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Netzabdeckung: Karten und Realität im Vergleich

Die Diskussion über die Qualität der Mobilfunk-Versorgung reißt nicht ab. Um sie zu verstehen, muss man einmal Urlaubsregionen wie Odenwald oder Schwarzwald ansteuern. Wir vergleichen stichprobenartig Wunsch und Wirklichkeit.
Im Odenwald und im Schwarzwald unterwegs war

Es gibt Handykunden, die leben in einer überschaubaren Umgebung. Andere sind viel unterwegs, meistens in Großstädten oder auf Autobahnen oder in schnellen ICE-Zügen. Andere möchten gerne in Urlaub fahren, aber am Zielort erreichbar bleiben. Da wäre es gut, vorher zu wissen, mit welcher Netzabdeckung man rechnen kann. Telekom LTE-Versorgung laut Karte für 64760 Oberzent OT Finkenbach Telekom LTE-Versorgung laut Karte für 64760 Oberzent OT Finkenbach
Screenshot: teltarif.de

Jeder echte Netzbetreiber hat heute Abdeckungskarten im Internet, wo er seine Netzabdeckung bekannt gibt. Die bange Frage ist nur, wie "ehrlich" sind die Karten oder welche Endgeräte wurden für diese Karten verwendet oder bei rechnerischen Vorhersagen angenommen? Oberzent-Finkenbach bei Vodafone (alle Netzstandards) Oberzent-Finkenbach bei Vodafone (alle Netzstandards)
Screenshot: teltarif.de

Netzqualiät vom eigenen Gerät abhängig

Es ist ein Unterschied, ob ich ein hochkompliziertes Smartphone nutze, das zig Frequenzbänder "irgendwie" beherrscht, aber keines richtig, oder ob ich noch ein prähistorisches Schätzchen nutze, wo es eine Außenantenne - vielleicht sogar ausziehbar - gibt, oder ob ich im Auto einen Festeinbau mit Außenantenne verwende. Gerade im letzteren Fall ist die Netzabdeckung in Deutschland oft gar nicht so übel.

Oberzent-Finkenbach bei Vodafone (nur 2G und 3G) Oberzent-Finkenbach bei Vodafone (nur 2G und 3G)
Screenshot: teltarif.de
Doch sind wir realistisch: Nur ein verschwindend geringer Anteil der Kunden hat einen teuren Werks-Festeinbau, den sich die meist Premium-Autohersteller fürstlich bezahlen lassen. Die Mehrheit telefoniert mit dem Handy mit integrierter Antenne in Häusern, in Autos, Zügen oder in der freien Natur. Oberzent Finkenbach: So soll die Netzabdeckung von o2 sein. Oberzent Finkenbach: So soll die Netzabdeckung von o2 sein.
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Willkürliche Stichprobe

Wir haben stichprobenartig ein paar Standorte abseits der Ballungszentren abgefragt und sind auch unterwegs gewesen. Es sollte ja die mögliche Diskrepanz zwischen Karten-Versorgung und realer Versorgung aufgezeigt werden. Die Wahl fiel auf zwei Standorte im Schwarzwald in der Region Freudenstadt und ein Odenwald-Tal im südlichen Hessen, nicht weit vom Ballungszentrum Mannheim-Heidelberg entfernt. Im Schwarzwald waren das der Ort 72297 Seewald, hier der Ortsteil "Morgental", ein Feriengebiet, das weitab jeglicher Zivilisation mitten in einem einsamen Seitental liegt und bestens mit Strom, Wasser und laut Karte sogar mit Telekom-DSL (bis zu 16 MBit/s) versorgt ist. Der zweite Testpunkt war die Ortschaft Kälberbronn, die zur Gemeinde 72285 Pfalzgrafenweiler gehört.

Als dritten Testort haben wir uns den Ortsteil Finkenbach herausgesucht, der seit dem 1. Januar zur drittgrößten Stadt in Hessen, der Stadt "64760 Oberzent" gehört. Oberzent wurde aus dem freiwilligen Zusammenschluss von Beerfelden, Rothenberg, Finkenbach und weiteren Gemeinden gebildet und ist flächenmäßig die drittgrößte Stadt in Hessen, mit 10 000 Einwohnern eher im unteren Bereich.

Pfalzgrafenweiler-Kälberbronn Telekom LTE Pfalzgrafenweiler-Kälberbronn Telekom LTE
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Mobilfunkmäßig ist diese neue Stadt ein ideales Testfeld. Im Ortsteil Beerfelden versagt die Telekom ausgerechnet im Ortskern völlig, sogar outdoor, mit LTE wird es etwas besser. In den Seitentälern von Oberzent gibt es für Vodafone noch dringenden Handlungsbedarf (kein Vodafone in Airlenbach und darüber hinaus), und auch o2 sendet noch nicht in allen Orts-Bereichen. Der Ortsteil Hinterbach wird von allen drei Netzbetreibern bislang gemeinsam ignoriert. Dabei hat der digitale Behördenfunk dort bereits einen Sender an der richtigen Stelle stehen, womit einem späteren Netzausbau mit Telekom, Vodafone oder o2 nichts entgegen stehen sollte.

Alle Netzbetreiber haben Online-Karten

Drei echte Mobilfunknetzbetreiber gibt es in Deutschland, und alle drei haben auf ihren Webseiten eine interaktive Netzkarte eingebaut, die Auskunft über die Netzversorgung mit 2G (GSM/EDGE), 3G (UMTS/HSPA) oder 4G (LTE/LTE-A) geben. Netzabdeckungskarten gibt es noch von anderen Anbietern. Beispielhaft seien hier opensignal.com (über eine App) oder Cellmapper.net genannt. Das sind Apps, die vom Kunden auf dem Handy installiert werden und dann die Netzversorgung erfassen, und - falls gewünscht und eingerichtet - beim Anbieter der App das Kartenmaterial verbessern und ergänzen.

Wir haben Screenshots der Karten angefertigt und mit der Realität verglichen. Weitere Ergebnisse unseres stichprobenartigen Tests lesen und sehen Sie auf der folgenden Seite. Pfalzgrafenweiler-Kälberbronn, Vodafone LTE Pfalzgrafenweiler-Kälberbronn, Vodafone LTE
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