Abgehängt: Deutschland hat Probleme mit der Infrastruktur
Mobile Payment, Internet für Unterwegs oder auch Behördengänge über das Web erledigen: Deutschland ist überall hinterher
Fotos: ponsulak-/Africa Studio-fotolia.com,/Apple, Montage: teltarif.de
Deutschlands Wirtschaft eilt weltweit ein guter Ruf voraus: effizient, organisiert und technologisch fortgeschritten, von Autos bis Waschmaschinen: so soll sie sein. Aber in Sachen
Infrastruktur gibt es viele Baustellen. Wo kann sich Deutschland vom
Ausland etwas abschauen? Einige Beispiele.
Mobiles Internet
Mobile Payment, Internet für Unterwegs oder auch Behördengänge über das Web erledigen: Deutschland ist überall hinterher
Fotos: ponsulak-/Africa Studio-fotolia.com,/Apple, Montage: teltarif.de
Noch immer ärgern Funklöcher auf der Bahnfahrt oder auf dem Land die
Deutschen. Zwar gibt es im tiefen Sibirien auch mal schlechten
Empfang, doch die Russen sind beim Internet ambitioniert: Moskaus
Stadtregierung will die Metropole zur modernsten Stadt Europas in
Sachen Internet machen. Schon jetzt gibt es an fast allen
öffentlichen Orten gratis WLAN - sogar in der Metro. In den
Großstädten und auch im Hinterland soll Breitbandinternet mit
Geschwindigkeiten von 100 Megabit pro Sekunde überall verfügbar sein.
Auch in Sachen mobilem Internet kann sich Deutschland umsehen. Während hierzulande noch der Ausbau des 4G-Mobilfunknetzes im internationalen Vergleich hinterherhinkt, beginnt in Südkorea bereits im März die 5G-Ära für Smartphone-Nutzer. In Seoul rüsten sich Regierung und Unternehmen für die Umstellung. Die Südkoreaner sprechen vom weltweit ersten kommerziellen 5G-Netz.
Funklöcher gehören in Bulgarien und Rumänien der Vergangenheit an. Fast jede Würstelbude bietet den Gästen kostenloses und unbeschränktes W-LAN an. Die Länder zählen zu den Top 10 der Welt in puncto Internetgeschwindigkeit, wie zum Beispiel eine "State of the Internet"-Studie des Internetdienstleisters Akamai ergibt,
Komplizierte Bürokratie
Kurzfristig ein Termin in einem deutschen Meldeamt bekommen? Schwierig. Und einen neuen Reisepass bekommt man häufig erst nach sechs bis acht Wochen. In Mexiko ist das hingegen sehr leicht: Die Bürger können einfach mit ihren Unterlagen zu einem der zahlreichen Zweigstellen des Außenministeriums gehen. Einige dieser Büros sind sogar in Einkaufszentren untergebracht. Der Pass wird direkt vor Ort ausgestellt und kann gleich mitgenommen werden. Das ganze Verfahren dauert ungefähr eineinhalb Stunden.
Behörden-Gelder zu zahlen, ist in Großbritannien sehr unkompliziert. Mit der automatischen Kennzeichenerfassung werden Mautgebühren leicht erhoben. Über das Nummernschild lassen sich Fahrzeugtyp und Schadstoffklasse ermitteln. Wer etwa mit einem älteren Dieselfahrzeug in Londons Umweltzone fährt, wird so erfasst und muss zahlen. Das System gibt es auch in Parkhäusern. Die Kamera an der Schranke erkennt am Nummernschild, wer seine Gebühr bezahlt hat. Ein Parkticket ist überflüssig. In Dänemark oder Österreich wird der Parkschein per Smartphone-App bezahlt.
Hang zum Bargeld
Manches zahlen die Deutschen mit Bargeld, anderes mit EC- oder Kreditkarte, per Bankeinzug, mit Paypal oder per Überweisung. Ein ziemliches Durcheinander. Für die Skandinavier gehören Münzen und Geldscheine bereits weitgehend der Vergangenheit an, vor allem in den Großstädten wie Stockholm und Kopenhagen regiert die Kreditkarte. In vielen Läden kann generell nur noch mit Karte bezahlt werden. Nur noch etwa jeder zehnte Finne zahlt nach offiziellen Angaben bar, meistens sind das Senioren.
Auch wer in China einkauft, zückt an der Kasse nur noch selten sein Portemonnaie. Stattdessen ist es schon seit Jahren völlig normal, selbst kleinste Einkäufe am Kiosk um die Ecke mit dem Handy zu erledigen.
In Kenia, wo es kein funktionierendes Bankensystem gibt, bezahlt man per M-Pesa - das "M" steht für "mobil" und "Pesa" bedeutet Geld auf Kiswahili. Mit dem Dienst schicken und erhalten Kenianer Geld über das Handy. Damit können sie quasi alles bezahlen, vom Busticket bis zur Stromrechnung, und können Geld innerhalb von wenigen Sekunden ans andere Ende des Landes schicken. Dafür benötigen sie kein Bankkonto, lediglich ein Handy mit einer Simkarte. In dem Land mit knapp 50 Millionen Einwohnern gibt es fast 48 Millionen M-Pesa-Konten.
Auch in Afghanistan hat der Betreiber Vodafone ein ähnliches Geldtransfer-System gestartet. Es heißt hier M-Paisa und bietet als Neuerung auch sprachbasierte Dienste, um auch Analphabeten die Möglichkeit zu geben, das System zu nutzen.