Geburtstag

3 Jahre Windows Phone: (K)ein Grund zum Feiern?

Marktanteil von Windows Phone wächst - langsam
Von Ralf Trautmann

Windows Phone 8.1 Windows Phone 8.1
Bild: Microsoft
Windows Phone hat seinen dritten Geburtstag - doch gibt es einen Grund zu feiern? Sicher ist: Dass Microsoft sich von seiner vorherigen Windows-Mobile-Plattform verabschiedet hat, war quasi alternativlos. Windows Mobile kam aus einer Zeit, in der Smartphones nicht für den Massenmarkt, sondern für Business-Anwender und Technik-affine Nutzer konzipiert wurden - und entsprechend standen andere Aspekte im Vordergrund als heute.

Windows Phone 8.1 Windows Phone 8.1
Bild: Microsoft
So zeichnete sich Windows Mobile durch ein hohes Maß an Konfigurierbarkeit und speziellen Features aus - Windows Phone liefert das genaue Gegenteil. Ein Grund ist natürlich, dass Microsoft sich mit der Einführung beeilen musste, um nicht den Anschluss zur Konkurrenz zu verlieren. Entsprechend bot Windows Phone 7 zum Start auch manche Funktion nicht, die wichtig gewesen wäre und konsequenterweise später nachgeliefert wurde - hierzu zählte zum Beispiel Copy & Paste. Mit der Folgeversion Windows Phone 8 war das System dann zum Beispiel auch ohne Zune-Software nutzbar und ließ sich direkt via USB als Laufwerk einbinden.

Windows Phone: Weniger ist mehr

Trotzdem: Im Vergleich zu Windows Mobile hat Windows Phone auf den ersten Blick viel weniger zu bieten - und damit in Wirklichkeit viel mehr. Denn der Minimalismus hat vor allem einen anderen Grund: Die Philosophie für Smartphone-Systeme ist mittlerweile eine andere und so wurde vieles, was Windows Mobile selbstverständlich mitbrachte, bei Windows Phone ganz bewusst nicht mehr implementiert.

In puncto Features hat sich Microsoft diese Neuausrichtung natürlich nicht selbst ausgedacht, sondern aus der Smartphone-Revolution durch das iPhone gelernt: Das Apple-Handy kam mit einem radikal vereinfachten Bedienkonzept - und ist bis heute das Kulthandy schlechthin. Und Apple hat gezeigt, dass zum Beispiel die Frage, ob ein System geschlossen ist oder nicht, die breite Masse nicht interessiert - und die Zielgruppe der Nerds, denen solche Fragen wichtig sind, ist zu klein, um sich an ihnen auszurichten.

Mutig: Die Kachel-Oberfläche

Windows Mobile 6.5 Windows Mobile 6.5
Bild: Microsoft
Doch Microsoft hat den Minimalismus noch konsequenter umgesetzt - und zwar in einem Design für die Benutzeroberfläche, das zumindest als ziemlich mutig gelten kann. Denn das Konzept ist zwar funktional, durchdacht gestaltet und will mit schlichtem Schick überzeugen, verzichtet daher aber auf viel Schnickschnack, den andere Systeme mitbringen. Gerade in der heutigen Zeit sind aber solche Features ein Kaufkriterium - für den Durchschnittsnutzer ist zum Beispiel das bunte Hintergrundbild ziemlich wichtig. An dieser Stelle scheint Microsoft allerdings auch zurückzurudern und wird entsprechende Möglichkeiten mit Windows Phone 8.1 einzuführen.

Durchwachsene Bilanz

Doch massenmarkttauglicher Minimalismus, performantes System, schön designte Geräte und auch der Einstieg in den Niedrig-Preis-Sektor führen nicht zwangsläufig zu schnellem, durchschlagendem Erfolg. Dabei gibt sich Microsoft strategisch große Mühe. Sich mit Nokia zunächst eng zu verbinden, war ein sinnvoller Schritt (zumindest für die Redmonder): Zwar war der Smartphone-Stern der Finnen schon gesunken, Nokia verfügte aber über großes Know-How. Eine durchaus kluge Strategie also, denn auch Produzenten wie Samsung und HTC bauen zwar Windows Phones, dank der zahlenmäßig viel attraktiveren Android-Plattform sind die Ambitionen hier aber gering. Windows Phone wäre also ohne Nokia vermutlich schnell in der Versenkung verschwunden.

Die Lumia-Reihe wurden daher zum Aushängeschild für die Windows-Phone-Plattform und gerade auch in puncto Design konnten und können die Nokia-Modelle überzeugen, vor allem die High-End-Varianten von Lumia 800 über 900 bis 920, 925 und 1020. Zudem sind Windows Phones dank Nokia in allen relevanten Smartphone-Preisklassen erhältlich. Konsequent daher auch das, was dann folgte: Über eine mögliche Übernahme der Finnen durch Microsoft war oft spekuliert worden, mittlerweile ist es amtlich, dass der Softwaregigant die Handysparte aufkauft.

Windows Phone: Konkurrenz zu Android und iOS kann nicht schaden

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Bild: Microsoft
Und unter dem Strich ist die Bilanz von Windows Phone gar nicht so schlecht - wenngleich nicht zu vermuten ist, dass Microsoft mit seinem Marktanteil (der in wichtigen Märkten oft im oberen, einstelligen Prozentbereich liegt) glücklich ist. Denn die vergleichsweise geringe Nachfrage führt zu einem sich selbst verstärkenden Effekt, der das Wachstum erschwert: Systeme, die keinen großen Marktanteil haben, werden von App-Herstellern nicht priorisiert behandelt - und wenn das App-Angebot mau ist, werden die Geräte nicht so gut verkauft.

Microsoft mit langem Atem

Es ist aber auch selbstverständlich schwierig, in einem sich zunehmend zementierenden Markt ein neues System zu etablieren. Hier ist Microsoft manchen Konkurrenten durch einen ganz simplen Fakt haushoch überlegen: Der Konzern hat so viel Geld, dass sich nicht zwingend ein schneller Erfolg einstellen muss - genau dieses Problem wird kleine, an sich schöne Projekte im Markt der Smartphone-Betriebssysteme mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern lassen. Bei Windows Phone indes ist zu erwarten, dass sich der langsam wachsende Marktanteil zunehmend zu einer bedeutenden Größe ausweitet - und eine starke Konkurrenz kann Apple und Google nicht schaden.

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