Hardware

Wie von Geisterhand: Das LG G8S ThinQ im Test (mit Video)

Vorge­stellt hatte LG das G8S ThinQ bereits auf dem dies­jährigen Mobile World Congress in Februar. Ab sofort ist das Smart­phone mit neuer Gesten­steue­rung offi­ziell zu haben. Wir haben es getestet.
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Ab heute ist das LG G8S ThinQ offi­ziell in Deutsch­land erhält­lich. Käufer, die sich bis 31. Juli für das Gerät entscheiden, haben die Chance, einen LG-Fern­seher mit 4K-Auflö­sung ohne Aufpreis dazu­zube­kommen. Laut unver­bind­licher Preis­empfeh­lung kostet das LG-Smart­phone in der Farbe Schwarz (Weiß kommt später) 769 Euro. In Kombi­nation mit dem TV-Gerät klingt das sehr verlo­ckend.

Wir haben das LG G8S ThinQ in unser Test­labor geschickt, um heraus­zufinden, ob sich der Kauf des Smart­phones lohnt. So viel vorweg: LG macht mit einer neuen Art der Gesten­steue­rung auf sich aufmerksam.

Haptik, Optik und Display

LG G8s ThinQ (128GB)

Auf den ersten Blick fällt die Breite des Displays auf. Das kann natür­lich an der Haupt­nutzung eines Galaxy S10+ liegen. Das Samsung-Smart­phone zeichnet sich unter anderem durch ein schlankes Design aus. Mit 74,1 mm in der Breite ist der Unter­schied zu 76,6 mm beim LG-Smart­phone im direkten Vergleich bemerkbar. Das ist aber nicht als Kritik zu sehen, sondern unser persön­licher Eindruck. Das LG G8S ThinQ liegt sehr gut in der Hand. Das liegt sowohl insge­samt an den Abmes­sungen (155,3 mm x 76,6 mm x 8,0 mm) als auch am Gewicht von 181 Gramm. Hier bringen beispiels­weise das Galaxy S10+ in der Ceramic-Version (198 Gramm) und das OnePlus 7 Pro (206 Gramm) mehr auf die Waage.

Die Blickwinkelstabilität Die Blickwinkelstabilität
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Insge­samt ist das LG G8S ThinQ ein kompaktes Gerät. Die abge­rundeten Kanten unter­stützen den Eindruck, die Design­sprache glänzt aber nicht mit Inno­vation. Auffällig sind die recht breiten Display­ränder und die breite Notch, die das 6,21 Zoll-OLED-Panel unter­brechen. Gerade der untere Display­rand sieht eher aus wie die Umset­zung in einem Mittel­klasse-Smart­phone. Über die Bade­wannen-Notch lässt sich jetzt streiten. Da LG hier mit einer neuar­tigen Kame­rain­tegra­tion arbeitet, wollen wir die Größe der Einker­bung an dieser Stelle nicht kriti­sieren.

Nach­folgend sehen Sie das LG G8S ThinQ im Video:

Insge­samt kann sich das, was sich hier "FullVision-Display" nennt, nicht mit den fili­granen Eigen­schaften anderer Smart­phone-Displays messen. Die Display­hellig­keit hebt sich aber im Vergleich zu vielen Konkur­renten im Ober­klasse-Segment ab. Unser Prüf­labor ermit­telte einen Wert von 540 cd/m². Oft knacken Displays die 500er-Marke nicht, wie beispiels­weise Modelle von OnePlus, das aktu­elle Asus Zenfone 6 (2019) oder das ZTE Axon 10 Pro zeigen.

Könige in dieser Diszi­plin sind Smart­phones von Apple und Samsung. So schafft das iPhone X 660 cd/m² und besetzt damit den dritten Platz unserer Top-10-Liste der Smart­phones mit der besten Display­hellig­keit. Auf dem ersten Platz sitzt vergnügt das Galaxy S10+ mit einem über­natür­lichen Wert von 746 cd/m².

Die Notch ist recht breit, muss aber auch viel unterbringen Die Notch ist recht breit, muss aber auch viel unterbringen
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Ein guter Display­hellig­keits­wert macht unserer Meinung nach ein gutes Panel aus, denn nur dann lassen sich die Displays auch bei stär­kerer Sonnen­einstrah­lung noch ablesen. Schließ­lich hat niemand Lust, ständig in den Schatten zu gehen, wenn er durch eine fremde Stadt navi­giert. Das LG G8S ThinQ kann mit seinem gemes­senen Wert auch für eine gute Nutzer­erfah­rung sorgen. Wir testeten die Ables­barkeit auf einer äußerst sonnigen Dach­terrasse in Berlin.

Leis­tung und Akku

LG verbaut im G8S ThinQ Qual­comms aktu­ellen Snap­dragon 855. Das schlägt sich auch positiv auf die Gesamt­perfor­mance des Smart­phones nieder. In unserem Brow­serbench­mark zeigt sich, was das System mit 6 GB Arbeits­spei­cher leistet. Mit einem Wert von 218 spielt das LG G8S ThinQ ganz oben mit und ist damit vergleichbar mit der Leis­tung des OnePlus 7 mit einem Wert von 204 und dem Asus Zenfone 6 (2019) mit einem Wert von 242, die beide den glei­chen Snap­dragon verwenden.

Die interne Spei­cher­kapa­zität liegt bei 128 GB. Im Karten­slot ist entweder Platz für eine Spei­cher­erwei­terung per microSD oder eine weitere Nano-SIM-Karte.

Die Akku­kapa­zität beträgt 3550 mAh. In unserem Akku­test ging dem LG-Smart­phone nach 8 Stunden und 33 Minuten die Puste aus. Das ist keine Höchst­leis­tung, aber ist grund­sätz­lich akzep­tabel.

Tele­fonie und Sound

Die Klang­qualität bei Tele­fonaten war in Ordnung. Wir hatten keine Probleme, unseren Gesprächs­partner zu verstehen und andersrum. Glei­ches gilt auch für die Tele­fonie über das Laut­spre­cher­system.

Unter der Lautstärkewippe gibt es einen eigenen Button für Googles Assistant Unter der Lautstärkewippe gibt es einen eigenen Button für Googles Assistant
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Der Sound, den die Stereo-Speaker produ­zieren, reicht für ein wenig Radio­hören im Hinter­grund aus, für einen ernst zuneh­menden Musik­genuss jedoch nicht. Dafür fehlen der Bass und Klar­heit.

Kamera und Air Motion

Die Triple­kamera des LG G8S ThinQ auf der Rück­seite kommt mit einer 12 Mega­pixel-Haupt­kamera (Blende: f/1.8), einem Tele­objektiv, eben­falls mit 12 Mega­pixel (Blende: f/2.6), und zwei­fach opti­schem Zoom und einer 13 Mega­pixel-Super­weit­winkel­kamera (Blende: f/2.4) mit 136 Grad.

Bei der Betrach­tung unserer Test­bilder offen­bart sich bei guten Licht­bedin­gungen ein gutes, detail­reiches Ergebnis. Sogar in den Seiten­berei­chen, die oft unscharf sind, bleibt die Struktur der körnigen Hinter­grund­tapete erhalten. Die Farb­wieder­gabe erscheint natür­lich, könnte insge­samt aber einen Tacken kräf­tiger sein. Etwas unschön sind die Umrah­mungen um die Farb­quadrate, die auch ohne nach­träg­lichen Zoom in das Bild sichtbar werden.

Unter schlechten Licht­bedin­gungen muss jede Smart­phone-Kamera große Hürden über­winden, um gute Ergeb­nisse darstellen zu können. Die Leis­tung der Kamera des LG G8S ThinQ schneidet in dieser Diszi­plin ganz gut ab. Insge­samt ist die Darstel­lung detail­reich, die körnige Struktur des Hinter­grunds ist zwar sichtbar über­zeichnet, bleibt im Großen und Ganzen aber erhalten.

Triple-Kamera und Fingerabdrucksensor Triple-Kamera und Fingerabdrucksensor
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Hervor­zuheben ist die Abbil­dung der Farb­quadrate. Diese sind natür­lich und auch die dunklen - das braune und das schwarze - sind noch sehr gut vonein­ander zu unter­scheiden. Eben­falls detail­liert darge­stellt wird die Test-Rose.

Die Test­fotos haben wir für Sie im Original ange­hängt, damit Sie sich selbst ein Bild machen können:

Die Funk­tionen der Selfie­kamera stehen beim Marke­ting im Vorder­grund - schließ­lich ist die Inte­gration einer Time-of-Flight-Kamera eine Beson­derheit. Der Sensor soll detail­lierte Tiefen­infor­mationen filtern, um beispiels­weise Objekte besser erkennen zu können. Das soll unter anderem bei der Entsper­rung des Smart­phones von Vorteil sein.

Bei gutem Licht gibt es beim Selbst­portrait nicht viel auszu­setzen: Die Farb­wieder­gabe erfolgt natür­lich und kräftig. Die körnige Struktur des Hinter­grunds wird im unteren Bereich getreu wieder­gegeben, im oberen Bild­bereich ist sie aber stark über­zeichnet.

Im Slot ist Platz für zwei Nano-SIM-Karten oder eine Nano-SIM- und eine microSD-Karte Im Slot ist Platz für zwei Nano-SIM-Karten oder eine Nano-SIM- und eine microSD-Karte
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Bei schlechtem Licht geht die natür­liche Farb­darstel­lung jedoch aufgrund der starken Ausleuch­tung des Test­objekts verloren. Die Haut­farbe wirkt zu blass und die bunten Farben des Hals­tuchs sind nicht kräftig genug. Der Hinter­grund verliert zwar die meisten seiner Details, seine Ausleuch­tung ist aber insge­samt noch im posi­tiven Bereich. Oft haben Smart­phone-Kameras Probleme damit, die Haare am oberen Kopf unserer Test-Puppe vom dunklen Hinter­grund zu trennen. Beim LG G8S ThinQ kann sich das Ergebnis dies­bezüg­lich aber sehen lassen.

Die Bilder der Selfie­kamera haben wir eben­falls für Sie im Original zur Anschauung ange­hängt:

Air Motion und Entsperr­methoden

Neben einem klas­sischen Finger­abdruck­sensor auf der Gehäu­serück­seite und der Möglich­keit, den Home­screen per Gesichts­erken­nung zu entsperren, hält das LG G8S ThinQ eine weitere beson­dere Methode bereit: "Hand-ID" nutzt Hand­venen­erken­nung als Entsperr­methode. Dazu muss die Hand über das Display im Bereich der Front­kamera gehalten werden, um die Hand zu erkennen. Auch ein deak­tivierter Screen lässt sich auf diese Weise zunächst akti­vieren und anschlie­ßend entsperren. Das klingt in der Theorie ziem­lich span­nend. Um in der Praxis aller­dings glänzen zu können, erfor­dert es aller­dings noch Fein­schliff.

Bestückung der Selfie-Kamera Bestückung der Selfie-Kamera
Bildquelle: LG
Die Funk­tions­weise ist doch arg kompli­ziert und erfor­dert sehr viel Übung, sodass es derzeit bei einer Spie­lerei bleibt und weniger alltags­taug­lich ist. Andere Entsperr­methoden sind schlicht funk­tionaler.

Die Front­kamera verfügt über ein weiteres Feature. Mit "Air Motion" lassen sich verschie­dene Funk­tion quasi über dem Display schwe­bend ausführen. Auch das klingt zunächst mal sehr aufre­gend. Die prak­tische Umset­zung gestaltet sich jedoch schwierig. So ist es unter anderem möglich, die Laut­stärke eines YouTube-Videos per Air Motion zu kontrol­lieren. Zur Akti­vierung des Features muss während eines laufenden Videos die Hand per Hand-ID erkannt werden. Danach muss eine Kralle geformt werden, bis das Symbol für die Laut­stär­kere­gelung auf dem Display erscheint. Das ist alles gar nicht so einfach und erfor­dert viel Übung. Auch wenn es weniger zur erst gemeinten Nutzung taugt, macht es Spaß, damit rumzu­spielen.

Viel­leicht können zukünf­tige Soft­ware-Updates noch etwas an der Perfor­mance-Schraube drehen. Wie das Feature in der Praxis funk­tioniert, sehen Sie im Video.

Fazit

Unser Test­ergebnis: Das LG G8S ThinQ ist ein Smart­phone mit sehr guter Gesamt­perfor­mance. Design­tech­nisch ist es aller­dings nichts beson­deres, die breiten Display­ränder sind nicht auf Ober­klasse-Niveau, das OLED-Panel an sich bietet aber satte Farben, einen hohen Kontrast eine akzep­table Display­hellig­keit.

Die Kame­raleis­tung bei gutem Licht kann sich sehen lassen. Wirk­lich inno­vativ ist die einzig­artige Gesten­steue­rung, mit der das Smart­phone ohne Berüh­rung bedient werden kann - eine nette Spie­lerei, die Aufmerk­samkeit erregt, sich in unserem Test aber als wenig alltags­taug­lich erwiesen hat.


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Gesamtwertung von teltarif.de
LG G8s ThinQ (128 GB)

PRO
  • Sehr gute Gesamtperformance
  • Einzigartige Gestensteuerung
CONTRA
  • Breite Displayränder
  • HandID und Gestensteuerung nicht alltagstauglich
Testzeitpunkt:
07/2019
LG G8s ThinQ (128GB)
Testurteil
gut (1,8)

Einzelwertung LG G8s ThinQ (128 GB)

Gesamtwertung
gut (1,8)
83 %
  • Gehäuse / Verarbeitung 7/10
    • Material 7/10
    • Haptik 8/10
    • Verarbeitung Gehäuse 7/10
  • Display 8/10
    • Touchscreen 7/10
    • Helligkeit 9/10
    • Pixeldichte 5/10
    • Blickwinkelstabilität 8/10
    • Farbechtheit (DeltaE) 8/10
    • Kontrast 10/10
  • Leistung 10/10
    • RAM 9/10
    • Benchmark 3DMark 10/10
    • Benchmark Geekbench 10/10
    • Benchmark Geekbench Single -
    • Benchmark Geekbench Multi -
    • Benchmark Browsertest 10/10
    • Benchmark Antutu -
  • Software 9/10
    • Aktualität 10/10
    • Vorinstallierte Apps 5/10
  • Internet 9/10
    • WLAN 10/10
    • LTE 10/10
    • LTE Geschwindigkeit 10/10
    • 3G 10/10
    • 5G -
    • Empfangsqualität 8/10
    • Dual-SIM -
  • Telefonie 7/10
    • Sprachqualität 7/10
    • Lautstärke 7/10
    • Lautsprecher (Freisprechen) 7/10
  • Schnittstellen / Sensoren 9/10
    • USB-Standard 10/10
    • NFC 10/10
    • Navigation 6/10
    • Bluetooth 10/10
    • Kopfhörerbuchse 10/10
    • Video-Out 10/10
    • Fingerabdruckscanner 10/10
    • Iris-Scanner 0/10
    • Gesichtserkennung -
  • Speicher 7/10
    • Größe 8/10
    • SD-Slot vorhanden 5/10
  • Akku 9/10
    • Laufzeit (Benchmark) 9/10
    • Wechselbar 0/10
    • Induktion 10/10
    • Schnellladen 10/10
  • Kamera 7/10
    • Hauptkamera
    • Bildqualität hell 8/10
    • Bildqualität dunkel 7/10
    • Bildstabilisator 5/10
    • Blende 0/10
    • Frontkamera
    • Bildqualität hell 8/10
    • Bildqualität dunkel 6/10
    • Kameraanzahl -
    • Video 7/10
    • Handling 8/10
  • Bonus 1
    • Dual-SIM
alles ausklappen
Gesamtwertung 83 %
gut (1,8)

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