Mobilfunk

Deutschland: Mobilfunk ja, Funkmasten nein

Der Gemeindetag Baden-Württembergs registriert immer häufiger Widerstand gegen Mobilfunkstationen. Funklöcher will aber auch niemand akzeptieren.
Von Wolfgang Korne mit Material von dpa

Der Aufbau neuer Mobilfunkstandorte wird zunehmend skeptisch gesehen. Der Aufbau neuer Mobilfunkstandorte wird von der Bevölkerung zunehmend skeptisch gesehen.
Bild: dpa
Bürger leisten nach Angaben des Gemeindetags Baden-Württemberg immer häufiger Widerstand gegen Mobilfunkstationen in ihrer Nähe. "Die aufgeklärte Bürgerschaft opponiert in viel größerer Zahl gegen Vorhaben der öffentlichen Hand", sagte Steffen Jäger vom Gemeindetag Baden-Württemberg der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS"). Das verzögere nicht nur den Bau von Bahnhöfen und Flughäfen, sondern auch den Ausbau des Mobilfunks.

Die "FAS" zitiert weiter Angaben von Vodafone, nach denen in Baden-Württemberg Bürgerinitiativen den Bau von Stationen in Stuttgart, Mannheim, Schorndorf, Waiblingen, Ludwigsburg und Kernen erschweren würden.

Am liebsten Mobilfunk ohne Funkmasten

Der Aufbau neuer Mobilfunkstandorte wird zunehmend skeptisch gesehen. Der Aufbau neuer Mobilfunkstandorte wird von der Bevölkerung zunehmend skeptisch gesehen.
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Im Januar hatte der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Uwe Brandl, bereits kritisiert: "Jeder will 5G, keiner will die Funkmasten vor der eigenen Türe haben." Das sei "ein großes Problem, mit dem wir in der Kommunalpolitik täglich konfrontiert sind. Die Wunschvorstellungen der Bürger zu befriedigen, ist deshalb schwierig geworden."

Ablehnung in jeder zehnten Gemeinde

In einem Youtube-Video hat Telekom-Sprecher Markus Jodl bereits vorher geklagt, dass das Bemühen der Telekom im Rahmen der "Mobilfunk Initiative Bayern" Funklöcher zu schließen, ins Leere laufe, weil die betroffenen Gemeinden ablehnend reagieren. Der Wunsch nach der Schließung von Mobilfunklücken korrespondiere nicht mit der Bereitschaft, Mobilfunkstandorte zu akzeptieren.

Walter Goldenits Geschäftsführer Technologie Telekom Deutschland konkretisiert diese Aussage auf Golem.de: "Bei etwa jeder zehnten Gemeinde stoßen wir mit unserem Angebot, die Funkversorgung zu verbessern, auf Widerstand". In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nannte die Telekom baurechrechtliche Verfahren, Naturschutzbestimmungen, fehlende Wegerechte und die Nichtbereitstellung öffentlicher Gebäude als Hindernisse. Die Probleme würden bundesweit bestehen, heißt es in der Zeitung.

Auch Befürworter sollen sich einbringen

Die Errichtung neuer Standorte müsse in den Gemeinden diskutiert werden - auch bei denen, die sich dem Ausbau positiv gegenüber stellen, sagt Jodl. Meist seien bei den Informationsveranstaltungen aber nur die Kritiker vor Ort. Er appelliert ausdrücklich dafür, dass sich auch die Befürworter am Diskurs zu beteiligen.

Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter möchte das Problem der Funklöcher gemeinsam mit seinen Marktbegleitern angehen. Er plädiert dafür, eine Ausbauallianz zu schaffen, die auch die Zahl der Funkmasten reduzieren könnte. "Wir drei Netzbetreiber, die wir wirklich in Deutschlands Infrastruktur investieren wollen, teilen uns die Flecken auf. Jeder baut dann ein Drittel davon aus", sagte er in einem Interview mit der "Welt am Sonntag", teltarif.de berichtete. Die Frage ist nur: Wie groß ist das Interesse der beiden anderen Netzbetreiber, diese Idee zu realisieren?

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