VDSL-Technik

VDSL1 und VDSL2: Die VDSL-Technik

VDSL ist die schnellste DSL-Vari­ante. Wir zeigen Ihnen alles rund um die Technik und infor­mieren über Verfüg­bar­keit und Ausbau von VDSL.
Von Ralf Trautmann / Julian Ruecker

VDSL1 und VDSL2: Die VDSL-Technik VDSL1 und VDSL2: Die VDSL-Technik
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Neben dem klas­sischen DSL-Anschluss gibt es noch eine schnel­lere Vari­ante, um ins Internet zu gelangen. VDSL steht für "Very High Speed Digital Subscriber Line" und kann wesent­lich höhere Surf-Geschwin­dig­keiten als DSL errei­chen. Manchmal finden sich auch andere Bezeich­nungen wie "Very High Data Rate DSL" oder "Very High Bitrate DSL", doch sind diese - anders als die erst­genannte - nicht im VDSL-Stan­dard der ITU defi­niert. Auf dieser Seite erklären wir Ihnen alles rund um die VDSL-Technik. Aktu­elle VDSL-Ange­bote finden Sie in einem weiteren Ratgeber.

Die Inter­natio­nale Fern­mel­deunion (ITU) hat zwei verschie­dene Stan­dards fest­gelegt, die als VDSL1 (ITU-T G.993.1) und VDSL2 (ITU-T G.993.2) bekannt sind. Das VDSL1-Netz wurde ledig­lich in Japan, China und Südkorea einge­richtet und hat welt­weit keine große Bedeu­tung erlangt. Auch in Deutsch­land hat sich der VDSL1-Stan­dard nie durch­gesetzt, und so wird ausschließ­lich das VDSL2-Netz verwendet, auch wenn die Netz­betreiber hier­zulande auf die Versi­ons­nummer verzichten und nur von "VDSL" spre­chen. VDSL1 und VDSL2: Die VDSL-Technik VDSL1 und VDSL2: Die VDSL-Technik
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Details zur VDSL-Technik

Reali­siert wird das schnel­lere VDSL2 über eine Kombi­nation aus Kupfer- und Glas­faser­leitungen (Opti­sche Anschluss­lei­tung), wobei die Netz­anbin­dung umso schneller ist, je näher die Glas­faser­lei­tung an die Teil­neh­mer­anschlüsse heran­reicht. Die Glas­faser trans­por­tiert das Daten­signal bis zur örtli­chen Vermitt­lungs­stelle oder zum Kabel­ver­zweiger am Stra­ßen­rand (Fibre to the Curb oder kurz FTTC). Von dort aus wird es über das Kupfer­kabel zum Anschluss des Kunden über­tragen. Dazu sind VDSL-Modems beim Nutzer sowie im Kabel­ver­zweiger notwendig.

Für die Über­gabe zwischen den verschie­denen Leitungs­arten kommen in den vielen Kabel­ver­zwei­gern für Stra­ßen­züge oder Wohn­blöcke soge­nannte Outdoor-DSLAM (Digital Subscriber Line Access Multi­plexer) zum Einsatz. Beim herkömm­lichen DSL sind dies größere DSLAMs in der Vermitt­lungs­stelle. Auf diese Weise erreicht VDSL2 theo­retisch bis zu 100 MBit/s im Down­stream, aller­dings nur auf sehr kurzen Distanzen und nur dann, wenn es wenige Anschlüsse im glei­chen Leitungs­bündel gibt. In der Regel setzen die Anbieter, um Daten­raten von 100 MBit/s zu errei­chen, heute VDSL Vecto­ring ein. Mit Super-Vecto­ring (ITU-T G.993.5) sind sogar bis zu 250 MBit/s möglich.

VDSL1 und VDSL2: Die Unter­schiede

Bei VDSL1, das Frequenzen bis 12 MHz verwendet, sind 52 MBit/s bereits das theo­reti­sche Maximum, wobei der Effekt der abneh­menden Leis­tung mit zuneh­mender Distanz zur Vermitt­lungs­stelle noch größer ist. Bereits bei etwa zwei Kilo­metern Abstand über­steigt die Leis­tung eines VDSL1-Anschlusses die von gewöhn­lichem ADSL nicht mehr. VDSL2 kommt unter Nutzung von Frequenzen bis 30 MHz (bzw. bis 35 MHz bei Super-Vecto­ring) bei einer solchen Distanz derzeit immerhin noch auf die Geschwin­dig­keit von ADSL2+.

Zu den Vorteilen von VDSL2 gehört, dass es im Unter­schied zu VDSL1 voll mit ADSL/ADSL2+ abwärts­kompatibel ist. Zudem ermög­licht VDSL2, per QoS (Quality of Service) bestimmte Daten­dienste zu priori­sieren, sodass beispiels­weise ein Internet-Tele­fonat über All-IP oder eine Internet-basierte TV-Über­tra­gung immer die benö­tigte Band­breite bekommt, auch wenn die Leitung parallel dazu noch ander­weitig stark bean­sprucht wird.

VDSL Vecto­ring: DSL ohne Störungen

Anschlussmöglichkeiten DSL DSL-Anschlussvarianten: 1. DSL, 2. VDSL, 3. Vectoring, 4. Super-Vectoring
Bild: Deutsche Telekom
Ein wesent­liches Problem für die DSL-Verbin­dung ist das soge­nannte Über­sprechen (Cross­talk). Die Störung tritt auf, wenn sich die Signale benach­barter Leitungen gegen­seitig behin­dern. Sind die Stör­faktoren einer bestimmten Leitung bekannt, kann jedoch gezielt gegen­gesteuert werden. Indem ein gegen­läufiges Signal gesendet wird, lassen sich die Stör­faktoren kompen­sieren und die Daten­rate erhöhen. Beim VDSL Vecto­ring passiert genau das.

Um Vecto­ring gewähr­leisten zu können, müssen jedoch alle Leitungen zwischen dem Kunden und dem VDSL-Modem im Kabel­verzweiger zum glei­chen Anbieter gehören. Damit das gewähr­leistet werden kann, gibt es bei Vecto­ring die Regel, dass nur ein Anbieter VDSL Vecto­ring ausbauen kann und die Wett­bewerber die Leitung beim jewei­ligen Netz­betreiber anmieten müssen. Hierfür wurde seitens der Bundes­netz­agentur eine Vecto­ring-Liste einge­führt, bei der Netz­betreiber ihre Ausbau­pläne verbind­lich anmelden und binnen Jahres­frist auch ausbauen müssen. Wer beim Vecto­ring-Ausbau als Netz­betreiber leer ausgeht, kann nur noch ADSL2+ mit eigener Technik ausbauen oder muss die Glas­faser­leitung direkt bis ins Gebäude des Kunden legen.

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