LTE-Studie: Telekom baut Führungsposition aus (Update2)
Die Firma Umlaut hat die LTE-Qualität in Städten gemessen. Das Bild zeigt einen 5G-Sendemasten von Vodafone in Frankfurt/Main
Foto: dpa / picture Alliance
Die Unterscheide im Mobilfunknetz in Deutschland werden größer, berichtet das in Düsseldorf erscheinende "Handelsblatt" unter Berufung auf eine Analyse des Mobilfunkspezialisten Umlaut (früher unter P3 bekannt).
Während die Netzbetreiber Telekom und Vodafone vor allen aufgrund hoher Investitionen in den Netzausbau ihre Downloadgeschwindigkeiten in den größten Städten Deutschlands deutlich steigern können, sei der dritte Netzbetreiber Telefónica (o2) deutlich zurückgefallen, so der Tenor der Studie.
Telekom baut Führungsposition aus
Bei der Analyse des deutschen LTE/4G-Mobilfunknetzes, die dem Handelsblatt vorliegt, konnte der Netzbetreiber Telekom seine Position als "bester Netzbetreiber" deutlich ausbauen. Dieses Ergebnis legen die durchschnittlichen Downloadgeschwindigkeiten nahe. Lag dieser Durchschnitt bei der Telekom in den Städten im Jahr 2018 noch bei 73 Megabit pro Sekunde (MBit/s), stieg der Wert im Jahr 2019 auf 91 MBit/s an, das heißt, die möglichen Spitzengeschwindigkeiten lagen noch weit höher.
Vodafone verbessert den zweiten Platz - o2 auf Platz 3
Die Firma Umlaut hat die LTE-Qualität in Städten gemessen. Das Bild zeigt einen 5G-Sendemasten von Vodafone in Frankfurt/Main
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Vodafone habe sich im Jahresvergleich von 47 MBit/s auf 68 MBit/s verbessert, fand Umlaut heraus.
Update von 19.10 Uhr Als "Verlierer des Tests" wurde laut dieses Berichts heute morgen noch der Netzbetreiber Telefónica Deutschland (o2) bezeichnet. Die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit sei laut Umlaut-Messungen von 30 MBit/s in den Städten im Vorjahr auf nur noch 25 MBit/s in diesem Jahr zurückgegangen.
Am Nachmittag nahm das Handelsblatt eine Textkorrektur vor: "Die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit stieg von 30 MBit/s auf 37 MBit/s in diesem Jahr an." Zur Begründung nannte das Handelsblatt eine kurz zuvor erfolgte Korrektur des Umlaut-Berichtes.
Dazu hatte Telefónica-Deutschlandchef Markus Haas schon vorher gesagt, die Integration des Netzbetreibers E-Plus sei nach vier Jahren Ende 2018 abgeschlossen worden und nun investiere das Unternehmen massiv in den Netzausbau. Ein Telefónica-Sprecher hatte das erste Ergebnis der Untersuchung von Umlaut angezweifelt und betont, dass Telefónica im eigenen Test eine durchschnittliche Downloadrate von 40 MBit/s gemessen hatte.
Umlaut entschuldigt sich für Auswertungsfehler
In einer ausführlichen Stellungnahme gegenüber dem Handelsblatt entschuldigte sich Umlaut ausdrücklich für den Fehler. Bei der Auswahl der Daten für das aktuelle 4G-Mobilfunknetz seien bei Telefónica auch Daten aus dem langsameren 3G-Netz berücksichtigt worden. „Dadurch hat sich in der Gesamtbetrachtung ein zu geringer Mittelwert für die Downloadgeschwindigkeit ergeben“, teilte Umlaut mit. „Das hätte nicht passieren dürfen. Wir bedauern sehr, dass wir den Wert damit zu niedrig angegeben haben.“ Künftig würden die Qualitätsprüfungen ausgebaut, kündigte Umlaut an." Ende des Updates2
P3-Group aufgeteilt: Umlaut macht Mobilfunkmessungen weiter
Wie jetzt erst bekannt wurde, gehen die Gründer der P3 Group inzwischen getrennte Wege: Die international tätige deutsche Unternehmensberatung wird künftig unter zwei Dach-Gesellschaften firmieren. Die P3 ging aus der RWTH (Universität) Aachen hervor. Sie zählte 2018 über 4000 Mitarbeiter und war in mehr als 20 Ländern aktiv. Die Aufspaltung der P3 Group im Automotive-, Mobilfunk- und Aerospace-Geschäft fand bereits Anfang des Jahres statt.
Die Umlaut AG kümmert sich im Wesentlichen um Mobilfunk und Luftfahrt und bleibt mit ihrem Hauptquartier in Aachen. "Umlaut" führt beispielsweise die von der Branche mit größter Spannung erwarteten Testfahrten für die Fachzeitschrift "Connect" durch.
Im Rahmen der Diskussion um die schlechte Mobilfunkversorgung abseits der Ballungsgebiete und Hauptdurchgangsstrecken, wird Umlaut gerne als Sachverständiger herangezogen, um belastbares Faktenmaterial zu bekommen.
Eine Einschätzung:
Diese Messfahrten und -verfahren freuen oder enttäuschen die Marketing-Strategen der Unternehmen, je nachdem. Man darf daraus aber nicht den Schluss ableiten, dass das "beste" Netz immer und überall die beste Netzabdeckung bietet. Das ist leider bis heute (noch) nicht der Fall. Kann sein, dass draußen vor der Tür das "eigene" Netz bestens funktioniert, aber drinnen klappt es dann nicht richtig, weil dicke Wände oder verspiegelte Scheiben die Signale abschirmen. Besonders ärgerlich, wenn daheim Netz X gut geht und am Arbeitsplatz nur Netz Y zu gebrauchen ist, während X versagt und anderer Stelle nur Netz Z funktioniert.
Dass die Werte bei o2 nicht so gut sind, war eigentlich zu erwarten. Gerade im o2-Netz sind viele extrem preissensible Anwender unterwegs, die sich über jeden Netzausbau freuen und sofort ihre Smartphones und Home-Router noch stärker als vorher nutzen. Für die Telefónica ist das ein Sisyphus-Rennen. Neben den fehlenden LTE-Stationen ist auch die Anbindung der vorhandenen LTE-Stationen ans o2-Kernnetz ein Problem. Nicht überall steht (bezahlbare) Glasfaser zur Verfügung.
Im Übrigen sind solche Messfahrten ein guter Indikator, wie es aktuell aussieht, aber sie sollten künftig gezielter durch die Regionen gehen, wo es noch Ausbaubedarf gibt. Bis dahin muss der engagierte Anwender sich mit Dual-SIM-Geräten weiterhelfen. Zu Hause sollte - wo immer möglich - auf festnetzgebundenes Internet ausgewichen werden.