Alternative

Rechner ohne Windows: Für wen Linux taugt

Für Windows 7 und 8 ist der Support außer Sicher­heits­patches einge­stellt. Offenbar kommt man nicht um Windows 10 herum. Und wenn das der Rechner nicht mitmacht oder man gar kein Windows mehr will?
Von dpa /

Linux-Distributionen für Desktop-Computer Linux-Distributionen für Desktop-Computer
Bild: dpa
Linux gilt vielen immer noch als Platt­form für Nerds. Dabei ist es mit den Jahren viel benut­zer­freund­licher geworden und längst eine echte Alter­native zu Windows. Das Betriebs­system mit dem Pinguin als Maskott­chen ist dank schlanker und Ressourcen-scho­nender Distri­butionen selbst - oder gerade - für ältere Systeme geeignet. Doch Linux ist nicht gleich Linux, und Einsteiger müssen sich erst etwas einar­beiten.

Drei Distri­butionen für Einsteiger empfeh­lens­wert

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Es gibt einen ganzen Dschungel verschie­dener Linux-Systeme, die soge­nannten Distri­butionen. Die Kunst ist es, die rich­tige für den eigenen Gebrauch zu finden. Einer der größten Vorteile von Linux ist der Preis: Die Distri­butionen sind für Privat­nutzer in aller Regel kostenlos. Auspro­bieren kostet also nur Zeit.

Liane Manuela Dubowy vom Magazin "c't" empfiehlt Einstei­gern Ubuntu, OpenSuse oder Linux Mint. Alle ließen sich einfach instal­lieren und brächten gleich eine ordent­liche Grund­aus­stat­tung an Programmen mit. Die Benut­zer­ober­flä­chen der drei Distri­butionen seien zudem logisch aufge­baut, leicht zu bedienen und auch anzu­passen. Beson­ders Kenner älterer Windows-Versionen finden sich dort schnell zurecht. Wer eine noch stär­kere Windows-Orien­tie­rung sucht, sollte die Ubuntu-Vari­ante Xubuntu auspro­bieren, die auch keine großen Hard­ware-Anfor­derungen ans System stellt.

Noch schi­cker wird es mit Linux Mint, das sich mit seiner Cinnamon-Ober­fläche an den neuesten Windows-Versionen orien­tiert. Wer vom Mac kommt, sollte zum Einstieg in die Linux-Welt Elemen­tary OS auspro­bieren. Die Ästhetik und Funk­tion der Benut­zer­ober­fläche ist hier stark an MacOS orien­tiert. Dafür sieht es bei der vorin­stal­lierten Soft­ware etwas spär­licher aus.

Zum Testen: Linux-Live-Systeme

Viele Linux-Distri­butionen sind auch als Live-System verfügbar. Das bedeutet, dass sie ohne Instal­lation direkt von einer DVD oder einem USB-Stick gestartet und dann genutzt werden können. Das bietet für Einsteiger viele Vorteile: Sie können die jewei­lige Distri­bution erst einmal testen und dabei fest­stellen, ob das System zu ihnen passt und mit der eigenen Hard­ware harmo­niert.

Linux-Nutzer sparen nicht nur beim Betriebs­system: Auch die Programme kosten für Privat­anwender in aller Regel nichts. Bei den meisten Ubuntu-Distri­butionen ist zum Beispiel LibreOffice vorin­stal­liert, ein Open-Source-Konkur­rent von Micro­softs Office.

Wer für ein bestimmtes Windows-Programm keine Linux-Entspre­chung findet, muss den Umweg über Hilfs­pro­gramme gehen, um die Windows-Soft­ware unter Windows weiter­nutzen zu können. Wine ist so eine Soft­ware. "In der Wine-App-Daten­bank kann man nach­sehen, wie gut die jewei­lige Soft­ware unter­stützt wird", erklärt Dubowy. "Die kommer­zielle Wine-Vari­ante Cross­over hat sich insbe­son­dere darauf konzen­triert, die Unter­stüt­zung für beliebte Windows-Soft­ware wie Micro­soft Office und Quicken zu verbes­sern."

Zwei Systeme parallel: Vorher Daten extern sichern

Wer Linux nutzen möchte, aber dennoch häufig Windows benö­tigt, kann auch beide Betriebs­sys­teme neben­ein­ander auf einem Rechner instal­lieren - und dann immer beim Hoch­fahren auswählen, welches System er starten möchte. Ausführ­liche Anlei­tungen sind im Internet leicht zu finden, aller­dings sollten sich nur fort­geschrit­tenere Nutzer an eine Paral­lel­instal­lation machen. In jedem Fall ist vorher eine externe Daten­siche­rung ratsam.

Ein weiterer Linux-Plus­punkt ist Sicher­heit. "Linux-Distri­butionen sind in der Regel Open Source und durch eine welt­weite Commu­nity geprüft", sagt Matteo Cagnazzo vom Institut für Internet-Sicher­heit in Gelsen­kir­chen. "Außerdem gibt es mehr Restrik­tionen für Nutzer-Accounts." Aber auch Linux-Systeme sind nicht unan­greifbar. Cagnazzo empfiehlt, das System direkt bei der Instal­lation zu verschlüs­seln, um Miss­brauch vorzu­beugen. Und wie immer und überall müssen auch bei Linux Updates sofort einge­spielt werden. Das Gros der Schad­soft­ware wird zwar für Windows geschrieben, es gibt aber durchaus auch Linux-Viren.

Mit Fragen und Problemen sind Linux-Nutzer nie allein. Im Netz gibt es zahl­reiche Gruppen, in denen Erfah­rungen ausge­tauscht und Hilfe­stel­lungen gegeben werden. Dazu gehört "Linuxforen.de", wo Einsteiger in fast jedem Bereich Unter­stüt­zung finden. Für jede Linux-Distri­bution bestehen zudem eigene Hilfe- und Diskus­sions­foren. Anlauf­stellen für Ubuntu sind etwa "Ubuntuusers.de" und "Askubuntu.com".

In diesem Jahr wurde als Konkur­renz zu Android sogar ein Linux-Smart­phone mit SmartCard vorge­stellt. Und die Open Source Initia­tive feierte in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag.

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