Rechtliche Probleme?

Datenschutz im unbewussten Internet

Bitkom stellt Verpflichtung zur Datenlöschung in Frage
Von dapd / Marleen Frontzeck-Hornke

IT-Branche sorgt sich um rechtliche Probleme des Mobil-Booms IT-Branche sorgt sich um rechtliche Probleme des Mobil-Booms
Bild: dpa
Datenschutz und die Wahrung des Urheberrechtes in Zeiten des mobilen Internets bereiten der IT-Branche zunehmend Kopf­zerbrechen. Schon bald werden Internet­nutzer nach Einschätzung des Branchen­verbands Bitkom hauptsächlich mobil surfen - und damit die Nutzung von internet­basierten Speicher- und Rechendiensten in der sogenannten Cloud weiter befeuern. "Wir werden uns auf das unbewusste Internet zubewegen", das immer verfügbar sei und über das sich Nutzer keine Gedanken mehr machten, sagte Stephen Prentice vom IT-Marktforscher Gartner auf einem Kongress in Berlin.

Grundproblem sei, dass die Nutzer häufig "viel mehr Daten teilen, als ihnen bewusst ist", sagte Prentice - was dann zu Problemen führe. Wenn immer mehr Daten von den Mobilgeräten in die Cloud ausgelagert würden, stelle sich zudem die Frage nach Lagerung, Zugang, Verantwortlichkeit und Aufsicht über diese Dienste. "Das eröffnet eine herausfordernde neue Ära für die Privatsphäre."

Wir brauchen "harmoniertes Recht zum Thema Datenschutz"

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Grundsätzlich steckten in dieser Entwicklung für die Wirtschaft "viele Möglichkeiten, aber auch viele Risiken und Gefahren", sagte Prentice weiter. "Was wir brauchen ist ein möglichst harmoniertes Recht zum Thema Datenschutz", forderte deshalb Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Daher begrüße er den Entwurf einer EU-Datenschutz­verordnung grundsätzlich, er übte aber scharfe Kritik an einzelnen vorgesehenen Regelungen wie der verpflichtenden Löschung oder Weitergabe aller Daten auf Wunsch des Nutzers. Das sei gerade für Industrieunternehmen nicht akzeptabel.

Zudem sei das Thema Urheberrechte weiterhin nicht befriedigend gelöst. "Wir diskutieren den Schutz von Rechten aus meiner Sicht oft anhand von Geschäftsmodellen von gestern", sagte Kempf. Wenn Inhalte etwa immer häufiger nicht mehr heruntergeladen - und damit nicht mehr gekauft -, sondern einfach aus dem Web abgerufen würden, brauche es "völlig neue Lizenzmodelle" und "völlig neue Mechanismen, diese Rechte durchzusetzen", forderte er.

Neben dem funktionierenden rechtlichen Rahmen seien für den Schutz der Anwender aber genauso auch aufgeklärte Nutzer und eine Industrie mit einer klaren Selbstverpflichtung zum Datenschutz nötig, sagte Kempf. Nur mit diesen drei Säulen ließen sich die mit der "vierten industriellen Revolution" verbundenen Probleme lösen.

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