenien oder der Türkei. Auch eine Anzahl von größeren Ländern finden sich auf hinteren Plätzen wie Italien, Frankreich oder Großbritannien, die sich laut OpenSignal alle in der unteren Hälfte der europäischen LTE-Geschwindigkeitstabelle befänden. Einer von möglichen Gründen für diese schwache Vorstellung: Diese Länder haben schon früh sehr starke 3G-Netze aufgebaut, welche die Anforderungen der Kunden bislang gut erfüllen konnten.

Anzeichen zur Hoffnung?

OpenSignal hat aber bemerkt, dass die Länder so ganz langsam beginnen, 4G (LTE) für sich zu entdecken. Nur sei der Rollout der Netze langsamer als anderswo. Vielleicht auch, weil die Investitionen durch extremen Wettbewerb und Konsolidierung durcheinander gewirbelt (engl. "disrupted") wurden. Auf gut deutsch: Manche Tarife sind aus Wettbewerbsgründen so günstig und aktuelle Netzkonsolidierungen (z.B. E-Plus und o2) kosten für sich alleine schon so viel Geld, dass kaum noch Geld für einen schnelleren Netzausbau übrig bleibt.

Aber OpenSignal sieht auch, dass sich die Lage für deutsche Kunden verbessern könnte. Beim letzten "Mobile Networks Update" für Deutschland sah OpenSignal, dass die Deutsche Telekom den Löwenanteil an Auszeichnungen für ihr Netz einheimsen konnte. OpenSignal sieht auch Anzeichen für Verbesserungen im deutschen Mobilfunkmarkt, speziell bei o2, die im 3. Quartal 2000 zusätzliche LTE-Stationen über das Land verteilt entweder neu aufgebaut oder bestehende Technik um- oder aufgerüstet hatten. Ob Telefónica (o2) die Kraft habe, zu den Marktführern Telekom und Vodafone aufzuschließen, müsse man abwarten.

Wer ist OpenSignal?

OpenSignal mit Sitz in London (Großbritannien) sieht sich als "mobile analytics company". Sie nehmen für sich in Anspruch, den "globalen Standard für Analyse und Berichte" der Mobilfunk-Kundenerfahrung (sprich Netzqualität) in der realen Welt zu sein. Sie hätten die meisten Informationen gesammelt und nach Netzwerkanbieter, Land, Regionen und weltweit ausgewertet. Dazu werden jeden Tag drei Milliarden Messergebnisse von über 100 Millionen Smartphones weltweit gesammelt. Diese Daten würden wissenschaftlich ausgewertet und resultieren in umfangreichen Berichten für ihre Kunden, die daraus Schlüsse über den Mobilfunkmarkt und die Netzqualität ziehen, etwa in besserem Ausbau, oder um zu erfahren, welche Technologien und Ausrüstungen gebraucht werden.

Eine Einschätzung

Die Geschwindigkeitsvergleiche sind ja originell, aber in der Praxis wenig hilfreich. Durch seine Talkessellage ist Stuttgart funktechnisch teilweise sehr kritisch zu versorgen. Gerade der häufige Testsieger Telekom hat(te) dort an einigen Punkten lange bekannte Probleme. Im Stuttgarter Untergrund klagen Telekom-Nutzer über Netzprobleme, wofür - nach Insiderinformationen - die Telekom nichts kann, weil die Anlagen der U-Straßenbahn von Vodafone betreut werden. Reklamationen von teltarif.de-Lesern an der Hotline sollen mit "da können wir nichts machen" beschieden worden sein.

Die Ergebnisse von OpenSignal im internationalen Vergleich verwundern nicht. Wer in Deutschland viel an wechselnden Orten unterwegs ist, kommt an einer weiteren SIM-Karte eines Zweit oder Dritt-Netzes auf Dauer nicht vorbei. Hilfreich sind Smartphones oder Telefone mit Dual-SIM-Funktion, wo zwei verschiedene SIM-Karten eingelegt und gleichzeitig auf Empfang gehen können. Tri-SIM-Geräte sind auf dem Markt eher selten oder technisch nicht auf dem aktuellsten Stand.

Wer nun auf "National Roaming" hofft, hätte nur kurzfristig Vorteile. Die dadurch entstehenden automatischen Preisanpassungen würden die Lust zum Ausbau in weißen Zonen drastisch erlahmen lassen.

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