T-Mobile US

John Legere: Der Mann im Magenta-Shirt

John Legere, der Mann im Magenta-Shirt, ist Hoffnungsträger der Bonner in den USA. Mit einer agressiven Tarif-Politik und kostenlosen iPhone-Upgrades mischt er den US-Markt auf.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

John Legere, Magenta-Shirt- und Hoffungsträger der Telekom John Legere, Magenta-Shirt- und Hoffungsträger der Telekom
Bild: T-Mobile US
Markenzeichen Magenta-Shirt: Für einen Topmanager gibt John Legere ein ziemlich ungewöhnliches Bild ab - man könnte annehmen, dass ein berufsjugendliche Exzentriker wie Legere zur biederen Telekom eigentlich nicht passt. Doch der Chef der Telekom-Tochter T-Mobile US genießt das Vertrauen der Konzernführung und darf das Geld mit vollen Händen ausgeben. Für die T-Aktionäre ist der Mann enorm wichtig - denn T-Mobile US soll möglichst teuer verkauft werden. Wer ist also der Hoffnungsträger der Bonner in den USA?

Legere ist eine Marke: 1,5 Millionen folgen ihm bei Twitter, John Legere, Magenta-Shirt- und Hoffungsträger der Telekom John Legere, Magenta-Shirt- und Hoffungsträger der Telekom
Bild: T-Mobile US
wenn er im Central Park Joggen geht, wird es live über die Streaming-App Periscope übertragen. Im Werbespot wird der 57-Jährige als Comic-Held stilisiert, der als rebellischer Underdog gegen ein Kartell der US-Mobilfunkriesen wie AT&T oder Verizon kämpft. An einem zu kleinen Ego leidet Legere definitiv nicht. Regelmäßig keilt er gegen die Konkurrenz aus - und das mitunter ziemlich rüde.

Ein erfolgreicher Angeber

Zuletzt knöpfte sich Legere bei Twitter Marcelo Claure vor, den Chef des drittgrößten US-Mobilfunkers Sprint: "You mad, bro?", "Bist du sauer, Mann?" - verhöhnte er den Rivalen, der es gewagt hatte, die Werbung von T-Mobile als Schwindel ("fake show") zu bezeichnen. "Marcelo ist wütend [...] weil wir ihnen in den Hintern treten." Claure ist nur Legeres jüngstes Opfer - auch Donald Trump, Milliardär und US-Präsidentschaftskandidat, wurde unlängst zur Zielscheibe.

Sich mit ihm anzulegen, das sei, als ob ein Nichtschwimmer sich ins tiefe Wasser wagen würde, tönte Legere kürzlich in einem TV-Interview. Was genau die Angeberei soll, ist nicht ganz klar. Doch er spuckt auch deshalb große Töne, weil die Zahlen für ihn sprechen.

Kreative Tarif-Politik und kostenlose iPhone-Upgrades

Rückblende: Legere kam 2012 als Chef zur damals schwer angeschlagenen US-Sparte der Telekom. Die Kunden verließen den Anbieter in Scharen, die Netzqualität war miserabel, gerade erst war der Verkauf an AT&T gescheitert. Legere wurde damals als Routinier mit dreißigjähriger Branchenerfahrung verpflichtet, hatte bereits hochrangige Posten bei AT&T und Dell bekleidet. Anfangs präsentierte er sein Konzept auch noch im Anzug, der Imagewechsel folgte erst später - passend zur aggressiven Strategie des Unternehmens.

Telekom-Chef Tim Höttges lässt den Zampano in den USA an der langen Leine laufen. Mit Milliarden aus Bonn durfte Legere den Mobilfunker MetroPCS kaufen. Seitdem sichert er mit teuren Werbeaktionen den Kundenzustrom - zum Beispiel bezahlt T-Mobile in vielen Fällen die Strafgebühren für vorzeitig aufgelöste Verträge bei der Konkurrenz. Außerdem lockt T-Mobile US die Kunden mit innovativen Flatrate-Tarifen, die unter anderem auch kostenoses Datenroaming enthalten.

Eine andere spektakuläre Aktion hat T-Mobile US für alle gestartet, die sich ein neues iPhone sichern wollen: Wer einen entsprechenden Vertrag abschließt, kann sein iPhone kostenlos upgraden - und zwar bis zu drei Mal im Jahr. Das bedeutet, dass man sich jetzt ein iPhone 6 sichern kann und im Herbst das iPhone 6S, sobald es verfügbar ist.

Außerdem bietet T Mobile US Musik-Streaming mit Apple Music an, wobei der Datentraffic für diesen Dienst nicht auf das Datenvolumen des Mobilfunk-Tarifs angerechnet wird - ähnlich wie die Telekom das in Deutschland in Kooperation mit Spotify macht.

Dieser Plan geht bislang auf, kein US-Wettbewerber wächst so schnell wie die Telekom-Tochter. Nur Geld verdienen lässt sich so nicht wirklich.

Telekom hätte gern Legeres Revoluzzer-Image

Höttges hat klargemacht, dass er irgendwann auch Gewinne erwartet. Noch hat der Telekom-Chef Geduld. Die US-Tochter steht schon lange im Schaufenster und wird durch das rasante Wachstum nicht eben unattraktiver. Auch persönlich scheint Höttges durchaus ganz angetan von dem schillernden US-Manager. Auf einer Investorenkonferenz im Februar schickte er Legere als Stargast auf die Bühne, er sollte die üblicherweise eher lahme Veranstaltung auflockern.

Möglicherweise hätten sie in Bonn gerne selbst etwas mehr von dem Revoluzzer-Image. Höttges jedenfalls ließ sich in gelöster Stimmung offenbar vom ständig fluchenden Legere anstecken und stellte einen Kollegen auf der Konferenz als "Fucking Legend" (verdammte Legende) vor.

Mehr zum Thema USA