iPhone-Ortung

Personen überwachen mit iPhone und iCloud - ein Test

"Big Brother" mit Hausmitteln - was taugt das Apple-System?
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Über iCloud eine Nachricht an das iPhone senden Über iCloud eine Nachricht an das iPhone senden
Screenshot: teltarif.de
Interessant sind die Funktionen, die man nach einem Klick auf den grünen Ortungspunkt auswählen kann. Unter "Ton abspielen oder Nachricht senden" öffnet sich eine Art SMS-Fenster, wo man das iPhone direkt anfunken kann. Die Ortungsnachricht wird auf dem iPhone angezeigt Die Ortungsnachricht wird auf dem iPhone angezeigt
Screenshot: teltarif.de
Über das weiße Textfeld kann man eine Nachricht verschicken oder das Feld leer lassen und auf dem Telefon einen Signalton abspielen. Selbstverständlich lassen sich beide Funktionen miteinander kombinieren.

In unserem Test funktionierte dies stets schnell und zuverlässig. Die Textmeldung wird immer in einem separaten Fenster angezeigt, auch wenn der Bildschirm des iPhones gerade gesperrt ist. Nach dem Wegschieben der Meldung wird diese im Mitteilungseingang des Telefons unter dem Betreff "Find my iPhone" archiviert. Würde man hier das Telefon ununterbrochen mit Nachrichten bombardieren, wäre eine sinnvolle Nutzung des Geräts praktisch unmöglich. Und der ausgelöste Alarmton hält sich auch nicht an die im Telefon vorgenommenen Einstellungen, sondern piept in voller Lautstärke, auch wenn das Lautlos-Profil eingestellt ist. Dies soll dazu dienen, einen Dieb in der Öffentlichkeit bloßzustellen.

Fernsperre und Fernlöschen: persönliche Daten vor fremdem Zugriff schützen

Das iPhone fordert eine Bestätigung für den Ortungsdienst Das iPhone fordert eine Bestätigung für den Ortungsdienst
Screenshot: teltarif.de
Hat wirklich ein Dieb das Telefon entwendet, kann man diesem die Verwendung des Telefons mit der Funktion "Fernsperre" dauerhaft unmöglich machen. Dazu gibt man eine vierstellige PIN ein, wiederholt zur Sicherheit die Eingabe und klickt auf "Sperren". In unserem Test dauerte es etwa vier Sekunden, bis der Sperrbildschirm mit der Aufforderung zur PIN-Eingabe auf dem Telefon auftauchte. Die Ortungsnachricht wird im Nachrichteneingang abgelegt Die Ortungsnachricht wird im Nachrichteneingang abgelegt
Screenshot: teltarif.de
Telefoniert der Dieb während dieser Aktion gerade, wird das Gespräch radikal abgebrochen. Gibt man die richtige PIN ein, kann man das Telefon zwar wieder benutzen. Die Code-Sperre bleibt aber so lange aktiv, bis man sie unter "Einstellungen - Allgemein - Code-Sperre" wieder deaktiviert. Für die erfolgreiche Deaktivierung muss nochmals die richtige PIN eingegeben werden.

Hat man sensible Dokumente oder Zugangsdaten für Internetdienste auf dem Gerät gespeichert, ist natürlich die Funktion "Fernlöschen" sinnvoll. Bevor man diese Aktion ausführt, warnt allerdings iCloud davor, dass das Telefon hinterher nicht mehr geortet werden kann. Denn auch die Zugangsdaten für die iCloud werden beim Fernlöschen entfernt - diese Funktion sollte man also nur dann durchführen, wenn man das iPhone hinterher nicht mehr aufspüren will. In unserem Test dauerte das Fernlöschen etwa sieben Sekunden. Anschließend startete das iPhone neu und begann - wie nach dem Kauf - mit dem Einrichtungsassistenten.

Fazit: Big Brother für Einsteiger, aber ohne echte Gefahr für den Überwachten

Die Ortungsnachricht wird auf dem Sperrbildschirm angezeigt Die Ortungsnachricht wird auf dem Sperrbildschirm angezeigt
Screenshot: teltarif.de
Aus dem Testbericht wird klar, dass die Kombination aus iPhone und iCloud nicht für eine echte Personenüberwachung taugt. Der ursprünglich geplante Einsatzzweck bei einem Telefondiebstahl haftet dem System noch deutlich an. Für eine echte Personenüberwachung müssten iPhone und iCloud in ständigem Kontakt zueinander stehen, um auch Bewegungsprofile ermitteln oder zum Beispiel die Fortbewegungsgeschwindigkeit erfassen zu können. Ob man dies tatsächlich möchte, steht auf einem anderen Papier. Bei der dauerhaften Überwachung einer fremden Person müsste diese nach deutschem Recht sowieso vorher zustimmen, beispielsweise bei einem Unternehmenseinsatz.

Denn für eine unbemerkte Überwachung taugt das System sowieso nicht: Jeder einigermaßen mit dem iPhone vertraute Benutzer kann - bevor das Bombardement mit Mitteilungen, oder das Sperren und Löschen beginnt - in den Einstellungen die Ortungsdienste ganz leicht deaktivieren oder die Verbindung zur Apple-ID löschen. Und wenn das Telefon ausgeschaltet ist, kann man in der iCloud zwar ständig auf den Ortungs-Button drücken. Alle Versuche, das Telefon ausfindig zu machen, sind in diesem Fall allerdings vergeblich.

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