6 Milliarden in Mainz: Gefangen in der Iterationsschleife
Kleines Jubiläum in der Canisiusstrasse 21 in Mainz: Die 6 Milliarden Euro Marke wurde heute überschritten.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Ziemlich vergessen von der Außenwelt sitzen in ein paar abgeschirmten Räumen in der Mainzer Canisiusstraße ein paar Vertreter von Mobilfunkanbietern, die angetreten waren, möglichst schnell und möglichst günstig die notwendigen Frequenzen für den Mobilfunk auf 2,1 und 3,6 GHz zu ersteigern.
Seit rund 234 Runden bieten die vier Aspiranten immer nach dem gleichen Schema, es geht dabei nur noch um Frequenzen auf 3,6 GHz, die an stark bevölkerten Standorten benötigt werden, um hohe Bandbreiten und kurze Pingzeiten gewährleisten zu können.
Wer möchte 9 Blöcke?
Kleines Jubiläum in der Canisiusstrasse 21 in Mainz: Die 6 Milliarden Euro Marke wurde heute überschritten.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Mal hat die Deutsche Telekom 9 Blocks ergattert, dann bleiben für Vodafone 8, für Telefónica 6 und für Drillisch 6 übrig. Dann schlägt Vodafone zu und kommt auf 9 (Runde 171), die Telekom hat dadurch weniger. Telefónica würde sich über 7 Blocks freuen, die auch denkbar wären, wenn Telekom und Vodafone bei jeweils 8 Blöcken glücklich wären. Drillisch scheint sich längst mit 6 Blöcken abgefunden zu haben. Aber dann bietet wieder ein anderer und schon geht das Spiel von neuem los. So schleppt sich das Runde um Runde. In Runde 400 sehen wir 9-8-6-6 (Telekom-Vodafone-Telefónica-Drillisch) und in Runde 401 sind es wieder einmal 8-8-7-6, worauf in Runde 402 wieder 9-8-6-6 Blöcke verteilt werden. Runde 403: 9-7-7-6, Runde 404: 8-8-7-6 und Runde 405: 9-8-6-6.
6 Milliarden um 17:46 Uhr
Heute Abend um 17:46 Uhr mit der letzten Runde dieses Tages wurde in Runde 405 ein neuer Rekord gebrochen: 6 Milliarden Euro. Wäre jetzt sofort Schluss, müssten alle Netzbetreiber genau 6 000 994 000 Euro bezahlen. Alle Netzbetreiber haben mehr oder weniger Schulden, ächzen über die hohen (teuren) Auflagen des Netzausbaus, über die strikten Versorgungsvorstellungen der Politik, die aber gleichzeitig diese Unternehmen mutwillig in diese Auktion gejagt haben.
Ob hinter dem Bietverhalten in Mainz noch ein Plan steht, wird inzwischen von manchen Beobachtern bezweifelt. Ein Brancheninsider, der nicht genannt werden wollte sieht das so: "Da mag keiner zugeben, dass man schon vor 2 Milliarden Euro hätte aussteigen sollen. Also bieten sie alle weiter."
Plausibel könnte alleine noch die Idee sein, durch Hochbieten einen Teilnehmer - und damit meinen die etablierten Anbieter wohl 1&1-Drillisch - zur Aufgabe zu bewegen. "Danach könnte", so ein anderer Beobachter "die Auktion relativ schnell fertig sein".
Alles Spekulation
Aber soviel kluge Spekulationen und Vermutungen wir auch hören, die Teilnehmer in Mainz bieten weiter. Werden sie die 10-Millarden-Schranke reißen? Alleine für die deutsche Telekom stehen jetzt schon über 2 Milliarden Euro auf der Uhr. Das sind bei 40 Millionen Telekom-Kunden/Karten genau 50 Euro pro Kunde. Rechnen wir das auf 10 Jahre hoch, wären das 5 Euro im Jahr oder etwa 41,66 Cent im Monat. Und solange man solche gigantischen Summen sich so einfach "schön" rechnen kann, wird wohl weiter geboten. Dass das Geld für neue Server, Basisstationen, Antennen und Zuleitungen fehlt, wird dann wieder das Alibi für den schlechten Netzausbau sein.