Fernsehen

Netflix: Zuschauer sollen Handlung in Filmen mitbestimmen

Netflix-Nutzer könnten in Zukunft die Handlung einer Sendung mitbestimmen. Unterschiedliche Versionen der Programme sollen es möglich machen. Ein Testlauf mit Kinderserien läuft bereits.
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Netflix will das Fernsehen verändern Netflix will das Fernsehen verändern
Bild: dpa
Netflix gibt Nutzern testweise die Möglichkeit, den Handlungsverlauf in Sendungen mitzubestimmen. Zunächst wurde bei einigen Kinderserien damit experimentiert, Zuschauer zwischen alternativen Wendungen entscheiden zu lassen. Demnächst sollen solche interaktiven Elemente auch in Programmen für Erwachsene ausprobiert werden, kündigte Netflix-Produktchef Greg Peters an.

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"Wir wollen herausfinden, wie Interaktivität bei Erwachsenen funktioniert", sagte Peters. Möglicherweise wollten sie sich auch nur im Wohnzimmer entspannen und nicht mit ihrem Fernseher interagieren. "Wir kennen die Antwort noch nicht." Eine Möglichkeit für die Zukunft wäre auch, verschiedenen Nutzern gleich unterschiedliche Varianten einer Sendung zu präsentieren, ohne dass sie selbst etwas entscheiden müssten. "Eventuell wollen Erwachsene nichts selber aussuchen, aber vielleicht wird diese Idee eines personalisierten Geschehens funktionieren". Das ganze sei zugleich noch sehr spekulativ, schränkte Peters ein.

Im Kinderprogramm habe der Online-Videodienst immerhin die Erfahrung gemacht, dass sich Zuschauer zum Teil deutlich länger mit interaktiven Sendungen beschäftigten, weil sie noch die verschiedenen Entwicklungs-Möglichkeiten durchspielten.

Handlung mitbestimmen - das gab es schon

Die Idee, das Zuschauer die Handlung einer Sendung beeinflussen können, ist nicht neu. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise der von den Sendern ORF, ARD und SRF produzierte Film "Terror - Ihr Urteil" zu einem Fernseh-Erfolg. Grundlage der Sendung war Ferdinand von Schirachs Justizdrama "Terror". In dem Film hatte ein Kampfpilot ein voll besetztes Flugzeug abgeschossen, um zu verhindern, dass dieses von einem Terroristen in ein voll besetztes Stadion gelenkt wird. Die Zuschauer mussten im Laufe der Verhandlung entscheiden, ob der Pilot schuldig am Tod der Flugzeug-Insassen ist oder seine Handlung die einzige Möglichkeit war, schlimmeres zu verhindern. Abgestimmt wurde per Telefon. Die Produzenten hatten dafür extra zwei Endsequenzen des Filmes gedreht – eine mit dem Urteil "schuldig", eine weitere mit dem Urteil "unschuldig".

Ähnlich könnte es künftig auch bei Netflix ablaufen. Ob der Streaming-Dienst sich aber allein auf zwei Ausgangs­varianten beschränkt oder ob Zuschauer häufiger und somit intensiver in den Handlungsverlauf eingreifen können, bleibt abzuwarten. Immerhin müssten Serien und Filme so produziert werden, dass parallele und zum Teil völlig unterschiedliche Handlungs­ausgänge möglich wären. Und dies bedeutet einen enormen Aufwand bei der Produktion.

8K-Videos noch nicht in Planung

Netflix könnte auch ausprobieren, Inhalte auf dem Smartphone im Vertikal-Format zu zeigen, sagte Peters. "Wir versuchen gerade herauszufinden, wie man damit auf die richtige Art experimentieren kann."

Mit Blick auf eine weitere Verbesserung der Bildauflösung über das heutige 4K-Format hinaus mit dem vor allem in Japan favorisierten 8K-Video zeigte sich der Netflix-Produktchef dagegen skeptisch. "Man muss zum Beispiel einen riesengroßen Fernseher haben, um einen Vorteil erkennen zu können. Ich würde unsere Zeit und Energie lieber dafür aufwenden, an besseren Farben, Helligkeit, Bildwiederholungsraten und sichtbaren Darstellungsfehlern zu arbeiten." Japanische Elektronikkonzerne und Sender wollen 8K-Übertragungen mit 16 Mal mehr Bildpunkten als beim klassischen Full-HD zu den Olympischen Spielen 2020 etablieren.

4K-Handys, 8K-Fernseher: Wie viel Schärfe brauchen wir? Mit dieser Frage beschäftigen wir uns in einer weiteren Meldung.

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