atomisiert

Intel sucht Platz im Tablet- und Smartphone-Prozessor-Markt

Extrem schwieriger Markteintritt in die Mobilwelt
Von

Intel-Chef Otellini erkannte auf dem Mobile World Congress unumwunden an: Im letzten Quartal haben die Verkaufszahlen von Smartphones erstmalig die der PCs (gemeint sind hiermit auch PC-"Abkömmlinge" wie Laptops und Netbooks) überschritten. Und die Auguren sagen weiter steil steigende Smartphone-Verkaufszahlen voraus, insbesondere dank der rapide wachsenden Leistungsfähigkeit der Geräte im preislichen Einsteigersegment von 100 bis 300 Euro.

Intel auf der Suche nach dem Platz im Tablet- und Smartphone-Prozessor-Markt Intel auf der Suche nach dem Platz im Tablet- und Smartphone-Prozessor-Markt
Montage: teltarif.de
Bisher hat Intel, der mit Abstand führende Hersteller von PC-Prozessoren, im Smartphone-Bereich jedoch nichts zu melden. Schlimmer noch, haben die Tablets auf Basis von Smartphone-Chips und Smartphone-Betriebssystem, allen voran das Apple iPad im letzten Jahr einen fulminanten Start hingelegt. Intel-Chip basierte Tablets und Convertibles kommen hingegen seit bald einem Jahrzehnt aus Nischenanwendungen nicht heraus.

Ähnlich lange ist bereits die ARM-Technologie führend bei Mobilprozessoren für Handys und Smartphones. Doch vor fünf Jahren beschloss Intel: "Das können wir besser", verkaufte kurzerhand das eigene ARM-Geschäft (Markenname X-Scale) an Marvell, und begann mit der Entwicklung einer eigenen, zum PC-Standard x86 kompatiblen Ultra-Mobil-CPU, dem Atom. Während der Atom im PC-kompatiblen Einsteigersegment, den Netbooks, zahlreiche Erfolge feierte, blieb ihm der Durchbruch im ultra-mobilen Segment trotz (oder wegen?) zahlreicher Versuche weitgehend erfolglos: UMPC ("Ultra Mobile PC") oder MID ("Mobile Internet Device"): Wer kennt diese Begriffe überhaupt noch?

Argumente pro Intel

Seitdem wiederholt sich Jahr für Jahr auf Messen ungefähr dasselbe Spiel: Intel stellt heraus, wie viel leistungsfähiger Atom als ARM ist. Und Intel stellt klar, dass der Atom dank x86-Befehlssatz kompatibel zu einer wahren Software-Flut ist, die für Windows, Mac und generell "das Internet" entwickelt wurde. Die Mobil-Chip-Branche hält dagegen, dass der Atom samt Chipsatz viel mehr Strom saugt als ARM, und dass ARM-SoCs ("System on a Chip") bei wichtigen Multimedia-Anwendungen, insbesondere der Video-Wiedergabe, dank zahlreicher Zusatz-Prozessoren, teils deutlich vorne liegen. Und selbst dem notorischen Ressourcen-Fresser Flash kommt man bei, indem man dieses nativ im Browser laufen lässt und die Wiedergabe mit den im ARM-SoC enthaltenen 3D-Funktionen hardwarebeschleunigt. Oder man verzichtet ganz auf den Flash-Player, wie Apple bei iPhone und iPad.

Den markigen Performance-Versprechungen Intels sollen natürlich Taten folgen, und so wird der Konzern nicht müde zu erklären, wie viele Smartphones und Tablets mit Diamondville, Pine Trail, Moorestown oder aktuell Oak Trail demnächst erscheinen werden. Doch oft genug folgten den Versprechungen keine Taten. Vor gut einem Jahr stellten Intel und LG beispielsweise das Moorestown-basierte Super-Smartphone GW990 vor. Wie so viele der vorher oder nachher angekündigten Atom-Mobilgeräte verschwand es aber wieder sang- und klanglos in den Schubladen.

nächste Seite:

Weitere Meldungen zum Mobile World Congress 2011