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Editorial: 8 Stunden oder 8 Wochen?

Jeder gegen jeden und alle gegen den Staat: Mit cleverem Bietverhalten könnte die Mobilfunkbranche dieses Mal viel Geld sparen. Entscheidend ist vor allem ein Frequenzblock im GSM-Band.
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Letztendlich lautet das Prinzip der Auktion: Jeder gegen jeden, und zugleich alle gegen den Staat. Letzterer freut sich nämlich, wenn die Bieter den Frequenzpreis freiwillig gegenseitig hochtreiben, und der Finanzminister zu "Unerwarteten Mehreinnahmen zur Tilgung von Schulden" (kurz: UMTS) kommt. Doch die Branche hat gute Chancen, dieses Mal ein preistreibendes gegenseitiges Hochsteigern zu vermeiden. Insbesondere im wichtigen neuen Frequenzband bei 700 MHz stehen sechs Blöcke zur Wahl. Die lassen sich kontoschonend auf drei Bieter aufteilen, indem jeder zwei Blöcke nimmt.

Bei 900 MHz werden jedoch sieben Blöcke neu zugeteilt. Da in diesem Bereich noch viele GSM-Dienste laufen, kann wahrscheinlich kein Anbieter darauf verzichten, hier mindestens einen Block zu ersteigern. Wahrscheinlich werden alle Bieter hier sogar zwei Blöcke haben wollen, da ein Rückzug auf nur einen Block für den Anbieter jeweils einen Verlust von 50 bis 60 Prozent der bisherigen Bandbreite im 900er Bereich bedeuten würde. Doch wer bekommt den siebten Block? Wenn jeder für diesen mitsteigert, treiben sich die Anbieter wieder gegenseitig die Preise für alle Blöcke ^hoch. Wer am Schluss den siebten Block für zum Beispiel 300 Millionen Euro bekommt, muss nicht nur für diesen Block 300 Millionen bezahlen, sondern ähnlich viel auch für die anderen beiden. In Summe ist das dann schon wieder fast eine Milliarde Euro.

Diese Taktik könnte sich lohnen

Von daher könnte es sich lohnen, dass Anbieter, die Ambitionen auf den dritten Block haben, in der ersten Runde assymmetrisch bieten: Zweimal nur auf oder knapp über Mindestgebot, und einmal sehr hoch. Akzeptiert die Konkurrenz dann diesen hohen Preis für den dritten Block, kann auch im GSM-Bereich ein Wettsteigern vermieden werden. Dann bekommen alle Anbieter die 900er Frequenzen zu einem Preis nahe des Mindestgebots. Nur für den siebten Block wird deutlich mehr bezahlt. Wenn es so läuft, dann ist die Auktion möglicherweise schon nach acht Stunden wieder vorbei. Die Anbieter zahlen dann in Summe unter 2 Milliarden Euro. 1,5 Milliarden Euro wäre das Mindestgebot für alle Blöcke.

Alternativ kann es auch passieren, dass für lange Zeit acht oder neun Gebote für die sieben Blöcke im 900-MHz-Bereich aufrechterhalten werden. Dann steigen Runde für Runde die Preise. Schlimmstenfalls dauert die Auktion dann acht Wochen und erreicht preislich ähnlich schwindelerregende Höhen wie damals UMTS. Die Zeche würden dann am Ende wieder wir alle bezahlen - über höhere Handytarife.

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