Hands On

Jolla über Sailfish OS: "Datensammeln ist nicht unser Geschäftsmodell"

Jolla hat den MWC genutzt, um das Jolla-Tablet mit Sailfish OS der Öffentlichkeit zu präsentieren. Sailfish OS 2.0 soll nicht nur auf eigenen Geräten zum Einsatz kommen. Wir haben uns das Tablet der Finnen auf dem Messestand genauer angesehen.
Vom MWC in Barcelona berichten Hans-Georg Kluge / Kaj-Sören Mossdorf

Das Jolla-Tablet auf dem MWC im Hands-On-Test. Das Jolla-Tablet auf dem MWC im Hands-On-Test.
Bild: teltarif.de
Der finnische Hersteller Jolla hat auf dem MWC sein neu entwickeltes Tablet mit Sailfish OS 2.0 vorgeführt. Die neue Version des unabhängigen Betriebssystems unterstützt Intel-Prozessoren und verfügt über Anpassungen für große Tablet-Displays. Überhaupt soll es künftig viel mehr Handhelds mit Sailfish OS geben. Dafür haben sich die Finnen ein neues Vertriebskonzept ausgedacht.

Sailfish OS 2.0: Mit Tablet-Unterstützung zum Erfolg

Das Jolla-Tablet auf dem MWC im Hands-On-Test. Das Jolla-Tablet auf dem MWC im Hands-On-Test.
Bild: teltarif.de
Sailfish OS 2.0 unterstützt jetzt Smart­phones und Tablets gleichermaßen. Für die Tablet-Bedienung haben die Entwickler besonders darauf geachtet, dass die Finger nicht zu weite Wege wischen müssen, um Aktionen auszuführen. Der Be­nutzer­ober­fläche haben die Entwickler einige Optimierungen und Verbesserungen spendiert. Benach­rich­tigungen und Schnell­ein­stellungen nehmen nun einen größeren Platz ein und werden übersichtlicher angezeigt. Inhalte-Anbieter können Ihre Apps auf speziellen Positionen fixieren, sodass der Zugriff schneller vonstatten geht. Unklar blieb bei der Ankündigung, ob Nutzer einen Einfluss auf die Platzierungen haben.

Künftige Strategie

Die Ansicht von Benachrichtigungen und Schnelleinstellungen Die Ansicht von Benachrichtigungen und Schnelleinstellungen
Bild: teltarif.de
Jolla - von Ex-Nokia-Mitarbeitern gegründet - hat mittlerweile 128 Beschäftigte und insgesamt 50 Millionen Euro Risiko-Kapital erhalten. Das Jolla-Tablet wurde mittels einer sehr erfolgreichen Crowd-Funding-Kampagne finanziert. Um sich von konkurrierenden Smart­phone-Plattformen abzuheben, setzen die Finnen auf die Themen Sicherheit und Privatsphäre. Als Zielgruppe für Sailfish-OS-Smartphones und -Tablets sieht Jolla dementsprechend Regierungen und auch Privatkunden mit entsprechenden Interessen. Klar formulierte Jolla, dass die Sammlung von Daten nicht zum Geschäftsmodell gehört. Weitere Sicherheitsmerkmale für das Betriebssystem will Jolla zusammen mit SSH Communications Security Ltd. entwickeln. Aus der Zusammenarbeit soll das Sailfish Secure OS entstehen.

Mit Sailfish OS 2.0 ändert Jolla außerdem die strategische Ausrichtung. Das Betriebssystem steht künftig anderen Hardware-Herstellern offen. Jolla will weiterhin eigene Smart­phones und Tablets entwickeln und diese als Speerspitze innerhalb der Sailfish-Plattform verstanden wissen. Updates des Betriebssystems sollen weniger Aufwand verursachen, als dies bei Android der Fall ist. Jolla spricht von einer kooperativen Update-Politik.

Jolla-Tablet im Hands on

Das Jolla-Tablet ist mit seinem 7,85-Zoll-Touchscreen noch recht handlich. Das Jolla-Tablet ist mit seinem 7,85-Zoll-Touchscreen noch recht handlich.
Bild: teltarif.de
Auf dem Messestand von Jolla war das Tablet ausgestellt und wir konnten es dort näher begutachten. Das Jolla-Tablet wird auf der Vorderseite von einem 7,85 Zoll großen Touchscreen geprägt, der mit 2 048 mal 1 536 Pixel auflöst.

Über dem Display befindet sich eine Front-Kamera, die mit zwei Megapixel auflöst. Auf der in schwarz gehaltenen Rückseite des Tablets befindet sich am oberen linken Rand eine 5-Megapixel-Kamera. Am unteren Ende befinden sich zwei Ausgänge, hinter denen sich die Lautsprecher des Gerätes befinden. Zwischen Kamera und Lautsprecher-Aussparungen ist das geschwungene Jolla-Logo positioniert, das mit seinem glatten Design aus der leicht rauen Rückseite heraussticht.

Die Seiten des Jolla-Tablet. Die Seiten des Jolla-Tablet.
Bild: teltarif.de
An der linken Gehäuseseite, die - wie die rechte Seite - in Weiß gehalten ist, befinden sich eine Lautstärke-Wippe sowie ein Knopf zum Einschalten des Gerätes. Entsperrt werden kann dieses zudem durch einen doppelten Tipp auf den Bildschirm. Über der Lautstärke-Wippe befindet sich des Weiteren ein Kopfhörer-Ausgang. Unten hat Jolla ein weiteres Logo untergebracht. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich der USB-Ausgang sowie der Steckplatz für die MicroSD-Speicherkarte.

Überarbeitete Gestennavigation verbessert Bedienung deutlich

Im Inneren des Gerätes verrichtet ein auf 1,8 Gigahertz getakteter Vier-Kern-Prozessor von Intel seinen Dienst. Ihm stehen zwei Gigabyte Arbeits­speicher zur Verfügung. Insgesamt leistete sich das Jolla-Tablet in unserem Test nur wenige kurze Denkpausen beim Starten von Apps. Die überarbeitete Oberfläche des Sailfish-OS-2.0-Betriebssystems ließ sich insgesamt aber ausgesprochen flüssig und angenehm bedienen.

Der Lockscreen von Sailfish OS auf dem Jolla-Tablet Der Lockscreen von Sailfish OS auf dem Jolla-Tablet
Bild: teltarif.de
Bei den auf dem MWC gezeigten Geräten kam noch eine Vorabversion des Betriebssystems zum Einsatz, sodass davon auszugehen ist, dass es künftig weniger Denkpausen geben wird. Mit der neuen Version haben die finnischen Entwickler zudem die Gestennavigation des Systems überarbeitet. Applikationen können nun durch einen Wisch von rechts oder links in den Bildschirm hinein geschlossen werden. Weiterhin bleibt es auch bei Sailfish OS 2.0 dabei, dass bei Android-Apps die virtuellen Android-Buttons angezeigt werden. Die einzelnen Apps werden allerdings im Multi-Tasking-Menü angezeigt. Native Sailfish-Apps können allerdings den Direktzugriff auf Aktionen hinterlegen - zum Beispiel die Möglichkeit, eine SMS zu verfassen. Der App-Launcher selbst lässt sich durch einen Wisch von unten jederzeit öffnen. Streicht der Nutzer von oben in den Bildschirm hinein, wird ihm ein Einstellungs-Menü angezeigt.

Das Jolla-Tablet kostet für Unterstützer der Crowd-Funding-Kampagne 189 Dollar, während der Preis im freien Verkauf 249 Dollar betragen wird. Die erste Auslieferung ist im Mai zu erwarten.