Erlaubnis oder nicht?

Vodafone und Unitymedia: Entscheidung in Brüssel?

Die Entscheidung über die gewünschte Fusion zwischen Unitymedia und Vodafone Germany könnte scheitern.
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Der deutsche Kartellamtschef Andreas Mundt findet den Unitymedia-Deal problematisch: „Ich kann nur vor voreiligen Schlüssen warnen.“. Bei dem Vodafone-Deal geht es immerhin um 14 Millionen Haushalte mit fast 30 Millionen Menschen, von denen viele auf schnelleres Internet warten, so argumentiert Vodafone. Nur: In der Vergangenheit hat das Bonner Kartellamt zu solchen Megadeals im deutschen TV-Kabel-Netz "Nein" gesagt.

Harmlos oder nicht?

Vodafone Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter möchte mit dem Netz von Unitymedia von der Telekom unabhängiger werden. Vodafone Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter möchte mit dem Netz von Unitymedia von der Telekom unabhängiger werden.
Foto: Picture Alliance / dpa
Nach außen "wirkt der Fall Vodafone harmlos", findet das Handelsblatt. Sogar die Spitzen der Monopolkommission hatten keine Einwände, denn die Kabel-TV-Netze überschneiden sich nicht: Unitymedia hat in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg ein Monopol, Vodafone in den anderen 13 Bundesländern, nachdem die Briten schon 2013 Kabel Deutschland gekauft und bei Vodafone eingegliedert hatten.

So könnte Vodafone mit Unitymedia den deutschen Markt verändern

Mit einer Fusion wäre der potenzielle Wettbewerb zwischen Kabel-TV-Anbietern weg. Schon bisher waren die Kabel-Anbieter kaum in die Versorgungsgebiete der Konkurrenten vorgestoßen. Die Auswirkungen der vereinigten Vodafone/Unitymedia auf vor- und nachgelagerte Geschäfte wären - so findet es das Handelsblatt - enorm.

„Da ist etwas allzu sehr in Bewegung geraten“, sagte Axel Gedaschko dem Handelsblatt: „Es gilt, das jetzt zu zügeln.“ Der Präsident des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen befürchtet, dass ein vereinigtes Unternehmen von den Fernsehsendern mehr Geld als „Einspeisevergütung“ bekäme. Die Wohnungswirtschaft hätte auch weniger Ansprechpartner und weniger Auswahl: „Das kann uns nicht gefallen.“

Die Wohnungswirtschaft ist für die Kabelnetzbetreiber außerordentlich wichtig, da die Hausbesitzer die Fernsehsignale einfach durchleiten - Fachleute sprechen vom „Gestattungsmarkt“ - und die Kabelgebühren bei den Mietern direkt einkassieren dürfen („Nebenkostenprivileg“). Das macht TV-Kabel im Vergleich zu anderen Telekommunikationsleitungen so interessant.

Fusionierte Vodafone: 80 Prozent Marktanteil

Im Kabel-TV-Markt käme die neue Vodafone auf rund 80 Prozent Marktanteil. Nur gerade die kleineren Kabelunternehmen, waren in der Vergangenheit besonders innovativ im Markt. Ein so großer Konkurrent gefällt ihnen nicht.

„Massive negative Auswirkungen auf Wettbewerb und Medienvielfalt“, sieht Timm Degenhardt, Chef des Kabelnetzbetreibers Tele Columbus (Markenname "Pyur", Marktanteil: 13 Prozent). Darüber hinaus würde der Infrastruktur-Wettbewerb gebremst, „was insbesondere zu den reduzierten Investitionen in den Glasfaserausbau und der Breitbandversorgung bei den Mietern“ führe. Der Aktienkurs von Tele Columbus war im Frühjahr nach Verkündigung des Vodafone-Deals eingebrochen.

Die Branche ist aufgeschreckt

Die geplante Fusion der Briten mit Unitymedia bringt auf einen Schlag eine ganze Branche in Aufregung, auch wenn die öffentliche Debatte hierüber bisher überraschend lau ausgefallen ist.

Die Deutsche Telekom musste vor fast 20 Jahren auf Druck der EU-Kommission ein Netz verkaufen: TV-Kabel oder Telefon. Damals übernahmen Kabel-TV-Regionalgesellschaften das Geschäft, um den Wettbewerb anzukurbeln. Doch die Kabel-Gesellschaften schlossen sich langsam aber sicher wieder zusammen.

Damit wäre das alte Kabel-TV-Monopol wieder zurück – ausgerechnet beim größten Telekom-Konkurrenten. Telekom-Chef Timotheus Höttges begrüßt deshalb „ausdrücklich den Versuch, das Kartellverfahren nach Deutschland zu holen“ – zu den als "bissiger" geltenden Kartellwächtern in Bonn.

Was Kabelbindung bedeutet und ob die Warnungen berechtigt sind, lesen Sie auf der dritten Seite.

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