Bedenken

LTE-Ausbau: Baden-Württemberg fordert Negativ-Auktion

Um die vielen weißen Flecken endlich zu versorgen, sollte es eine Negativ-Auktion geben. Der Anbieter, der eine bestimmte Fläche am kosten­güns­tigsten versorgt, bekommt den Zuschlag.
Von mit Material von dpa

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmann-Kraut (CDU) fordert eine Negativ-Auktion für einen schnelleren Netzausbau Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmann-Kraut (CDU) fordert eine Negativ-Auktion für einen schnelleren Netzausbau
Foto: Picture Alliance / dpa
Das Thema ist ein Dauer­brenner: Die Mobil­funk-Abde­ckung mit LTE im Land lässt deut­lich zu wünschen übrig. Baden-Würt­tembergs Wirt­schafts­minis­terin Hoff­meister-Kraut will nun vom Bund wissen, wie künftig über­prüft wird, ob die Anbieter halten, was sie verspro­chen haben.

Zwei von drei liefern nicht, wie verspro­chen

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmann-Kraut (CDU) fordert eine Negativ-Auktion für einen schnelleren Netzausbau Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmann-Kraut (CDU) fordert eine Negativ-Auktion für einen schnelleren Netzausbau
Foto: Picture Alliance / dpa
Zwei der drei Mobil­funk­anbieter im Südwesten liefern noch nicht das, was sie beim Erwerb der Frequenzen im Jahre 2015 zuge­sagt haben - nämlich eine Mindest­daten­rate von 50 MBit/s in fast allen Haus­halten. Das erfülle sie mit Sorge, schrieb die Wirt­schafts­minis­terin Nicole Hoff­meister-Kraut (CDU) an ihren Kollegen, den Bundes­minister für Verkehr und Digi­tale Infra­struktur, Andreas Scheuer (CSU), in einem Brief, welcher der Deut­schen Presse-Agentur (dpa) vorliegt.

"Mit Verwun­derung habe ich zur Kenntnis genommen, dass nach Angaben der Deut­schen Telekom eine LTE-Abde­ckung von 96,01 Prozent der Haus­halte und nach Angaben von Telefónica eine LTE-Abde­ckung von 82,7 Prozent der Haus­halte in Baden-Würt­temberg erreicht wurde", schreibt sie klar und schnör­kellos. Somit hätten bereits zwei Mobil­funk­betreiber nach eigenen Angaben die gefor­derten Versor­gungs­auflagen nicht erfüllt.

Verspro­chen waren 97 Prozent - nächste Hürde auch nicht zu schaffen?

Bei der Verstei­gerung der Frequenzen 2015 hatten sich die Anbieter unter anderem verpflichtet, ab dem 1. Januar 2020 mindes­tens 97 Prozent der Haus­halte je Bundes­land mit einer Mindest­daten­rate von 50 MBit/s pro Anten­nensektor zu versorgen. Nachdem die erste Hürde bereits gerissen sei, fragt die Minis­terin sich und den Bundes­minister, wie die weiteren Versor­gungs­auflagen Anfang 2023 und Anfang 2025 noch erfüllt werden sollen.

Sie bittet um Auskunft über das weitere Verfahren und den Zeit­plan zur Über­prüfung der Auflagen. Zudem forderte die Minis­terin, alter­native Verga­bemo­delle statt der bishe­rigen Verstei­gerungs­praxis von Frequenzen zu prüfen. "Insbe­sondere der Vorschlag einer 'nega­tiven Auktion' wäre dazu geeignet, eine markt­orien­tierte Lösung zu finden." Dafür hatten sich die Wirt­schafts­minister der Bundes­länder schon mehr­fach ausge­spro­chen - bei einer nega­tiven Auktion würden nicht wie bisher zunächst die lukra­tiven Gegenden ausge­baut, sondern länd­liche Regionen bevor­zugt, die sonst zu kurz kommen. Gewinner einer solchen Auktion wären Anbieter, die den güns­tigen Preis bieten, sprich am wenigsten Förder­mittel benö­tigen.

Baden-Würt­temberg auf den letzten Plätzen

Beim Netz­ausbau liegt Baden-Würt­temberg gemeinsam mit Hessen und Rhein­land-Pfalz auf den letzten Plätzen, was die Versor­gungs­auflagen betrifft. Im Bundes­durch­schnitt konnten die Unter­nehmen Telefónica, Telekom und Voda­fone seit 2015 eine Abde­ckung von 98,6 Prozent der Haus­halte erzielen - im Südwesten sind es 97 Prozent. Proble­matisch ist die Erhe­bung der Daten, die bisher von den Betrei­bern selbst an die Bundes­netz­agentur gemeldet wurden.

Weite Bereiche des Schwarz­waldes (von Karls­ruhe bis zum Bodensee), aber auch andere Regionen nicht nur fernab der Ballungs­zentren brau­chen noch massiven Netz­ausbau.

Dass die Verpflich­tung zum Netz­ausbau keine leere Drohung ist, sondern der Nicht­ausbau durchaus Konse­quenzen haben könnte, sieht man mögli­cher­weise bald bei o2.

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