Markt-Strategie

Jolla will Smartphones mit Sailfish OS nicht nur in China vertreiben

Handy mit MeeGo-Nachfolger kommt noch dieses Jahr
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Jolla will Smartphones mit Sailfish OS nicht nur in China vertreiben Jolla will Smartphones mit Sailfish OS nicht nur in China vertreiben
Logo: Jolla
Das finnische Handy-Startup Jolla hofft auf einen schnellen Marktdurchbruch seines ersten Smartphones mit dem MeeGo-Nachfolge-Betriebssystem Sailfish OS. Die ehemaligen Nokia-Mitarbeiter expandieren in China, sehen aber auch Chancen in ihrer Heimat Finnland.

Nach der Gründung von Jolla im vergangenen Sommer und der Ankündigung von Sailfish OS im November war von den ehemaligen Nokia-Experten wenig zu hören gewesen. Nun geben sie Auskunft über ihre Marktpläne - ein Erscheinungsdatum für ein erstes Smartphone steht aber noch nicht fest. Jolla beschäftigt nach eigenen Angaben zurzeit 60 Mitarbeiter. Mit Nokias Entscheidung zu Microsoft und Windows Phone verloren die Meego-Entwickler 2011 ihre Jobs.

Sailfish OS soll Plattform für westliche Marken in China werden

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"Wir haben in Finnland fünf Millionen Fans", äußerte Jolla-Chef Marc Dillon gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "Capital". DNA, Finnlands drittgrößter Mobilfunknetz-Anbieter, soll der erste Kunde sein, der bereits Smartphones auf Basis von Sailfish OS geordert hat. "Über die Schwierigkeiten Nokias reden die Leute hier ständig. Sobald Jolla sein erstes Handy auf den Markt bringt, werden die Finnen es kaufen - allein schon aus Solidarität", sagte DNA-Manager Pekka Väisänen der "Capital".

Der Nachholbedarf zumindest in Finnland soll recht groß sein. Gerade einmal jeder dritte finnische Handy-Kunde besitzt laut "Capital" ein Smartphone, in anderen Ländern Nordeuropas liege der Anteil oft bei über 60 Prozent.

Den Hauptfokus der Vermarktung legt Jolla momentan allerdings auf den chinesischen Markt. Dies kommt unter anderem daher, dass das börsennotierten Handy-Serviceunternehmen "China Fortune Holding" als Aktionär bei Jolla eingestiegen ist. Jolla hat nach eigenen Angaben haben ein sechs Mitarbeiter starkes Büro in Hongkong aufgebaut, um die Vermarktung in Asien zu starten. Zudem haben die Finnen eine Vertriebsallianz mit der rund 2 000 Filialen zählenden Mobilfunkladenkette D.Phone geschlossen.

Die Sailfish-OS-Vermarktung in China soll auch anderen westlichen Unternehmen zu Gute kommen: Die Jolla-Macher wollen westlichen Markenartiklern maßgeschneiderte Telefone verkaufen. Jolla designe dazu seine Handy-Software im Stil des Kunden. Auf der technischen Basis von Sailfish OS könne so jede Marke bald in mehr als 2 000 Geschäften Chinas präsent sein.

Mit dieser Strategie lässt sich in einer ersten Einschätzung sagen, dass die Sailfish-OS-Smartphones preislich wohl eher im Einsteiger-Segment angesiedelt sein und damit in China den dortigen Platzhirschen ZTE und Huawei Konkurrenz machen werden. Interessant ist allerdings der Ansatz, Sailfish OS nicht als eigene starke Marke neben Android und iPhone durchzudrücken, sondern dies über westliche Marken zu tun. Abzuwarten bleibt aber, ob die alternativen Betriebssysteme wie Tizen, Firefox OS, Ubuntu for Phones oder Sailfish OS neben der Android-Dominanz überhaupt reelle Marktchancen haben.