Mobilfunk in Deutschland: Nur 2 Staaten sind schlechter dran
Der Mobilfunkreport der App Speedcheck stellt Deutschland ein verheerendes Zeugnis aus.
Grafik: Speedcheck / Etrality GmbH
Das Thema Netzausbau bewegt nach wie vor die Gemüter. Die Firma Etrality GmbH mit Deutschland-Sitz im bayrischen Neubeuern hat die Messergebnisse ihrer App "Speedcheck" ausgewertet und das Ergebnis ist - wie zu erwarten - verheerend.
Deutschland hinkt hinterher
Deutschland hinkt bei der mobilen Netzabdeckung den meisten anderen europäischen Staaten weit hinterher. Gemessen an der Abdeckung mit dem Mobilfunkstandard LTE (4G) lägen nur noch Irland und Weißrussland hinter Deutschland. Im internationalen Vergleich belege man hierzulande mit 65,5 Prozent Flächenabdeckung lediglich Rang 70, wie aus dem aktuellen Mobilfunk Report von Etrality hervorgeht. Dabei lägen Japan und Südkorea an der Spitze. Aber auch die USA, die Beneluxländer, Skandinavien und Teile Osteuropas kämen auf eine Abdeckung von über 80 Prozent. "Für die größte Wirtschaftsmacht Europas ein Zustand, der nicht den Selbstansprüchen der Bundesregierung und deutschen Internetanbietern genügen sollte", heißt es in der Studie.
Die Analyse von "Speedcheck" basiert auf den Daten der gleichnamigen App (für Android [Link entfernt] oder iOS, welche Messungen aus über sieben Millionen Haushalten umfassen. "Speedcheck" ermittelt sowohl auf Smartphones als auch auf Browsern die verfügbare Internetgeschwindigkeit. Der vorgelegte Mobilfunk Report 2019 stützt sich im Wesentlichen auf den anonymisierten Datensatz der App.
Geringstes Wachstum im europäischen Vergleich
Der Mobilfunkreport der App Speedcheck stellt Deutschland ein verheerendes Zeugnis aus.
Grafik: Speedcheck / Etrality GmbH
Mit Blick auf die mobile Internetgeschwindigkeit seit 2013 zeigen sich demnach deutliche Schwankungen im Wachstum. Zwischen 2015 und 2017 sei die Geschwindigkeit zwischenzeitlich sogar zurückgegangen. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, vermutet das Unternehmen, dass der Ausbau der Infrastruktur dem rapiden Wachstum der Nutzer-Zahlen etwa von Smartphones hinterher hinkte. Insgesamt verzeichnet Deutschland im europäischen Vergleich jedoch das geringste Wachstum in der Zeitspanne (62,7 Prozent) - das Mittel lag bei 190 Prozent.
Der Report untersuchte auch den Zusammenhang der Datengeschwindigkeit mit geografischen und urbanen Faktoren (Bebauung) sowie der Bevölkerungsdichte. Wie sich zeigte, haben ökonomische Faktoren eine "erstaunlich geringe Auswirkung auf die Entwicklung des mobilen Internets". Geographische und demografische Unterschiede beeinflussten diese Entwicklung wesentlich stärker.
Deutschland habe zwar als heterogener Flächenstaat mit größeren Hürden zu kämpfen als etwa die Beneluxländer, das schlechte Abschneiden Deutschlands lasse sich aber nicht allein darauf zurückführen. Frankreich und Spanien stünden vor ähnlichen Herausforderungen, schnitten aber deutlich besser ab.
Eine Einschätzung
Dass die Mobilfunkversorgung in Deutschland verbesserungsfähig ist, hat eigentlich keinen Neuigkeitswert mehr. Was uns mehr interessiert, wann und wo weiße Flecken ausgebaut und überlastete Regionen ergänzt und verdichtet werden. Dabei muss - auch wenn das sehr unpopulär ist - der verlangte Preis für einen Vertrag oder eine Prepaidkarte mit der Qualität des Netzausbaus verglichen werden.