Datenschutz im unbewussten Internet
IT-Branche sorgt sich um rechtliche Probleme des Mobil-Booms
Bild: dpa
Datenschutz und die Wahrung des Urheberrechtes in Zeiten des
mobilen Internets bereiten der IT-Branche zunehmend Kopfzerbrechen. Schon
bald werden Internetnutzer nach Einschätzung des Branchenverbands Bitkom
hauptsächlich mobil surfen - und damit die Nutzung von internetbasierten
Speicher- und Rechendiensten in der sogenannten Cloud weiter befeuern. "Wir
werden uns auf das unbewusste Internet zubewegen", das immer verfügbar sei
und über das sich Nutzer keine Gedanken mehr machten, sagte Stephen Prentice
vom IT-Marktforscher Gartner auf einem Kongress in Berlin.
Grundproblem sei, dass die Nutzer häufig "viel mehr Daten teilen, als ihnen bewusst ist", sagte Prentice - was dann zu Problemen führe. Wenn immer mehr Daten von den Mobilgeräten in die Cloud ausgelagert würden, stelle sich zudem die Frage nach Lagerung, Zugang, Verantwortlichkeit und Aufsicht über diese Dienste. "Das eröffnet eine herausfordernde neue Ära für die Privatsphäre."
Wir brauchen "harmoniertes Recht zum Thema Datenschutz"
IT-Branche sorgt sich um rechtliche Probleme des Mobil-Booms
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Grundsätzlich steckten in dieser Entwicklung für die Wirtschaft "viele
Möglichkeiten, aber auch viele Risiken und Gefahren", sagte Prentice weiter.
"Was wir brauchen ist ein möglichst harmoniertes Recht zum Thema
Datenschutz", forderte deshalb Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Daher begrüße
er den Entwurf einer EU-Datenschutzverordnung grundsätzlich, er übte aber
scharfe Kritik an einzelnen vorgesehenen Regelungen wie der verpflichtenden
Löschung oder Weitergabe aller Daten auf Wunsch des Nutzers. Das sei gerade
für Industrieunternehmen nicht akzeptabel.
Zudem sei das Thema Urheberrechte weiterhin nicht befriedigend gelöst. "Wir diskutieren den Schutz von Rechten aus meiner Sicht oft anhand von Geschäftsmodellen von gestern", sagte Kempf. Wenn Inhalte etwa immer häufiger nicht mehr heruntergeladen - und damit nicht mehr gekauft -, sondern einfach aus dem Web abgerufen würden, brauche es "völlig neue Lizenzmodelle" und "völlig neue Mechanismen, diese Rechte durchzusetzen", forderte er.
Neben dem funktionierenden rechtlichen Rahmen seien für den Schutz der Anwender aber genauso auch aufgeklärte Nutzer und eine Industrie mit einer klaren Selbstverpflichtung zum Datenschutz nötig, sagte Kempf. Nur mit diesen drei Säulen ließen sich die mit der "vierten industriellen Revolution" verbundenen Probleme lösen.