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Netgear Orbi ausprobiert: WLAN fürs Zwei-Familien-Haus

Die Netgear-Orbi-Systeme bieten ein WLAN-Mesh-Netzwerk, die eine großflächige drahtlose Internet-Versorgung im Eigenheim ermöglichen sollen. Wir wollten gleich ein ganzes Haus abdecken und haben das System ausprobiert.
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WLAN-Mesh-Systeme gibt es mittlerweile von zahlreichen Herstellern. AVM hat seine neueren FRITZ!Boxen und weitere Geräte für die Heimvernetzung per Software-Update aufgerüstet, Google WiFi ist ein System, das ebenfalls die WLAN-Versorgung in den eigenen vier Wänden der Nutzer verbessern soll und von Netgear gibt es seit rund eineinhalb Jahren die Orbi-Systeme, die eine ähnliche Funktionalität bieten. Das erste Orbi-Angebot haben wir bereits vor mehr als einem Jahr getestet. Inzwischen hat der Hersteller verschiedene Varianten auf den Markt gebracht, um vor allem unterschiedlichen Anforderungen an die WLAN-Netzabdeckung gerecht zu werden. Neu ist zum Beispiel das Orbi-AC-2200-WLAN-System, das als Artikelnummer RBK23 mit einem Router und zwei Satelliten kommt. Es ist damit die Orbi-Version, die bis nominell bis zu 375 Quadratmetern die größte Netzabdeckung bietet. Netgear Orbi im Test Netgear Orbi im Test
Foto: teltarif.de

So sah die bisherige Konfiguration aus

Wir wollten herausfinden, ob die neue Orbi-Variante auch ein ganzes Zwei-Familien-Haus mit einem WLAN-Internet-Zugang versorgen kann. Bislang wurde ein Router im Büro im Kellergeschoss verwendet. Von dort gibt es ein Netzwerkkabel zum ersten Obergeschoss und weiter zum Dachgeschoss, wo bislang jeweils eigenständige WLAN-Zugangspunkte installiert waren.

Die "WLAN-Sender" arbeiteten alle auf den gleichen Kanälen und mit den gleichen SSIDs und Passwörtern. Das Umbuchen von einer Station zur anderen klappte aber je nach Endgerät oft eher schlecht als recht. So wollten wir herausfinden, inwieweit sich die Situation mit einem Mesh-System verbessert, bei dem die einzelnen Zugangspunkte untereinander vernetzt sind, bessert. Anschlüsse auf der Rückseite des Satelliten Anschlüsse auf der Rückseite des Satelliten
Foto: teltarif.de

So sehen die Orbi-Geräte aus

Der Orbi-Router vom Typ AC2200 ist - wie auch die Satelliten - 14,2 mal 6,09 mal 16,77 Zentimeter groß und 476 Gramm schwer. Er verfügt genauso wie die Satelliten über vier integrierte Antennen, 256 MB Flash-Speicher und 512 MB Arbeitsspeicher. Das Gerät hat zwei Netzwerkanschlüsse an Bord. Dazu kommt der Eingang, der mit dem Modem oder einem bereits vorhandenen Router verbunden werden muss.

Die Satelliten haben ebenfalls vier integrierte Antennen, 256 MB Flash-Speicher und 512 MB Arbeitsspeicher an Bord und auch an diesen können jeweils zwei Geräte direkt per LAN-Kabel angeschlossen werden - zusätzlich zum WLAN-Signal auf 2,4 und 5 GHz. Untereinander bauen Basisstation und Satelliten eine eigene Verbindung auf einem separaten Kanal auf, über den Daten ausgetauscht werden. Kommt die Verbindung zwischen Router und Satelliten nicht zustande, so sorgt die Sync-Taste, über die alle Geräte verfügen, für Abhilfe.

Router-Aufbau im ersten Obergeschoss

Wir wollen die Orbi-Basisstation nicht im Kellergeschoss aufbauen, da dieser Standort denkbar schlechte Funkeigenschaften mit sich bringt. Also haben wir das Gerät an einen freien LAN-Port im ersten Obergeschoss gehängt. Nach einigen Sekunden war das WLAN-Signal verfügbar und wir konnten uns über die voreingestellten Zugangsdaten einbuchen, um die Konfiguration vorzunehmen.

Orbi-App auf dem iPhone Orbi-App auf dem iPhone
Foto: teltarif.de
Das Orbi-System hat "gemerkt", dass es nicht direkt am Modem hängt, sondern hinter einem bereits vorhandenen Router. So kann es wahlweise als Router oder im AP-Modus (Access Point) betrieben werden. Beides hat im Test einwandfrei funktioniert. Fungiert Orbi aber als Router, so kommt man mit einem auf diesem Weg verbundenen Gerät teilweise nicht mehr an Funktionen von anderen Netzwerkelementen, die direkt am "Hauptrouter" hängen. Beispiele sind Apple AirPlay oder Googlecast (Chromecast). Setzt man Orbi im AP-Modus ein, so integriert sich das System ins Gesamtnetzwerk und alle Features sind jederzeit verfügbar.

WLAN-Reichweite mit anderen Routern vergleichbar

Die WLAN-Reichweite des Orbi-Routers ist mit der einer AVM FRITZ!Box 7490 oder eines Netgear Nighthawk X6 vergleichbar. Also doch kein Vorteil gegenüber der vorhandenen Technik? Nun ja, wir hatten die beiden Satelliten noch nicht im Einsatz. Das erste Gerät haben wir vom Router aus gesehen am anderen Ende der Wohnung aufgebaut. Es dauerte einige Minuten, bis die Verbindung zwischen Basisstation und Satellit aufgebaut war. Danach fungierten beide Zugangspunkte aber als einheitliches WLAN-System.

Die Kombination aus Router und Satellit hat das erste Obergeschoss komplett versorgt, das Dachgeschoss gleich mit und anders als bei der bisherigen Konfiguration mit zwei einzelnen Access Points war auch der Balkon gut abgedeckt - das ist gerade in der warmen Jahreszeit ja nicht unerheblich. Ein WLAN-Repeater an der gleichen Stelle wie der Orbi-Satellit erfüllt von der technischen Reichweite her den gleichen Zweck. Das "Umbuchverhalten" von Smartphones oder einem Notebook ist bei Orbi aber deutlich besser, wie sich im Test gezeigt hat.

Zweiter Satellit im Kellergeschoss

Router- oder AP-Modus möglich Router- oder AP-Modus möglich
Foto: teltarif.de
Den zweiten Satelliten wollten wir im Kellergeschoss aufbauen und so auch die WLAN-Hotspot-Funktion des dort installierten Routers ablösen. Vorteil wäre ein einheitliches WiFi-Netz im ganzen Haus. WLAN-Anrufe würden dank einer nahtlosen Übergabe zwischen den Internet-Zugangspunkten nicht mehr abreißen, wenn man von der Wohnung ins Büro geht und umgekehrt und auch Streaming wäre über die verschiedenen Stockwerke hinweg nahtlos möglich.

Die Verbindung zwischen Orbi-Router und Satellit kam auch über die Distanz zweier Stockwerke zustande. Je nach Aufbauort wurde mittlerer bis guter Empfang signalisiert. Dazu gibt es farbliche Ringe auf den Satelliten, die direkt nach dem Aufbau des Netzkontakts für wenige Minuten blau (gute Verbindung) orange (schlechte Verbindung) oder magenta (keine Verbindung) aufleuchten. Speedtests zeigten, dass wir trotz dieser nicht optimalen Entfernung zwischen Basis und Satellit keine spürbaren Performance-Einbußen hatten. Der WLAN-Internet-Zugang stand nun in der Tat im gesamten Haus in guter Qualität zur Verfügung.

Konfiguration im Web oder per App

Die Konfiguration des Systems kann webbasiert oder über eine für Android und iOS verfügbare App vorgenommen werden. Das Menü ist selbsterklärend. Über die App oder im Web kann auch ein Gastnetzwerk eingerichtet werden. Eine eigene SSID und ein individuelles Passwort lassen sich hier ebenfalls vergeben. Die Daten gelten dann automatisch für das gesamte Orbi-WLAN-Netz, das automatisch parallel auf 2,4 und 5 GHz funkt.

Leider ist es nicht möglich, eigene SSIDs für 2,4 bzw. 5 GHz festzulegen, zumal Netgear den Anspruch erhebt, den Nutzer automatisch auf den Zugangspunkt und den Frequenzbereich zu "handovern", der an seinem jeweils aktuellen Standort für die Anforderungen, die er gerade hat, am besten geeignet ist. Nicht angeboten wurden zudem die Kanäle im oberen 5-GHz-Bereich, die nicht exklusiv für WLAN zur Verfügung stehen. Das ist insofern schade, als hier deutlich höhere Sendeleistungen als auf den niedrigen 5-GHz-Kanälen möglich wären. Die blaue Farbe signalisiert guten Empfang Die blaue Farbe signalisiert guten Empfang
Foto: teltarif.de

Kabel-Option für Satelliten fehlt

Schade ist zudem die fehlende Option, die Satelliten per LAN-Kabel ins Netz einzubinden. Wer ohnehin Netzwerkkabel im Haus liegen hat, würde von einer im Zweifelsfall noch stabileren Leitung profitieren. Jeder Techniker wird jederzeit bestätigen, dass ein Kabel immer noch die beste Verbindungsqualität liefert. Das gilt auch für WLAN-Mesh-Systeme, auch wenn wir bei einer Verbindung über einen Orbi-Satelliten keine spürbaren Performance-Einbußen hatten.

Ansonsten haben wir das Netgear-Orbi-System nun seit mehreren Tagen im Einsatz. Dabei haben wir nicht nur über den per Kabel angebundenen Router, sondern auch über die drahtlosen Satelliten im Internet gesurft, Videostreams über Zattoo, Sky Go und Netflix genutzt. Wir haben WLAN-Radios genutzt und auch per AirPlay und Googlecast gestreamt. Das System arbeitete in allen Fällen einwandfrei.

WLAN-Mesh-Systeme bieten Mehrwert

Administration über die Weboberfläche Administration über die Weboberfläche
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Ganz gleich von welchem Hersteller die Geräte kommen: Ein WLAN-Mesh-System ist die bessere Alternative gegenüber Repeatern oder Powerline-Adaptern. Die Komponenten tauschen Daten aus und sind optimal aufeinander abgestimmt. Mit dem Netz verbundene Smartphones, Tablets oder Notebooks erhalten - sofern das System einwandfrei arbeitet - stets die bestmögliche Internet-Verbindung über ein einheitliches drahtloses Netzwerk.

Wer ein WLAN-Mesh-Netzwerk aufbauen möchte, um die Reichweite seines Heimnetzwerks zu verbessern, sollte daher durchaus einmal einen Blick auf Orbi von Netgear werfen. Ob es unbedingt die von uns getestete Variante sein muss, hängt davon ab, wie groß die zu versorgende Fläche ist und ob - wie in unserem Fall - gleich ein ganzes Haus abgedeckt werden muss. Für eine einzelne Wohnung dürfte auch die Version RBK20 ausreichen, die neben der Basisstation einen Satelliten mit sich bringt.

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