Vorsicht Kunde: Von Erwartungen und Gegenleistungen
Telekommunikationsanbieter sehen sich immer im "Kundenfokus" und beschreiben mit blumigen Worten, dass der Kunde das Sagen hat und warum sie der beste Anbieter aller Zeiten sind.
Die Niederungen der Realität
Wenn der Kunde seinen Anbieter kontaktiert, beginnt das Abenteuer: Was kommt am Ende dabei heraus?
Foto: Picture Alliance / dpa
Ab und zu muss man sich in die Niederungen des realen Lebens begeben, um festzustellen, warum und wie das oft schief geht, wenn der Kunde und der Mitarbeiter des Telekommunikationsanbieters bewusst oder unbewusst aneinander vorbeireden.
Damit sich alle drei deutschen führenden Telekommunikations-Anbieter wiederfinden, greifen wir drei beispielhafte Fälle auf, die sich im Umfeld der Redaktion erst in diesen Tagen ereignet haben.
Telekom: Neue Option startet neuen Zyklus, Kunde zahlt doppelt
Ein langjähriger Telekom-Kunde, der aufgrund seiner privaten Lebenssituation auf jeden Euro im Monat achten muss, hat sich nach einer längeren Odyssee durch verschiedene Netze für ein Original-Prepaid-Angebot der Telekom entschieden, weil die Mischung aus Netzqualität und Preis für ihn gerade noch so finanzierbar ist.
Als er von der aktuellen Tarifverbesserung für Magenta-Prepaid-Kunden erfuhr, war er logischerweise begeistert: Zum gleichen Grundpreis statt 1,5 GB jetzt 2 GB im Tarif Magenta Prepaid M und statt 100 Fremd- jetzt 200 Fremd-Minuten, das erschien ihm erstrebenswert.
Dabei hatte er nicht bedacht, dass die gesamten vorausbezahlten Volumina beim Tarifwechsel "pulverisiert" werden, wie er uns erklärte. Er schrieb leicht angesäuert eine E-Mail an den Telekom-Kundenservice, dass dies nicht in Ordnung sei und während des Bestellprozesses nirgendwo auf diesen Umstand hingewiesen werde. Eine Beschwerde bei der BNetzA über diesen intransparenten Vorgang stellte er ebenfalls in Aussicht.
Die Antwort kam prompt: "Sie haben Ihren Tarif gewechselt, bei diesem Wechsel haben Sie einen Tarif mit anderen Leistungen beauftragt, die alle 4 Wochen 9,95 Euro kosten. Mit dem Tag des neuen Tarifes fallen auch die Gebühren an. Aus Kulanz habe ich Ihnen den Betrag vom alten Tarif, gut geschrieben, das sehen Sie innerhalb von 24 Stunden in Ihrem Kundencenter, viele Grüße vom Telekom Expertenteam ..."
Beim Nachrechnen stellte der Kunde fest, dass die Anrechnung nur 5,28 Euro hätte betragen müssen. Erstattet wurden 8,88 Euro, die Geschichte ging für den Kunden also relativ erfreulich aus.
Vodafone: Problem komplett missverstanden?
Das nächste Problem schilderte uns ein langjähriger Festnetzkunde von Arcor (heute Vodafone). Der hatte eine massive Störung bei seinem ISDN-Festnetzanschluss. Erst kam eine SMS: "Achten Sie auf einen Anruf von 0800-1721212." Der Anruf kam nicht.
Dann trudelte eine E-Mail ein: "Vielen Dank für Ihre Anfrage. Sie konnten unser Netz mit Ihrer Rufnummer 01577-xxxxxxx nicht wie gewohnt nutzen. Das tut uns leid. Für uns ist nur eine nächtliche Störung vom 5. Februar 2020 ab 22.00 Uhr bis zum 6. Februar 2020 um 6.00 Uhr ersichtlich. Gerne möchten wir Ihnen weiterhelfen. Dazu benötigen wir Ihre Mithilfe. Schreiben Sie uns innerhalb von 24 Stunden 5 bis 6 Fehler mit Datum und Uhrzeit auf. Teilen Sie uns dazu die genaue Adresse mit.
Diese Infos brauchen wir von Ihnen: - Welche Fehlermeldung sehen Sie? - Was für ein Fehler tritt genau auf? - Wird „Vodafone.de“ im Display angezeigt? - Welches Gerät nutzen Sie? - Können Sie telefonieren? - Können Sie Anrufe empfangen? - Haben Sie Ihre SIM-Karte in einem anderen Gerät getestet? - Tritt der Fehler immer auf oder nur bei einer bestimmten Nummer? - Wann hat das Problem angefangen? - Welchen Netzstandard nutzen Sie? GSM, UMTS, EDGE, HSDPA oder LTE? - Haben Sie Rufumleitungen eingeschaltet?
Bitte rufen Sie nach Sammlung Ihrer Bespiele sofort nach 24 Stunden den technischen Support unserer Kundenbetreuung an. Dieser Anruf ist kostenlos und rund um die Uhr möglich. Aus dem deutschen Vodafone-Netz unter 1212, aus allen anderen Netzen in Deutschland unter 0800 172 1212. Bitte beachten Sie, dass eine Bearbeitung per E-Mail oder Brief nicht möglich ist."
Wir zitieren diese Mail in voller Länge, da sie zwei Dinge aufzeigt: Support per E-Mail oder Brief ist bei diesem Anbieter nicht mehr erwünscht, zum einen weil möglicherweise ineffizient (jeder Mensch formuliert sein Problem anders) oder auch, weil man schriftlich Fakten hätte, auf die man sich berufen könnte. Dass Vodafone die Störung des Festnetzes in eine Mobilfunkstörung ummünzt (die Mobilfunkrufnummer war nur zur Erreichbarkeit genannt worden) ist schon bemerkenswert.
Der uns persönlich bekannte Kunde ist ziemlich sauer, wird seinen Privat- und Geschäfts-Anschluss wohl zur Telekom umziehen und erzählt über seine Erlebnisse bereits sehr ausführlich in seinem nicht kleinen Bekanntenkreis und den sozialen Medien. Eine Kopie des Vorgangs erreichte unser E-Mail-Postfach.
Was ein Kunde bei o2 erlebte, folgt auf der nächsten Seite.