Handelsblatt: Telekom verwendet Huawei-Technik bei 5G
Der ehemalige T-Mobile (heute Telekom Deutschland) Standort im Bonner Landgrabenweg. Auf dem Dach stehen die ersten 5G-Antennen mit Technik von Huawei.
Foto: Deutsche Telekom
Während in Berlin auf Druck aus den USA über einen möglichen Ausschluss des chinesischen Netzausrüsters Huawei weiter debattiert wird, setzt die Deutsche Telekom in Deutschland längst Technik des chinesischen Unternehmens beim Aufbau des "Echtzeitmobilfunks 5G" ein. „Wir haben bisher vor allem aus vorhandenen (Test-)Beständen 5G-Antennen von Ericsson und Huawei verbaut“, bestätigte ein Telekom-Sprecher dem in Düsseldorf erscheinenden Handelsblatt.
Noch keine finale Entscheidung?
Der ehemalige T-Mobile (heute Telekom Deutschland) Standort im Bonner Landgrabenweg. Auf dem Dach stehen die ersten 5G-Antennen mit Technik von Huawei.
Foto: Deutsche Telekom
Noch im Dezember war die Telekom aus einem Nebensatz heraus so verstanden worden, angesichts der unklaren politischen Lage derzeit keine Verträge zu 5G abschließen zu wollen. Die beiden anderen Netzbetreiber in Deutschland, nämlich Vodafone und Telefónica, hatten hingegen bereits offiziell bestätigt, Technik von Huawei zu verwenden.
Die Telekom sieht nun laut Handelsblatt im Einsatz von Huawei keinen Widerspruch zur Ankündigung aus dem Dezember. „Die Deutsche Telekom befindet sich generell in einer sehr frühen Phase des 5G-Netzbetriebs und sammelt Erfahrungen mit den Herstellern“, betonte der Telekom-Sprecher gegenüber der Wirtschaftszeitung.
Kritik aus der Politik
Dafür erntet die Telekom nun Kritik aus der Politik. „Der Telekom muss klar sein, dass sie Huawei-Technik auf eigenes Risiko verbaut“, schimpfte Metin Hakverdi, China-Berichterstatter der SPD-Fraktion. „Ich kann die Telekommunikationsanbieter nur vor dem Versuch warnen, mit dem Erwerb von Huawei-Technologie vollendete Tatsachen zu schaffen“, mahnte etwa CDU-Innenpolitiker Christoph Bernstiel. „Niemand kann mehr so tun, als stünde die Gefahr einer Regulierung nicht im Raum.“
Telekom: Lieferantenwechsel in der Umsetzung
Die Telekom hatte ihren bisherigen Lieferanten Nokia Networks ausgelistet, weil Nokia von der Telekom benötigte Technik nicht so liefern konnte, wie gewünscht, und sich neben Huawei für den Lieferanten Ericsson entschieden.
Wie teltarif.de aus Branchenkreisen erfahren konnte, läuft bei der Telekom derzeit eine größere Austauschauktion von Nokia-Netzkomponenten gegen nagelneue Ericsson-Elemente an verschiedenen Basisstationsstandorten. Diese Stationen werden dann für zwei bis drei Tage zeitweise vom Netz genommen und dabei auch die Antennenelemente ausgewechselt.
Hört man auf den Fluren des Bonner Unternehmens genauer zu, soll die neue Ericsson-Technik aber noch bestimmte "Kinderkrankheiten" haben (es kann immer wieder einmal zu kurzen Aussetzern kommen) oder es können noch nicht alle vorgesehen Funktionen genutzt werden. Neue Netzwerkkomponenten sind nicht so problemlos zu benutzen, wie ein Toaster oder eine neue Waschmaschine. Vor dem Einsatz müssen unglaublich viele Szenarien und Anwendungsfälle und das Zusammenspiel mit verschiedenen Lieferanten erprobt, getestet und angepasst werden.
Kaum eine Alternative zu Huawei
Somit bleibt im Moment zu der in der Branche als "gut und günstig" eingestuften Technik von Huawei kaum eine Alternative. Die von Huawei verwendeten Komponenten sind übrigens zumeist Radio-Module (d.h. die Funk-Sender/Empfänger-Einheiten für Basisstationen). Kritischer schätzen Experten die Komponenten des Kernnetzwerks ("Core") ein, wo Verbindungen zwischen den Teilnehmern geknüpft und die Kundendaten verwaltet werden. Dort kommt Huawei dem Vernehmen nach so gut wie gar nicht zum Einsatz.
Eine Einschätzung
Die Protokolle und die Funktion von 4G- oder 5G-Technik sind ziemlich komplex und werden ständig weiterentwickelt. Politiker stammen eher aus der juristischen Ecke, haben also weniger Erfahrungen mit der Nachrichten- oder Elektrotechnik. Die politische Diskussion wird also eher aus einem "Bauchgefühl" heraus geführt. Wenn die USA und China sich aktuell gerade nicht so gut verstehen, sollten die Europäer genügend Courage besitzen, sich ein eigenes Bild zu verschaffen und daraus selbst zu entscheiden.
Einfach erklärt: Wer ein Küchenmesser besitzt, kann es zum Schneiden von Speisen verwenden, aber auch damit einen Mord begehen. Es würde niemand auf die Idee kommen, bestimmte Hersteller von Küchenmessern deswegen auszusperren, weil sie aus einem Land kommen, wo bestimmte Vorgänge unseren Werten widersprechen.
Weil berechtigte Sorge vor unerwünschter Spionage im Netz besteht, müssen alle Lieferanten ihre Karten offenlegen (beispielsweise den Quellcode). Die Nutzer müssen im eigenen Interesse ihre sensiblen Botschaften selbst verschlüsseln. Das aber ist den Strafverfolgungsbehörden in letzter Konsequenz etwas "unheimlich", weil sie dann nicht mehr zwischen "Gut und Böse" unterscheiden können, weil sie gar nicht mehr wissen (können), wer mit wem was übermittelt. Was soll erlaubt sein, was nicht? Hier sind klare Antworten notwendig, die aber leider nicht so einfach sind, wie es manche gerne hätten.