1984

1984: Android- und Apple-Apps spionieren Nutzer aus

Smartphone-bezogene Daten werden an Werbenetzwerke gesandt - Apple verklagt
Von Kaj-Sören Mossdorf

Android- und iOS-Apps senden Informationen an Werbenetzwerke. Android&iOS: Apps senden Personen-bezogene an Werbenetzwerke
Logo: Google, Apple Montage: teltarif.de
Die totale Kontrolle ist ein Traum den nicht nur George Orwell in seiner Dystopie 1984 beschreibt. Nicht an die totale Kontrolle, aber an die Anpassung von Werbung auf den einzelnen Nutzer kommen Werbenetzwerke, durch eine vereinfachte Identifizierung, nun immer näher heran. Die Werbenetzwerke setzen dabei auf Anreize für Entwickler in den Apps Möglichkeiten zu schaffen, die die Weitergabe von Informationen dann ermöglichen. Berichten des Wall Street Journals zufolge senden verschiedene Apps, die Smartphone-Nutzer auf iOS- und Android-Geräten installieren können, unter anderem Standort-Daten. Die Daten werden dabei ohne Einwilligung des Nutzers gesendet.

Android- und iOS-Apps senden Informationen an Werbenetzwerke. Android&iOS: Apps senden Personen-bezogene an Werbenetzwerke
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Die Tageszeitung überprüfte 101 weit verbreitete Applikationen. Das Ergebnis: 56 Apps übertragen die eindeutige Gerätenummer, 47 Apps übermitteln den Standort des Smartphones und fünf Applikationen gehen noch weiter und geben Personen-bezogene Daten an Außenstehende. Die Studie zeigte weiterhin auf, dass die getesteten iPhone-Apps insgesamt mehr Daten übertrugen, als Android-Apps. Das WSJ weist aber darauf hin, dass nicht alle in den Appstores angebotenen Applikationen getestet wurden und die Aussage deshalb nicht als universell gelten kann. Zu den von der Tageszeitung beanstandeten Apps zählen TextPlus 4 (iPhone), Pandora (iPhone und Android), Paper Toss (iPhone und Android), Grindr (iPhone) sowie Pumpkin Maker (iPhone).

Die App TextPlus 4 sendet die eindeutige Gerätenummer an acht Werbenetzwerke, die Daten wurden bei zwei von ihnen um die Postleitzahl, das Alter und das Geschlecht des Nutzers erweitert. Ähnlich auskunftsfreudig zeigt sich die Musik-App Pandora. Sie sendet Alter, Geschlecht, Aufenthaltsort und die Gerätenummer an verschiedene Werbenetzwerke. Auch Grindr sendet Geschlecht, Aufenthaltsort und die Gerätenummer an drei Werbenetzwerke. Die App Pumpkin Maker sendet nur den Aufenthaltsort, dies aber eben ohne die Einwilligung des Nutzers. Die Spiele-App Paper Toss sendet immerhin die Gerätenummer an mindestens fünf Firmen.

Gerätenummer als Supercookie

Doch warum sind solche Informationen für Werbenetzwerke interessant? Cookies werden, die wie die eindeutige Gerätenummer auch, genutzt ob den Nutzer über einen längeren Zeitraum, im Idealfalle permanent zu überwachen. Während Cookies aber in den verschiedenen Versionen (PC und Smartphone) von Browsern, wie dem Internet Explorer gelöscht werden können, kann die Gerätenummer nicht anonymisiert werden. Den Werbenetzwerken wird so eine ständige Identifizierung der Geräte ermöglicht. Verbunden mit persönlichen Informationen, wie dem Alter eines Nutzers, können Werbeanzeigen personalisiert und so effektiver genutzt werden. Für lokale Werbung ist dabei der Aufenthaltsort des Nutzer essenziell.

Während Apple angibt, die angebotenen Apps zu überprüfen, geht Google dem WSJ zufolge nach dem Motto vor, dass wenn eine Apps auf zu viele Informationen zugreift, der Nutzer sie nicht installieren müsste. Android-Apps müssen dem Nutzer bei der Installation anzeigen, auf welche Informationen sie zugreifen. Dabei müssen Apps für beide Betriebssysteme nicht angeben, ob sie die eindeutige Gerätenummer nutzen.

Klage gegen Apple

Gegen Apple wurde nun beim Bezirksgericht San Jose eine Klage eingereicht. In dieser wird das kalifornische Unternehmen beschuldigt, die eindeutige Gerätenummer zwar als persönliche Identifizierung anzusehen, die Kriterien zur App-Entwicklung entsprechend angepasst zu haben und damit die potentiellen Gefahren erkannt zu haben, aber letztlich die eigenen Standards nicht eingehalten zu haben. Die Apps die in der Anklageschrift genannt werden, stimmen weitestgehend mit den oben beschriebenen überein. Mittlerweile ist eine weitere Klage gegen das Unternehmen eingereicht wurden.

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