5G: Vom Hype zur Ernüchterung
Jedes Mal, wenn eine neue Mobilfunkgeneration am Horizont erscheint, überschlägt sich die Branche, erwartet Wunder, verspricht Wunder, neue Geschäftsmodelle, neue Anwendungen und Möglichkeiten. Henning Gajek gibt einen kurzen Überblick zur Vorgeschichte bis zum aktuellen Stand der Dinge beim Wunder-Netz 5G.
1G: Am Anfang war alles analog
Mobilfunktechnologie von links A-Netz, C-Netz, B-Netz, in der Hand ein GSM-Handy (von Motorola)
Foto: Picture Alliance / dpa
Als der zellulare Mobilfunk (im damaligen Westdeutschland) mit "1G" begann, sprach noch niemand vom Begriff "1G". "Autotelefon", also mobiles Telefonieren im Auto war der pure Luxus. Die wenigen Kunden ärgerten sich eher, dass an den Landesgrenzen meist Schluss war, von wenigen speziellen Ausnahmen abgesehen. (Das B-Netz konnte handvermitteltes Roaming in Niederlande, Luxembourg und Österreich). Der in der Schweiz verwendete NMT-Standard konnte Roaming mit den skandinavischen Staaten (DK, S, N, FI).
2G: Die zweite Generation
Vermutlich das beste GSM-Handy, was Nokia je gebaut hat: Das Nokia 6310i.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die zweite Generation des Mobilfunks ab 1991 war erstmalig richtig digital und von der deutsch-französischen Arbeitsgruppe "Groupe Special Mobile" (=GSM) entwickelt worden. Diesen Namen deutete man schnell in "Global Standard for mobile Communications" um. Nachdem die USA bei einer Technik-Konferenz mit einem in Lichtgeschwindigkeit montierten und voll funktionierenden Testnetz der Swisscom auf amerikanischem Boden überzeugt worden waren, begann der Siegeszug.
Die USA wechselten nur die GSM-Frequenzen auf 850 und 1900 MHz, weil 900/1800 MHz in den USA für Mobilfunk nicht zur Verfügung standen.
Schon bei GSM wurden raffinierte Techniken angewendet. Beispielsweise diese: Wir senden ein Signal, dessen Original der Empfänger schon von andersher kennt. Das empfangene Signal wird auf der Funkstrecke "gestört", kommt also fehlerhaft an. Anhand des bekannten "Originals" kann der Empfänger sich nun "ausrechnen", wie er die "fehlerhaften" Ergebnisse "korrigieren" oder "umrechnen" muss, damit es doch noch passt.
2G: Vorteile eines weltweiten Systems - Daten zu langsam
Schnell setzten sich die Vorteile eines globalen weltweiten Systems durch. Nur mit der Datenübertragung war es bei 2G nicht wo seit her. Mit CSD (Circuit Switched Data) erreichte man 9600 Bit/s, mit HSCSD (High Speed Circuit Switched Data), was nur Mannesmann/Vodafone und E-Plus in ihren Netzen freigaben (Telekom jedoch nicht) gingen dann noch "bis zu" 14 400 Bit/s.
Grundlage Paketdaten
Einen echten Fortschritt brachte die paketvermittelte Technologie (GPRS/EDGE 2,5G), welche die Datenraten auf 100-200 kBit/s hochschraubte. Diese Paket-Technik wurde im Grundprinzip bis heute beibehalten. Man muss sich das wie einen Güterzug vorstellen, in dessen Loren-Anhänger Datenpakte eingeladen und ausgeladen werden. Diese Züge verkehren wie eine U-Bahn in einem bestimmten Zeittakt auf der Strecke.
Was damals "schnell" war, ist heute langweilig
3G oder Universal Mobile Telecommunication Systems (UMTS) lockte mit damals sensationellen 384 kBit/s, die wir heute eher als "langsam" bezeichnen würden. Mit verbesserten Protokollen ließ sich 3G per HSDPA (High Speed Download Packet Access), HSUPA (High Speed Upload Packet Access), heute HSPA (High Speed Packet Access) noch in die MBit/s-Liga aufsteigen. Aber UMTS hat ein Problem: Ist eine Zelle voll, dann "leiden" alle Nutzer drunter, nicht nur die, die nicht mehr rein kommen. Das zweite Problem: UMTS basierte auf Code Division Multiple Access (CDMA), eine Technik, die weitgehend auf Patenten von Qualcomm beruhte, die ihr Wissen nicht ganz uneigennützig weitergeben wollten.
Wieso 3G nicht mehr richtig funktioniert und was uns 4G bringt, warum es 5G ohne 4G nicht geben kann, lesen Sie auf den folgenden Seiten.