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MWC-Techniken: Vor Jahren noch Traum, heute Realität

Vor Jahren wurde beim MWC eher geträumt. Denn die Realität waren Funklöcher, keine Akzeptanz von mobilem Bezahlen. Heute ist das Geschichte.
Aus Barcelona berichtet

Mobiles Bezahlen bei der Telekom ("MyWallet"), damals von Wirecard realisiert, doch es brauchte erst Google und Apple, bis es allgemein akzeptiert wurde. Mobiles Bezahlen bei der Telekom ("MyWallet"), damals von Wirecard realisiert, doch es brauchte erst Google und Apple, bis es allgemein akzeptiert wurde.
Bild: Picture-Alliance / dpa
Alle Jahre wieder - der Mobile World Congress (MWC) in Barce­lona. Begonnen hat es vor 33 Jahren in Cannes (Südfrank­reich), und damals war mobiles Tele­fo­nieren oder mobile Daten ziem­lich exotisch. Da wurden zwar Geräte, Ausrüs­tungen und Dienst­leis­tungen gezeigt, aber das war alles ziem­lich theo­re­tisch, denn im Konfe­renz­zen­trum, durch die Film­fest­spiele bekannt geworden, gab es indoor kein Netz. Taxis nahmen nur Bargeld, in Restau­rants konnte man viel­leicht mit Kredit­karte zahlen, aber zwischen dem Anspruch des MWC und der Wirk­lich­keit klafften Welten. Mobiles Bezahlen bei der Telekom ("MyWallet"), damals von Wirecard realisiert, doch es brauchte erst Google und Apple, bis es allgemein akzeptiert wurde. Mobiles Bezahlen bei der Telekom ("MyWallet"), damals von Wirecard realisiert, doch es brauchte erst Google und Apple, bis es allgemein akzeptiert wurde.
Bild: Picture-Alliance / dpa

Erst Cannes, dann Barce­lona

Cannes wurde irgend­wann zu klein, der Mobile World Congress wanderte nach Barce­lona. Das relativ alte Messe­ge­lände vor dem Mont­juic wurde auch schnell über­lastet, eine funkel­na­gel­neue Messe im Indus­trie­ge­biet zwischen Barce­lona und Hospi­talet de Llobe­grat bot mehr Platz für rund 107 000 Besu­cher, die auch dieses Jahr wieder hierher pilgern werden.

Barce­lona U-Bahn: Natür­lich versorgt

Wer vor Jahren erst­malig nach Barce­lona kam, fand in den U- und S-Bahnen, die sich wie ein Netz­werk durch den tiefen Unter­grund von Barce­lona ziehen, Netz. Überall Netz. Wer aus Deutsch­land kommt und verse­hent­lich auf sein Handy schaut, ist verblüfft. Das Mobil­te­lefon ist in Spanien Teil des Alltags.

Langsam werden mobile Anwen­dungen Alltag

So langsam funk­tio­nieren alle die Dinge, die man sich früher kaum vorstellen konnte oder nur davon träumte. Beim Check-in am Flug­hafen, der heute am Handy übers Netz erfolgt, wird nach der Handy­nummer gefragt. Sofort kommt ein Link, womit iPhone-Nutzer beispiels­weise ihre Bord­karte in der „Wallet“ des iPhones abspei­chern können. Trägt der Nutzer eine Apple­Watch, steht die Bord­karte auch auf der Uhr zur Verfü­gung. Kein lästiger Papier­kram mehr, also Ausdrucke, die verwech­selt, zerrissen oder verloren gehen können. Am Sicher­heits-Checkin Armbanduhr oder Handy - und hinein gehts. Laptops bitte nicht im Koffer lassen, sondern als Hand­ge­päck mitnehmen und vor der Rönt­gen­kon­trolle aus einer Tasche oder Hülle nehmen.

Während des Weges von der Sicher­heit zum Abflug-Gate kam eine Nach­richt auf die Wallet, dass sich das Gate zum Einsteigen geän­dert habe. Da noch Zeit ist, nehme ich eine Klei­nig­keit zu mir, Milch­kaffee und Baguette zu extremen Flug­ha­fen­preisen. Mitge­nom­mene Wasser­fla­schen ließe die Secu­rity nicht durch, man könnte sie nach Para­graf 856 BGB als „Eigen­tums­auf­gabe“ in eine gelbe Tonne werfen.

Der Mobile World Congress im neuen Messegelände. Für Barcelona und die Mobilfunkwelt eine der wichtigsten Veranstaltungen. Der Mobile World Congress im neuen Messegelände. Für Barcelona und die Mobilfunkwelt eine der wichtigsten Veranstaltungen.
Foto: Picture Alliance / dpa
Ich gehe zur Kasse und möchte kontaktlos (mit der Uhr) bezahlen. „Oh Kontaktlos ist kaputt“, in der Tat, gut wenn man noch eine Plas­tik­karte (Master­card) dabei hat, damit ist das dann doch möglich. Ein anderer Stand, kontaktlos gar kein Problem. o2-Banking unter­stützt Apple Pay seit Anfang an (Google Pay kurio­ser­weise noch nicht). Wer gar keine Kredit­karte hat oder mag, hat viel­leicht PayPal und kann damit über GooglePay kontaktlos bezahlen.

In Barce­lona ange­kommen, geht es vom Flug­hafen mit der U-Bahn direkt in die Stadt. Tickets gibts am Auto­maten, zahlbar mit Kredit­karte, kontaktlos kannte der Automat am Flug­hafen noch nicht. Einkaufen im Super­markt, Karten­zah­lung mit Magnet­streifen wäre möglich gewesen, doch wer hat heute noch Magnet­streifen?

Der Abend wurde spät, jetzt schnell noch ein Taxi. Die „MyTaxi“-App, die in Kürze sich in „Free Now“ umbe­nennen will, funk­tio­niert auch in Barce­lona. In den engen Gassen der Altstadt muss man schauen, wo das Taxi hinkommen kann, aber die inte­grierte Tele­fonie-Funk­tion erlaubt es, den Fahrer zu kontak­tieren, viele (nicht alle) spre­chen Englisch. Und so errei­chen wir das Hotel. Dort gibt es WLAN. Brau­chen würden wir es nicht mehr, da das heimi­sche Daten­vo­lumen auch im EU-Land Spanien genutzt werden kann. Die Sicher­heits­soft­ware auf dem Handy meint ohnehin, das fremde WLANs mit Sorg­falt zu genießen seien.

Den Artikel schreibe ich im Hotel­zimmer am trag­baren Laptop. Für manche ist das alles so normal wie Zähne­putzen, aber für manche ist es immer noch irgendwie magisch. Beim Früh­stück disku­tieren wir über 6G. Denn 5G ist ja schon da. Und trotzdem bleibt es span­nend.

Was auf dem Mobile World Congress in diesem Jahr vorge­stellt wird, finden Sie auf unserer MWC-Über­sichts­seite.

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