Konsolidierung

o2: Netzkonsolidierung bis Jahresende

Das Ziel der Netzkonsolidierung von o2 und E-Plus, ein einheitliches schnelles und stabiles Netz rückt immer näher. Nach Potsdam und München können bald ganz Süddeutschland und schließlich der Rest des Landes Erfolg melden.
Von

o2 Mobilfunkstation auf dem ehemaligen VIAG Gebäude. Die Gehäuse müssen Wind und Wetter trotzen. o2 Mobilfunkstation auf dem ehemaligen VIAG Gebäude. Die Gehäuse müssen Wind und Wetter trotzen.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Die Mammutaufgabe der Netzintegration von E-Plus ("grünes Netz") und o2 ("blaues Netz") bei Telefónica nähert sich langsam dem angestrebten Ziel. Am Dienstag vergangener Woche hatte o2 Technik-Journalisten nach München eingeladen, um sich vor Ort ein Bild zu machen, über unsere „Messfahrt“ berichten wir noch gesondert.

Rückblick auf eine Netzstörung

Zunächst gingen die o2 Vertreter noch einmal auf die bundesweite Netzstörung bei o2 ein. Ab Dienstag-Mittag war es bei Telefonie und Daten bundesweit zu "starken Einschränkungen" gekommen. Betroffen waren nach Angaben von o2 insbesondere Kunden, die sich "neu" ins Netz einbuchten, beispielsweise nach dem Einschalten des Handys oder nach dem Wechseln aus dem Flugmodus in den Normalbetrieb. Nach Beobachtungen von teltarif.de waren insbesondere Prepaid- Kunden von Original o2 und seiner Unter-Marken (wie Blau, fonic, Tchibo etc.) betroffen. Die Störung wurde nach 11 Stunden am Dienstagabend gegen 22:40 Uhr behoben. Als Ursache wurde ein Softwarefehler genannt, die genauen Details müssten noch untersucht werden.

Telefónica Deutschland: Vermutlich weltweit größte Netzfusion

o2 Mobilfunkstation auf dem ehemaligen VIAG Gebäude. Die Gehäuse müssen Wind und Wetter trotzen. o2 Mobilfunkstation auf dem ehemaligen VIAG Gebäude. Die Gehäuse müssen Wind und Wetter trotzen.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Die Zusammenlegung der Netze von E-Plus und o2 sei „außerhalb von China“ das vermutlich größte Fusionsprojekt weltweit, erklärten die o2-Vertreter mit Stolz in der Stimme.

Aus 4 mach 3 - durch Recoloring

Geöffnete Station: Oben die Netzteile (48V) mit Lüfter, darunter die Sicherungen, darunter die Basisbandbaugruppen für GSM900, UMTS2100, LTE1800, LTE2600. Lieferant für den Süden ist Huawei. Geöffnete Station von Huawei: Von obben nach unten: Netzteile (48V), Sicherungen, GSM900, UMTS2100, LTE1800 und LTE2600
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Nach dem "Recoloring", wo alle Sendestationen bundeseinheitlich den "Netzcode" 262-03 erhalten hatten, "sehen" die Kunden nach einer Netzsuche nur noch maximal drei verschiedene Netze auf ihrem Display, beispielsweise: Telekom, Vodafone und "E-Plus" anstatt zuvor vier Anbietern: Telekom, Vodafone, "E-Plus" und o2-de, sofern man sich nicht im Grenzbereich zu Deutschlands Nachbarstaaten oder im Ausland aufhält.

Der Name "E-Plus" auf dem Display rührt daher, dass viele Geräte den Code 262-03 immer noch mit E-Plus verknüpfen. Neuere Modelle zeigen inzwischen auch o2-de oder o2-de+ oder vielleicht noch etwas anderes an, wenn beispielsweise eine SIM-Karte eines Service-Providers der Drillisch-Gruppe oder von 1&1 oder Mobilcom-Debitel verwendet wird.

Integrationsarbeiten

Das rote Kabel im oberen Schrank geht zum Kern-Netz. Im unteren Schrank sind die Sender-Endstufen, die bis zu 80 Watt (an 50 Ohm) leisten können. Was am Ende gesendet wird, hängt von der Kabellänge und der Antennenform ab. Das rote Kabel im oberen Schrank geht zum Kern-Netz. Im unteren Schrank sind die Sender-Endstufen, die bis zu 80 Watt (an 50 Ohm) leisten können. Was am Ende gesendet wird, hängt von der Kabellänge und der Antennenform ab.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Dem Recoloring folgte die Integration. Zunächst wurden alle Stationen gründlich untersucht. Waren es benachbarte „doppelte“ Standorte – vielleicht am gleichen Standort, kann ein Standort abgeschaltet und aufgegeben werden oder werden die Ressourcen (sprich Hardware und/oder Frequenzen) vor Ort dringend gebraucht? Dem schließt sich die Optimierung an.

Der Transportlayer

Zu einer Sendestation verlaufen viele Kabel. Die Stromversorgung, die Signalzuführung und die Antennenleitungen (für jedes Band 800/900, 1800, 2100, 2600 MHz extra) Zu einer Sendestation verlaufen viele Kabel. Die Stromversorgung, die Signalzuführung und die Antennenleitungen (für jedes Band 800/900, 1800, 2100, 2600 MHz extra)
Foto Henning Gajek / teltarif.de
Bevor die Sender umgebaut werden konnten, ging es erst einmal daran, den "Transportlayer" anzuschauen und auszutauschen. Das musste alles "im laufenden Betrieb" passieren, dabei sollten größere Ausfälle möglichst vermieden werden. Unter Transportlayer versteht man die Kommunikation zwischen den Basisstationen („Node B“) und dem Kontrollzentrum (früher MSC/HLR).

Beim Umbau wurde "Das beste aus beiden Netzen" übernommen. Es geht bei der Netzplanung um Redundanz (gibt es eine Reserve, wenn ein Element ausfällt), um die Klärung, welche Elemente von wo aus gesteuert werden und wie die Elemente untereinander "verschaltet" sind, der Fachmann spricht von "A-B-Beziehungen".

Zukunftssicher mit IP

Interessantes Detail am unteren Bildrand: Die Station hat zwei Bleiakkus (mit "1" und "2" markiert), welche die Station für 1-2 Stunden mit Strom versorgen können und bei Schwankungen oder kurzen Ausfällen ("Wischer") für Ausgleich sorgen. Interessantes Detail am unteren Bildrand: Die Station hat zwei Bleiakkus (mit "1" und "2" markiert), welche die Station für 1-2 Stunden mit Strom versorgen können und bei Schwankungen oder kurzen Ausfällen ("Wischer") für Ausgleich sorgen.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Da das gesamte Netz möglichst zukunftssicher werden soll, wurde und wird alles auf IP umgestellt. Bisher gab es noch viel spezielle Hardware für TDM (Time Division Multiplexing) oder SDH (Synchronous Digital Hierarchy) im Netz, die Stück für Stück ausgetauscht wird. Im Kernnetz fanden die Planer sehr viel unterschiedliche Technik vor, die auf beiden Seiten (E-Plus und o2) komplett ausgetauscht wurde.

Unvorhergesehene Ereignisse

Bei den Stationen kommen immer wieder einmal Kündigungen durch den Vermieter dazwischen, beispielsweise wenn ein Gebäude abgerissen werden soll.

Umbau ist nicht trivial

Der Umbau einer Station ist nicht so einfach, wie es sich auf den ersten Blick anhört. Sollen neue LTE-Antennen aufgebaut werden, sind extra Genehmigungen notwendig, einmal von der Bundesnetzagentur und vor allen Dingen vom Grundstücks-, Sendemast- oder dem Hauseigentümer. Wird ein Standort von mehreren Mobilfunkunternehmen genutzt, gibt es gemeinsame Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen und von der Bundesnetzagentur überprüft werden. Damit können manche Standorte nicht mit voller Leistung senden. Und bei 30 Prozent der Standorte fehlen die Genehmigung immer noch, deswegen dürfen sie noch nicht oder nur eingeschränkt senden.

Soll eine Station auf LTE aufgerüstet werden, müssen die Hausbesitzer gefragt werden, der Mietvertrag muss angepasst werden. Handelt es sich um komplexe Eigentümergesellschaften, kann das einige Zeit dauern, bis alle Rückfragen geklärt und Genehmigungen und Termine koordiniert sind.

Optimierungen in der S- und U-Bahn

Das Unternehmen Telefónica o2 hat „Netzoptimierungen“ an Teilen der Münchner S-Bahn Stammstrecke vorgenommen. Durch die geplante LTE-Aufrüstung soll sich das „Netzerlebnis“ während der S-Bahn-Fahrt in Zukunft weiter verbessern.

Bereits im vergangenen Jahr hat Telefónica Deutschland zusammen mit den anderen Netzbetreibern das Netz für die Münchner U-Bahn ausgebaut und um durchgehenden LTE-Empfang erweitert. Mehr als 200 unterirdische Funkzellen – angeschlossen an eine leistungsstarke Glasfaserstrecke – sorgen seitdem während der Fahrt mit der U-Bahn für einen optimalen Netzempfang.

Darüber hinaus hat Telefónica Deutschland den Netzausbau am Münchner Flughafen und auf dem Messegelände (Riem) fortgesetzt.

Ganz fertig ist ein Netz nie

Selbst in München bleibt noch einiges zu tun: Ab 2019 soll der Münchner Hauptbahnhof von der Deutschen Bahn komplett umgebaut werden, ein zweiter Tunnel ("neue Stammstrecke") wird im Untergrund durch München gegraben. Dieses Mammutprojekt soll bis etwa 2026 fertig sein, vielleicht auch erst 2030. Für die Mobilfunk-Versorgung des neuen Tunnels wurden verschiedene Konsortien gebildet, worin alle drei Netzbetreiber beteiligt sind. Ein Konsortionalführer wird bestimmte Abschnitte auch für seine Mitbewerber mit aufbauen.

Bei der Anfahrt zum o2-Tower mit der U-Bahn wird klar: Der Netzausbau in der U-Bahn oder S-Bahn bleibt weiter ein Problem. Die Tunnel sind nur für kurze Zeit durch Techniker begehbar: "Wir können nur bei Betriebspausen rein". Das verzögert den Ausbau erheblich. Projekte wie U- und S-Bahnen werden von allen Netzbetreibern gemeinsam angegangen. Immerhin: Es gibt schon LTE von o2 (und den Mitbewerbern) in der U-Bahn.

Netzintegration bundesweit im Endspurt

Insgesamt werden im Rahmen der Integrationsarbeiten Umbaumaßnahmen an mehreren Zehntausend Mobilfunkstationen vorgenommen. Am Ende der Konsolidierung, welche für Ende des Jahres angepeilt wird, soll eine moderne Netzinfrastruktur stehen, 2019 könnten noch - so die offizielle Aussage aus München - „Optimierungsarbeiten“ stehen.

Vision 2022

Bis zum Jahre 2022 möchte Telefónica-o2 zum „Mobile Customer & Digital Champion“ werden, das heißt zum „bevorzugten Partner der Kunden im deutschen Mobilfunkmarkt“, erläuterte CEO Markus Haas auf der Hauptversammlung am 17. Mai seinen Aktionären.

Mehr zum Thema Breitband-Internet