Cyber-Kriminalität

Gefälschte Job-Angebote im Internet als neue Betrugsmasche

Im Internet kursieren immer mehr gefälschte Stellenanzeigen. Die Dunkelziffer ist hoch, weil die Betrugsversuche nur selten angezeigt werden. Die Cyber-Täter sitzen im Ausland und sind fast nicht zu greifen.
Von dpa / Paulina Heinze

Illustration Cyber-Kriminalität Gefälschte Job-Angebote im Internet
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Es ist eine gemeine Masche: Internationale Betrügerbanden schalten gefälschte Stellenanzeigen in Internet-Jobbörsen oder versenden diese per E-Mail. Sie spähen Bewerber aus, stehlen deren Identität oder betrügen sie um viel Geld - überwiesen für angebliche Vermittlungsgebühren oder Spezialsoftware. Die Zahl solcher Fake-Anzeigen nimmt in Deutschland zu, wie Kai Fain, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Compliance (Dico), sagt. Jährlich gebe es mehrere Hundert Fälle; die Dunkelziffer sei jedoch extrem hoch. Zur Anzeige käme es nur selten - auch weil die Chance, die Täter zu erwischen, verschwindend gering sei.

"Der Trend ist auch in Deutschland eindeutig erkennbar", sagt Fain, nach dessen Auskunft gefälschte Stellen­anzeigen zuvor vor allem in den USA und in Großbritannien erschienen waren. Opfer seien insbesondere internationale Firmen, die kaum eine Chance hätten, sich davor zu schützen. "Sie haben nur die Möglichkeit, das sehr offensiv zu kommunizieren, damit mögliche Bewerber gewarnt sind", so Fain. Den Tätern, die im Ausland sitzen, gehe es vor allem darum, die Daten der Bewerber zu erhalten.

Auch die Wiesbadener Kion Group wurde bereits Opfer der Cyber-Kriminellen. Bei dem Gabelstapler-Hersteller schrillten die Alarmglocken, als bekannt wurde, dass Betrüger den Namen des Unternehmens missbrauchen, um Bewerber hinters Licht zu führen. "Es ging los mit gefälschten Stellen­anzeigen, die in Online-Portale eingestellt waren", sagt Top-Managerin Ruth Schorn.

Betrüger wollen Sozialversicherungsnummer erfahren

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Die Kion-Personal­abteilung wurde auf die Betrugs­versuche aufmerksam, weil sich Bewerber bei dem Unternehmen nach Stellen erkundigten, die es gar nicht gab. Kion berichtet über Fälle aus den USA, Deutschland und Brasilien. "In unterschiedlichen Stadien des Bewerbungs­verfahrens wurden Bewerber misstrauisch und meldeten sich bei uns", erklärt Schorn und fügt an: "In den USA werden Bewerbungs­gespräche oft online geführt. Ich habe mir ein solches Online-Interview angeschaut. Da hatten sich die Betrüger viel Mühe gegeben und waren perfekt über unser Unternehmen informiert."

Im Verlauf der Bewerbung hätten die Betrüger dann vom Kandidaten verlangt, eine spezielle Software zu kaufen, mit der er den Job im Home-Office ausführen könne. Eine weitere Variante ist laut Schorn, dass die Betrüger die Sozial­versicherungs­nummer ihrer potenziellen Opfer erfahren möchten. "Diese Nummer ist in den USA für die gesamte Identität eines Menschen sehr wichtig. Daher kann sehr großer Schaden entstehen, wenn man sie Fremden mitteilt", sagt die Managerin.

"Wir vermuten, dass die Betrüger in Deutschland einfach möglichst viele Daten abgreifen möchten, um diese weiter zu verkaufen", erklärt Schorn. "Mit Daten kann man richtig viel Geld verdienen." Um dies zu verhindern, hatte Kion sofort Kontakt mit der Online-Stellen­börse aufgenommen, damit die Fake-Anzeigen aus dem Netz genommen werden.

Beteiligung der Opfer an Straftaten

Während das Bundes­kriminalamt (BKA) mitteilt, dass zu dem speziellen Phänomen der gefälschten Stellen­anzeigen keine Informationen vorlägen, bestätigt das hessische Landes­kriminalamt (LKA), dass Fälle bekannt seien. Neben dem Versuch, Daten oder Geld zu erhalten, würden die Betrüger ihre Opfer mit der sogenannten Finanz­agenten-Masche dazu bringen, sich an Straftaten zu beteiligen. "Die Täter überweisen Geld an die Opfer, das diese wiederum an andere überweisen sollen. Dadurch wird der Geldfluss verschleiert", erklärt LKA-Sprecherin Virginie Wegner.

Kion hat unterdessen reagiert: Das Unternehmen warnt auf seiner Homepage vor der Masche und informiert potenzielle Bewerber darüber, was keinesfalls zum seriösen Geschäfts­gebaren gehört - etwa eine Vermittlungsgebühr zu verlangen. Für Managerin Schorn steht fest: "Es ist unangenehm, wenn man mitbekommt, dass der Name unseres Unternehmens missbraucht wird, aber wir steuern gegen."

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