Ausprobieren

Hamburger Hafen testet die Zukunft

Der Hamburger Hafen (HPA), der Netzwerkausrüster Nokia und der Netzbetreiber Deutsche Telekom erproben im Hamburger Hafen die Zukunft mit 5G. teltarif.de war vor Ort und hat sich umgeschaut.
Aus dem Hamburger 5G-Netz berichtet

In Hamburgs Hafen wird seit 9 Monaten die mobile Zukunft mit 5G in der Praxis ausprobiert. Möglich machen dies die EU mit ihrem 5G-MoNArch Projekt, der Hardware-Lieferant Nokia und der Netzbetreiber Deutsche Telekom. Seit Januar 2018 wurde das rund 8.000 Hektar große Areal zum Testgebiet erklärt. Hier wird erprobt, ob sich die "Technologie der Zukunft" industriell sinnvoll nutzen lässt. Der Feldversuch im Rahmen des EU Projektes MoNArch in Hamburg ist auf zwei Jahre angelegt. Er dient als Grundlage für die weitere Entwicklung der 5G-Normen.

Zwei Sendeanlagen

Um die nächste Generation zu starten, stiegen die Techniker der Deutschen Telekom auf Hamburgs höchsten Aussichtspunkt, den Hamburger Fernsehturm, und installierten dort zwei Antennen für den Test-Frequenz­bereich bei 700 MHz Bereich (Band 28). Ein zweiter Sender wurde im Pegelturm des Hamburger Hafens direkt hinter dem Ziffernblatt der Pegeluhr "versteckt", um zugleich "Handover" bei der neuen 5G-NR (New Radio) Technik ausprobieren zu können. Die Reichweite dieser Konstellation bestägt etwa 7 bis 8 km, vom Airbus Werksgelände bis zu den Elbbrücken. Das reicht genau aus, um überall, wo es gewünscht ist, ausreichenden bis hervorragenden Pegel zu erhalten.

Das Ziel des Projekts

Die Fachleute möchten nachweisen, dass komplexe mobile Anwendungen mit jeweils unterschiedlichen Anforderungen in einem einzigen Netz zuverlässig funktionieren. Das können besonders hohe Datenraten sein oder eine sehr hohe Anzahl von Sensoren. Dafür wird das Mobilfunknetz in der Testumgebung in spezielle virtuelle Netze - „Network Slices“ - unterteilt. Jede dieser „Netz-Schichten“ unterstützt eine andere spezielle Anforderung. So entstehen separate, virtuelle Netze beispielsweise für die Steuerung der Ampelanlage und für die Übertragung von Umwelt-Messdaten. Diese neue Architektur erlaubt es erstmals, Netze dynamisch und flexibel an die Anforderungen verschiedenster Anwendungen anzupassen. 5G als "intelligentes Netz der Zukunft".

Slicing ist "unkaputtbar"?

Das Netz im Netz: So funktioniert Network-Slicing. Man spricht auch von NFVS (Network Function Virtualization System) Das Netz im Netz: So funktioniert Network-Slicing. Man spricht auch von NFVS (Network Function Virtualization System)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Beim Network-Slicing werden im Datenstrom bestimmte Bereiche "Slices" (übersetzt Scheiben) definiert, die bestimmten Nutzer- oder Zielgruppen zugeteilt sind und für "andere" nicht nutzbar und nicht erreichbar sind. Selbst wenn auf einem Slice das Netz "glüht", also stark belastet ist, bleibt der andere Slice frei verfügbar, etwa für wichtige Kommunikation, man spricht von "Slicing isolation". Network Slicing wird auch Roaming können. Ist also ein bestimmter Nutzerkreis in einem anderen (ausländischen) Netz, kann das Gerät wie von "zu Hause" gewohnt und gebucht, weiter genutzt werden.

Für diese Slices gibt es keine feststehenden Zeitpläne (Time Multiplex), sondern ein "Wächter" entscheidet am Eingangstor des Netzes, ob das Paket jetzt gleich sofort los darf, oder ob es noch andere "wichtigere" Paket gibt, die Vorfahrt haben sollen. Im schlimmsten Falle könnte ein "unwichtiges" Paket auch "hängen" bleiben und dann verworfen werden. Die Slicing-Technik ist so konstruiert, dass eine Überlastung derzeit ausgeschlossen ist, versicherten die Fachleute in Hamburg.

Slicing für Behördenfunk?

Einblick in das Verkehrsleitzentrum des Hamburger Hafens. Auf dem Landkartenbildschirm sind alle Parkhäuser mit freien Plätzen, die Straßen (Grün = freier Verkehr, gelb = dichter Verkehr, rot Stau) und Ampeln eingezeichnet. Einblick in das Verkehrsleitzentrum des Hamburger Hafens. Auf dem Landkartenbildschirm sind alle Parkhäuser mit freien Plätzen, die Straßen (Grün = freier Verkehr, gelb = dichter Verkehr, rot Stau) und Ampeln eingezeichnet.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Am Tag der Präsentation fand in Hamburg (zufällig) eine größere Katastrophenübung unter dem Titel "Samariter" statt. Angenommen wurde ein terroristischer Anschlag. Hier hätte Slicing seine Bewährungsprobe bei den Sicherheitsbehörden (BOS) bestehen können, aber darüber findet in Sicherheits-Fachkreisen noch eine intensive Diskussion statt, die noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Sicherheitsfunker haben (verständlicherweise) Bedenken, ob ein "öffentliches" Netz in extremen Situationen nicht doch "in die Knie" gehen könnte. Sie bestehen daher möglichst auf etwas "Eigenes", völlig unabhängig von anderen Nutzern. Deswegen wurde damals auch der Vorschlag von Mannesmann (heute Vodafone) den Behördenfunk über GSM (GSM-BOS) oder das ehemalige Tetra-Mobilfunknetz der Telekom ("Chekker") abzuwickeln. Das Behördennetz leidet bis heute an der mangelhaften Netzversorgung durch fehlende Sendestationen.

Was Verkehrsampen mit 5G anfangen können und wo die Schiffe funken, lesen Sie auf Seite 2.

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