o2: 1200-Millionen-Kredit für nachhaltigen Netzausbau
Mit einem Kredit über 450 Millionen Euro möchte Telefónica bis Jahresende 99 Prozent der Bevölkerung mit LTE erreichen und 30 Städte bis Ende 2022 mit 5G.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die Meldung wäre im Strom der Nachrichten beinahe untergegangen. Telefónica Deutschland hat sich einen Kredit der Europäischen Investitionsbank (EIB) in Höhe von 450 Millionen Euro gesichert. Dieses Geld möchte das Unternehmen für den Aufbau eines "energieeffizienten 5G-Netzes" sowie für die Verdichtung ihres LTE-Netzes verwenden, was sich positiv auf die Kundenzufriedenheit auswirken sollte.
Investitionen aufstocken: Kapazität ausbauen
Mit einem Kredit über 450 Millionen Euro möchte Telefónica bis Jahresende 99 Prozent der Bevölkerung mit LTE erreichen und 30 Städte bis Ende 2022 mit 5G.
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Schon im Dezember 2019 hatte Telefónica Deutschland bekannt gegeben, in diesem und im nächsten Jahr seine Investitionen ins Mobilfunknetz deutlich aufzustocken, was von Fachleuten durchweg gleichlautend seit langem gefordert wird. Telefónica will zum einen seine Netzkapazität in Städten deutlich erhöhen, "um dort weiter marktführend zu bleiben". Zum anderen sollen die sogenannten "weißen Flecken" auf dem Land geschlossen werden, um dort neue Kunden zu gewinnen.
Darlehen spült Geld in die Kassen
Das Darlehen der europäischen Bank stelle Mittel für mobilen Breitbandausbau bereit und stärke Innovation und Telefónica Deutschland verbessere damit sein "Finanzierungsprofil" weiter, auf deutsch, es kommt frisches Geld in die Kasse. Die EIB-Bank stellt aber auch gewisse Ansprüche an die "Nachhaltigkeit" an den Kreditnehmer. Markus Rolle, Finanzchef von Telefónica Deutschland erklärt, warum: „Dieses Darlehen ermöglicht es uns, schnell ein energieeffizientes 5G-Netz aufzubauen und so die stark wachsende Nachfrage unserer Kunden nach mobilen Daten zu bedienen. Wir freuen uns hierbei besonders über die erneute Zusammenarbeit mit der EIB, die als europäische Klimabank eine wichtige Rolle für die Zukunft unseres Planeten spielt.“
Größere Datenmengen bei geringerem Energieverbrauch
Die EIB unterstützt aber nur Finanzierungsprojekte, die hohen ökologischen und sozialen Standards gerecht werden. Durch die 5G-Technologie können größere Datenmengen bei einem gleichzeitig niedrigeren Energieverbrauch pro Dateneinheit transportiert werden, betont man bei Telefónica. Bereits 2016 finanzierte das Geldinstitut die Konsolidierung des Mobilfunknetzes von Telefónica Deutschland mit einem Darlehen, welches auch damals an ambitionierte Energieeinsparziele gebunden war.
„5G, der Mobilfunkstandard der nächsten Generation, kommt mit hohem Tempo“, erklärte Ambroise Fayolle, Vizepräsident der EIB und verantwortlich für Innovation und die Aktivitäten der Bank in Deutschland. „Er wird für höhere Geschwindigkeiten und eine verbesserte Massenkonnektivität sorgen, und Bürgern und Wirtschaft äußerst reaktionsschnelle und zuverlässige Netze ermöglichen. Das wird die bestehenden drahtlosen Anwendungen enorm verbessern und völlig neue Geschäftsfelder eröffnen.“ Das ist die Grundlage für Innovation und Wachstum in Europa, ein Ziel, das neben dem Klimaschutz für die EU-Bank höchste Priorität genießt.
Kreditlaufzeit 8 Jahre
Durch das an die "Telefónica Germany GmbH & Co. OHG" ausgegebene Darlehen der EIB mit einer Laufzeit von acht Jahren verbessert Telefónica Deutschland seine Finanzen. Bereits im Dezember hatte Telefónica Deutschland einen Konsortialkredit in Höhe von 750 Millionen Euro abgeschlossen, dessen Zinsmarge an ein externes Nachhaltigkeitsrating gebunden ist.
99 Prozent LTE bis Ende 2020?
Dass o2 beim Netzausbau einiges aufzuholen hat, ist in Fachkreisen unbestritten. o2 hatte angekündigt, bis Ende dieses Jahres eine Abdeckung mit LTE von 99 Prozent der Bevölkerung und bis Ende 2022 die 30 wichtigsten Städte mit 5G versorgen zu wollen.
Von "sportlich" bis "utopisch"
Wir haben uns in der Branche dazu umgehört. Die Antworten reichen von "sehr sportlich" bis zu "absolut utopisch". Die Skeptiker rechnen vor, dass nicht einmal die Deutsche Telekom derzeit 99 Prozent geschafft habe. Telekom habe aber jetzt schon etwa 10.000 Standorte mehr mit LTE in Betrieb, als Telefónica Deutschland.
Wohlwollende Beobachter argumentieren, dass o2 in den letzten 3 Jahren rund insgesamt rund 10.000 neue Stationen aufgebaut habe, davon alleine 3.000 im letzten Jahr. Um die vom Regulierer für Ende letzten Jahres geforderten 98 Prozent erreichen zu können, müssten bis Ende dieses Jahres weitere 3.000 neue Stationen in Betrieb gehen, plus weitere, um künftige Vorgaben erreichen zu können. Es könnte also "gerade so" reichen.
So oder so: Dazu braucht es Lieferanten: Die Politik kann sich nicht entscheiden, welche Hersteller es sein dürfen. Es braucht Techniker und Montagefirmen. Haben die zum gefragten Zeitpunkt überhaupt Zeit?
Und trotzdem: Es gibt für Telefónica keine Alternative, denn die Konkurrenz von Vodafone, die sich aktuell in einer "Challenger-Position" befinden und damit sehr agil umgehen, und die Telekom, die seit Jahren mit sehr guter bis exzellenter Netzqualität punkten, sitzt der Telefónica im Nacken. Dazu kommt quasi noch Konkurrenz im eigenen Haus: Der Netzbetreiber Drillisch darf Frequenzen und Kapazitäten von Telefónica nutzen und sorgt mit seinen Kampfpreisen bestimmt für eher schlaflose Nächte bei den Kostenrechnern von Telefónica.