Digitaler Mini

DAB+-Pocket-Radio von Lenco im Praxis-Test

Das niederländische Unternehmen STL Group (Handelsmarke: Lenco) hat mit dem PDR-04 eines der kleinsten DAB+-Digitalradios mit Lautsprecher auf den Markt gebracht. Wir haben den Winzling getestet.
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Lenco am Lenker: Das PDR-04 bei einer Radtour Lenco am Lenker: Das PDR-04 bei einer Radtour
Foto: Michael Fuhr
Wer oft verreist und dabei Radio hören möchte, kann heute das Smartphone nutzen. Oft verfügen aktuelle Modelle aber nicht einmal mehr über ein UKW-Empfangsteil, und Internetradio-Hören frisst in der Regel Highspeed-Datenvolumen – wenn man nicht zufällig in einem WLAN-Netz angemeldet ist.

Das terrestrische Digitalradio DAB+ liefert oft weit mehr Sender als UKW und ist zudem kostenlos. Das niederländische Unternehmen STL Group (Handelsmarke: Lenco) hat mit dem PDR-04 eines der kleinsten und leichtesten DAB+-Digitalradios inklusive eingebautem Lautsprecher auf den Markt gebracht. Es misst gerade einmal 57,6 mal 78,7 mal 16 mm (Breite mal Höhe mal Tiefe) und passt damit sogar in die Hosentasche.

  Nachdem wir unser Testmodell ausgepackt haben, erlebten wir gleich eine negative Überraschung: Das extrem dünne oberste Teil der Teleskopantenne ist äußerst fragil und brach bereits beim Herausschieben ab. Noch vor der ersten Inbetriebnahme mussten wir also den Lötkolben holen und den Schaden reparieren. Nur eine äußerst filigrane Behandlung schützt Nutzer vor einem ähnlichen Schicksal.

Der Li-Ionen-Akku unseres Testmodells war zu einem Viertel aufgeladen, also konnten wir mit dem Test beginnen. Nach dem Einschalten führte das Lenco PDR-04 einen Suchlauf im DAB+-Modus durch und startete anschließend mit der ersten, empfangbaren Station, dem Programm Absolut Relax (die Senderliste wird alphabetisch geordnet).

Blecherner Klang und komplizierte Bedienung

Lenco am Lenker: Das PDR-04 bei einer Radtour Lenco am Lenker: Das PDR-04 bei einer Radtour
Foto: Michael Fuhr
Der Klang des Winzlings überzeugt nicht, er klingt blechern und quäkend, was uns angesichts der Größe des eingebauten Lautsprechers (Ausgangsleistung: 0,8 Watt) aber auch nicht verwunderte. Der Klang ist vergleichbar mit vielen Smartphones der Mittelklasse.

Äußerst kompliziert ist der Senderwechsel. Um ein anderes Programm auszuwählen, muss der Nutzer erst die Preset/Select-Taste drücken, anschließend mit der Tune+/Vol+ oder der Tune-/Vol--Taste den Sender auswählen und mit erneutem Druck auf die Preset /Select-Taste bestätigen.

Der Empfang im westlichen Rhein-Main-Gebiet mit dem Lenco PDR-04 ist mittelprächtig: In- und outdoor konnten wir die Ortssender völlig störungsfrei hören, Ensembles aus benachbarten Bundesländern wie Bayern oder Baden-Württemberg gingen jedoch nur draußen, und das auch nur mit starken Aussetzern. Es gibt portable Digitalradios, die wesentlich bessere Empfangseigenschaften aufweisen. Das trifft auch auf den UKW-Empfang des Modells von Lenco zu, auch hier taugt das Modell nur für die starken Ortssender.

Durch längeres Drücken der Preset/Select-Taste können Nutzer Lieblingsprogramme von DAB/DAB+ oder UKW abspeichern, doch auch der Abruf der gespeicherten Stationen ist recht kompliziert und nur über ein Untermenü mit mehreren Tastenkombinationen möglich. Außerdem ist der Speicher mit maximal fünf UKW- oder DAB/DAB+-Stationen äußerst klein.

Der Li-Ionen-Akku kann mit dem mitgelieferten USB-Kabel beispielsweise an einem PC aufgeladen werden. In mittlerer Lautstärke spielt das Radio rund sechs Stunden über DAB/DAB+, und bis zu zehn Stunden über UKW.

Nutzung auch als DAB+-Adapter möglich

Besser ist der Klang des PDR-04, wenn man die Ohrhörer anschließt. In diesem Fall dient das Modell als Stereo-Radio und das Ohrhörerkabel als Antenne. Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die Nutzung als Adapter an vorhandenen Stereo-Anlagen oder über den AUX-Eingang am Autoradio. Somit ist es möglich, vorhandene Geräte mit dem Digitalradio aufzurüsten.

Das Lenco PDR-04 kostet im Schnitt rund 50 Euro als Neugerät im Online-Handel. Aufgrund der beschriebenen Mängel und der doch unbefriedigenden Verarbeitung ist das nach unserer Auffassung eindeutig zu teuer, rund 20 Euro weniger wären angemessen, zumal es vergleichbare Pocket-Modelle, die nur für den UKW-Bereich geeignet sind, schon für unter 20 Euro gibt.

Es ist generell die Frage, ob sich Digitalradios überhaupt in dieser Pocket-Klasse noch durchsetzen können, wenn es irgendwann einmal mehr echte Flatrates für die Nutzung des mobilen Internets gibt. In diesem Fall würde ein Smartphone zum Radioempfang völlig ausreichen, und die Anschaffung eines separaten Digitalradios wäre hinfällig.

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