Überwachung

Nest Cam IQ: Kampf gegen Einbrecher und mehr

Die High-Tech-Kamera Nest Cam IQ soll unberechtigte Personen in der Wohnung automatisch erkennen - und funkt dafür nach Hause.
Von Jan Rähm

Die neue Nest Cam IQ kommt in sehr klarem schörkellosen Design Die neue Nest Cam IQ kommt in sehr klarem schörkellosen Design
Bild: Nest
Zwar ist die Zahl der Einbrüche in Wohnungen und Häuser 2016 erstmals seit mehr als zehn Jahren zurückgegangen, die Aufklärungsquote jedoch liegt weiter bei unter 20 Prozent. Viele Mieter und Eigenheimbesitzer versuchen mit Videokameras vorzusorgen, um wenigstens Bilder der Täter zu haben. Doch was den Polizeien da vorgelegt wird, reicht meist noch nicht um zu erahnen, wer da eingebrochen hat. Zu schlecht ist oftmals die Qualität von Bildern und Videomaterial. Mit der heute neu vorgestellten Internet-fähigen Cam IQ vom US-amerikanischen Hersteller Nest soll das nicht mehr vorkommen.

Die neue Nest Cam IQ kommt in sehr klarem schörkellosen Design Die neue Nest Cam IQ kommt in sehr klarem schörkellosen Design
Bild: Nest
Die neue Nest Cam IQ nimmt Videomaterial extrem hochaufgelöst in vierfacher HD-Qualität 4K auf. Ein besonders großer Bildsensor mit 8-Megapixel-Auflösung und eine hochwertige Optik sollen zusammen gestochen scharfe Aufnahmen liefern. Dazu trägt auch die HDR-Bildverarbeitung (High Dynamic Range) bei. Aus den 4K-Aufnahmen wird ein HD-Stream in 1080p erzeugt. Dank der 4K-Aufzeichnung wird es möglich, eine Art "Supersight" zu generieren. Wer die App aufruft, um nachzusehen, was zu Hause los ist, sieht zwei hochauflösende Bilder (im Bild-in-Bild-Modus): eine umfassende 130-Grad-Ansicht des ganzen Raums und eine Nahaufnahme, mit der die Bewegung von Personen im Raum nachverfolgt wird. So kann der Nutzer Gesichtszüge genau erkennen und gleichzeitig das große Ganze im Auge behalten.

Überwachung auch bei Nacht

Die Gestaltung der Nest Cam IQ soll bewusst an die bekannte "Pixar-Lampe" erinnern Die Gestaltung der Nest Cam IQ soll bewusst an die bekannte "Pixar-Lampe" erinnern
Bild: Nest
Die Überwachung kann auch bei Nacht weitergehen. Aufnahmen im Dunkeln sollen dank zweier leistungsstarker Infrarot-LEDs trotzdem in hervorragender Bildqualität erfolgen. Dabei sei das Licht der LEDs anders als bei Konkurrenzprodukten für den Menschen komplett unsichtbar, da es im Bereich von 940 nm leuchtet, so Nest-Mitarbeiter auf einer Vorstellung der Kamera in Berlin.

Hinzu kommt ein Mikrofon-Array, das den passenden klaren Ton zu den Bildern aufzeichnen soll. Ingesamt sind drei Mikrofone verbaut. Dadurch sollen effektive Rauschunterdrückung und fokussierte Aufnahmen möglich sein. Intelligente Audiowarnungen sollen den Nutzer über Dinge informieren, die außerhalb des Sichtfeldes der Kamera passieren, etwa wenn eine Person spricht oder ein Hund bellt . Um aus der Ferne nicht ganz hilflos zuschauen zu müssen, steckt außerdem ein Lautsprecher im Gehäuse, über den man aus der Ferne mit den Personen vor der Kamera sprechen kann.

Schickes Design

Auf Augenhöhe platziert liefern Kamera für die Heimüberwachung die besten Bilder, falls doch mal ein Einbrecher einsteigt. Auf Augenhöhe platziert liefern Kamera für die Heimüberwachung die besten Bilder
Bild: Nest
Die Kamera wurde von Nest bewusst ansprechend designed. Mit ihrem schneeweißen Gehäuse und dem zierlichen Standfuss erinnert die Cam IQ an die Pixar-Schreibtischlampe. Das sei kein Zufall, so Nest – eine bewusste Reminiszenz an das bekannte Signet des Hollywood-Studios. Der Standfuß und die Verbindung über ein Knickgelenk zur Kamera wirken robust und hochwertig. Die Verbindung zum Netzkabel ist im Fuß integriert. Ein blauer Leuchtring illuminiert dezent und verdeckt und erzeugt eine Art Aura um die Front der Kamera.

Ins heimische Netzwerk wird die Nest Cam IQ per WLAN im 2,4 GHz und 5 GHz Band eingebunden. Die Kamera unterstützt Netze bis zum Standard 802.11ac. Außerdem wurden Bluetooth Low Energy und der Vernetzungsstandard "Thread" integriert. Thread soll künftig eine direkte Verbindung zu anderen smarten Haushaltsgegenständen ermöglichen und so als Hub dienen.

Cam IQ sendet Aufnahmen an Nest

Die smarten Algorithmen von Nest können zwischen bekannten und unbekannten Personen unterscheiden. Die smarten Algorithmen von Nest können zwischen bekannten und unbekannten Personen unterscheiden
Bild: Nest
Im Inneren der Kamera steckt laut Hersteller ein leistungsfähiger Bildprozessor, der die umfangreichen Bilddaten für die lokalen Funktionen intern verarbeitet. Für erweiterte Funktionen sendet die Cam IQ die Aufnahmen an die Server von Nest. Dort werden Gesichter und Türen herausgefiltert. Auf diese Art sollen umfangreiche Überwachungsfunktionen ermöglicht werden. So könne die Kamera branchenweit mit am schnellsten Gesichter erlernen und zuverlässig erkennen, so Nest. Meist reichten dafür nur drei Aufnahmen, so die Mitarbeiter im Gespräch. Mit Hilfe der so gelernten Personen könnten dann neue Besucher oder gar unberechtigte Personen schnell erkannt und von den legitimen Nutzern der Räumen unterschieden werden. Auf diese Art ließe sich die Zahl der Fehlalarme drastisch reduzieren, so Nest.

Die Nest Cam IQ soll auch zwischen einer Person und beispielsweise einer Katze zuverlässig unterscheiden können und den Nutzer entsprechend warnen – ein zusätzliches Abo braucht es dafür nicht. Sobald die Kamera eine Person entdeckt hat, kann sie eine Personenwarnung aufs Smartphone senden, automatisch an die Person heranzoomen und deren Bewegung innerhalb des Sichtfeldes nachverfolgen. So hat der Nutzer die Möglichkeit, die Person zu identifizieren und nachzuvollziehen, was sie tut. Außerdem könne die Software der Cam IQ Türen gezielt erkennen. So könnten Privatsphären-sensible Nutzer ausschließlich diesen Bereich überwachen.

Cam IQ arbeitet auch mit Produkten von Bosch, Philips und mehr

Dank 6-Core-Prozessor erfolgt ein großer Teil der Videoverarbeitung lokal direkt in der Kamera. Dank 6-Core-Prozessor erfolgt ein großer Teil der Videoverarbeitung lokal direkt in der Kamera
Bild: Nest
Wem die Funktionen nicht reichen, kann auf Produkte weiterer Hersteller wie Bosch oder Philips zurückgreifen, die mit den IP-Kameras von Nest über eine spezielle Schnittstelle, die Nest Cam API, zusammenarbeiten können.

Die Produkte von Nest sind offiziell erst seit Anfang dieses Jahres auf dem deutschen Markt erhältlich. Nest als Unternehmen gehört seit 2014 zu Alphabet, dem Mutterkonzern der Suchmaschine Google. Wie Google selbst gilt auch Nest als sehr hungrig nach Daten. Welche Daten wirklich erhoben und übermittelt werden, macht der Hersteller in seinen Datenschutzerklärungen auf seiner Website leicht verständlich transparent.

Nest will für besondere Daten-Sicherheit sorgen

Dank des höchstauflösenden Bildsensors soll die Nest Cam IQ deutlich klarere und bessere Bilder als Mitbewerber schießen können. Dank des höchstauflösenden Bildsensors soll die Nest Cam IQ deutlich klarere und bessere Bilder als Mitbewerber schießen können.
Bild: Nest
Für besondere Sicherheit im Internet will Nest mit einer Reihe an Maßnahmen sorgen. So kann die Kamera nicht ohne individuelle vom Nutzer zu bestimmende Zugangsdaten in Betrieb genommen werden. Nest betont zudem, dass sämtliches Videomaterial vor dem Streamen und Speichern im Gerät verschlüsselt wird. Dazu verwendet Nest eine 128-Bit-AES-Verschlüsselung. Der Datenverkehr wird anschließend ausschließlich über eine TLS/SSL-Verbindung verschlüsselt übertragen. Der Zugang von Netzseite zur Kamera sei außerdem besonders geschützt. Mit einer Zwei-Stufen-Authentifizierung kann der Nutzer sein Nest-Konto doppelt sichern.

Die Nest Cam IQ kann in Deutschland ab dem 13. Juni vorbestellt werden. In den Händen halten die Vorbesteller die Kamera dann voraussichtlich ab Ende Juni. Die Kamera allein kostet 349 Euro und ist damit deutlich teurer als die nur HD-fähigen Vorgänger. Für die erweiterten Funktionen muss zusätzlich zum Kaufpreis der Kamera ein Online-Abo der Zusatzdienste namens "Nest Aware" abgeschlossen werden, das monatlich ab 10 Euro bei monatlicher Zahlung beziehungsweise ab 100 Euro bei jährlicher Zahlung kostet. Dafür werden Aufnahmen dann bis zu zehn Tage in der Cloud gespeichert. Im kostenfreien Basis-Account sind es lediglich drei Stunden.

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