Vorleistung denkbar?

Vodafone: Vorleistungsprodukt im Kabelnetz möglich?

Aufgrund der komplizierten Infrastruktur wären Vorleistungsprodukte im Kabel-TV-Netz zwar möglich, bleiben aber knifflig. Details mag Vodafone noch nicht verraten.
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Die geplante Fusion von Vodafone und Unitymedia könnte technisch knifflig werden. Die geplante Fusion von Vodafone und Unitymedia könnte technisch knifflig werden.
Foto: Unitymedia, Logos: Vodafone/Unitymedia, Montage: teltarif.de
Derzeit laufen die Untersuchungen seitens der europäischen Regulierungs- und Kartellbehörden, ob die angedachte Fusion von Vodafone (Kabel) und Unitymedia in Deutschland und Europa zulässig sein könnte. Das deutsche Bundeskartellamt hatte kürzlich durchblicken lassen, dass sie den Fall nach Deutschland holen möchten, was vermuten lässt, dass diese Fusion doch genauer geprüft werden könnte.

Was bringt diese Fusion?

Die geplante Fusion von Vodafone und Unitymedia könnte technisch knifflig werden. Die geplante Fusion von Vodafone und Unitymedia könnte technisch knifflig werden.
Foto: Unitymedia, Logos: Vodafone/Unitymedia, Montage: teltarif.de
Vodafone verspricht sich von der Fusion zum einen, einen Zugriff auf das bundesweite Netz und den Fernleitungen zwischen den Unitymedia-Kabel-Netzen und die Möglichkeit viele Kunden, die bisher über bei der Deutschen Telekom gemietete Kupferkabel angeschlossen sind, "direkt" an das Vodafone-Netz anschießen zu können. Dadurch spart sich Vodafone die Mietkosten für Fremdleistungen und Leitungen.

Mit der Fusion von Vodafone und Unitymedia wird das ehemalige Kabel-Netz der Deutschen Bundespost wieder "zusammengefügt", was seinerzeit aus Wettbewerbsgründen aus der Bundespost-Telekom herausgetrennt und in kleinere regionale Gesellschaften zerlegt worden war. Die geplante Fusion stößt bei den Mitbewerbern in Deutschland und Europa auf wenig Begeisterung. Zum einen besteht eine deutlich vergrößerte "Nachfragemacht" auf dem Markt für Fernseh-Inhalte, die Telekom würde spürbar "indirekte" TAL-Kunden verlieren und Vodafone kann die Kabel-TV-Netze relativ schnell auf Geschwindigkeiten zwischen 400 und 1000 MB/s umrüsten, wogegen die Deutsche Telekom außer "echter" Glasfaser bis ins Haus (wovon sie noch wenig haben) wenig entgegensetzen könnte.

Mit gemischten Gefühlen

Aber auch kleinere Anbieter sehen die Fusion mit gemischten Gefühlen. Die meisten fordern den Regulierer auf, dass die fusionierte Vodafone ihr Koax-Kabel-Netz auch anderen Anbietern zur Verfügung stellen solle, beispielsweise BREKO-Verbands-Präsident Dr. Stephan Albers. Ein sogenanntes Vorleistungsprodukt gilt aber unter Experten als technisch knifflig.

Vodafone: Grundsätzlich technisch möglich

Alexander Leinhos, Chef externe Kommunikation bei Vodafone Deutschland antwortete auf unsere Anfrage: „Grundsätzlich ist eine Öffnung von Kabelnetzen für Breitband-Internetangebote Dritter technisch möglich. Ob und welche Schwierigkeiten sich im Einzelnen dazu im Netz von Vodafone ergeben, können wir derzeit nicht abschließend beantworten."

Prinzipiell könnte Vodafone seine Kabelanschlüsse als "WhiteLabel" verkaufen. Man spricht auch von "Resale". Dass bedeutet: Eine größere oder kleinere Konkurrenz-Telefongesellschaft verkauft Kabel-Anschlüsse an seine Kunden, die technisch direkt ans Vodafone Kabel-TV-Netz angeschlossen werden.

Bei einem Bitstream- Produkt wäre Bedingung, eine direkte Leitung vom End-Kunden zur Vermittlung des Drittanbieters zu schalten. Das geht bei der TV-Koaxkabel-Infrastruktur nicht so einfach. Dazu müsste jeder Koaxial-Verteiler für Signale "von außen" direkt ansprechbar sein. Beim Kabel TV werden Cluster (ein Haufen Anschlüsse) gebildet und diese bekommen immer stärkere Anbindungen, damit bei Hochlast nichts in die Knie geht.

Sinneswandel?

Wird die Fusion von Vodafone und Unitymedia über die Bühne gehen können oder machen die europäischen Behörden Auflagen? Wird die Fusion von Vodafone und Unitymedia über die Bühne gehen können oder machen die europäischen Behörden Auflagen?
Foto: Vodafone
Bisher hatten Vodafone und Unitymedia dem Thema "Vorleistung" eher skeptisch bis ablehnend gegenüber gestanden. Die Tatsache, dass man jetzt "grundsätzlich" Angeboten für Dritte nicht mehr ablehnend gegenüber steht, lässt vermuten, dass die Regulierungsbehörden bereits "signalisiert" haben könnten, dass dies eine Bedingung für eine mögliche Genehmigung werden könnte.

Koaxkabelnetze können durch das DOCSIS 3.1 Protokoll theoretisch Downstream-Geschwindigkeiten von bis zu 1 GBit/s erreichen. Sind in einem Cluster aber sehr viele Kunden angeschlossen und surfen oder streamen gleichzeitig, wird diese Geschwindigkeit schnell einbrechen.

Kenner gehen davon aus, dass die Kabel-Koax-Infrastruktur mit der Zeit sukzessive gegen echte Glasfaser-Leitungen ausgewechselt wird, worüber dann alle Protokolle möglich wären und damit auch direkte Leitungen vom Übergabepunkt der Vermittlungsstelle hin zum entsprechenden Kunden.

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